Das Blut des Teufels
hinzugefügt worden … hat uns unserem Ziel einen Schritt näher gebracht.« Der Abt verließ den Altar und nahm die anderen mit.
»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte Henry und nickte zu der Statue hinüber.
»Sie sind soeben Zeuge dessen geworden, weshalb der Vatikan das Metall damals für dämonisch erklärt hat. Es ist die einzigartige Eigenschaft des Sangre del Diablo .« Ruiz wandte sich an Joan. »Wir haben Ihre Notizen und Berichte gelesen. Wie Sie in kurzer Zeit haben wir über die Jahre hinweg erfahren, dass das Metall auf jede äußere Energiequelle reagiert: Elektrizität, Röntgenstrahlung, radioaktive Strahlung, Wärmestrahlung. Es benutzt alle Arten von Energie mit perfekter Effizienz, verändert seinen Zustand von fest zu flüssig. Aber was Sie noch entdecken mussten, war die Eigenschaft, die die Inka den Dominikanermönchen demonstrierten, die als Erste bei ihnen eintrafen.«
»Und das wäre?«, fragte Henry.
Abt Ruiz warf ihm einen kurzen Blick zu. »Es reagiert auch auf menschliche Gedanken.«
»Was?«, keuchte Joan.
Trotz seiner Verblüffung schwieg Henry weiterhin. Ihm fiel ein, wie die Probe sich angeschickt hatte, ein Doppel des Dominikanerkreuzes zu formen, als er das Kruzifix in Händen gehalten und darüber nachgedacht hatte.
»Wenn man sich stark konzentriert«, fuhr der Abt fort, »reagiert es auf die Alphawellen des Gehirns genauso wie auf Röntgenstrahlen oder Mikrowellen. Es schmilzt und zerfließt in die Form, die der Bittsteller im Sinn hat.«
»Unmöglich …«, murmelte Joan, aber ihrer Stimme mangelte es an Überzeugungskraft.
»Nein, nicht unmöglich. Das Gehirn kann bedeutende Strahlungsmengen produzieren. Quantifizier- und messbar. In den frühen siebziger Jahren haben Experimente sowohl bei den Russen als auch bei der CIA gezeigt, dass gewisse einzigartige Individuen allein mit der Kraft ihrer Gedanken Objekte und Filmmaterial beeinflussen konnten.« Ruiz schaute sich nach der Christusgestalt um. »Aber in diesem Fall ist nicht das Individuum einzigartig, sondern die Substanz . Sie ist auf die Ausstrahlungen des menschlichen Gehirns abgestimmt, auf seine Gedanken.«
Henry hatte die Sprache wieder gefunden und sagte mit fast erstickter Stimme: »Aber das ist eine erstaunliche Entdeckung! Wa… warum die Geheimhaltung?«
»Damit die Menschheit weiterhin Hoffnung auf Erlösung hat«, stellte Abt Ruiz feierlich fest. »Das heilige Edikt von Papst Paul III. aus dem Jahr 1542 erlaubte der spanischen Sektion des Dominikanerordens, alles zu unternehmen, um zu verhindern, dass das dämonische Metall die Menschheit verdarb. Seine Existenz geheim zu halten und es von Sünden zu läutern.«
Henry kniff die Augen zusammen. »Sie betonen das immer wieder – ihre Sektion . Was meinen Sie damit? Wer genau sind Sie?«
Der Abt starrte ihn an, als wog er ab, ob Henry eine Antwort wert war. Als er etwas erwiderte, tat er es leise und mit einer untergründigen Bedrohung. »Wer wir sind? Unser Orden ist einer der ältesten der Dominikaner und wurde im dreizehnten Jahrhundert gegründet. Einst nannte man uns die Hüter der Frage. Unser Orden war es, der als Erster die Konquistadoren in die Neue Welt begleitet hat, in das Land der Heiden. Als Entdecker des Sangre wurden wir mit der Aufgabe betraut, jede Unze des dämonischen Metalls zu konfiszieren und alle, die etwas mit seiner Entdeckung zu tun hatten, so lange der Befragung zu unterwerfen, bis das Wissen von el Sangre im Schoß der Kirche verschwand.«
Langsam dämmerte Henry die Erkenntnis. Ihm fiel das Symbol der gekreuzten Schwerter auf Bruder de Almagros Ring ein. »O mein Gott«, formte er mit dem Mund.
Nicht im Geringsten beschämt richtete sich Abt Ruiz auf. »Wir sind die Letzten der Inquisitoren.«
Ungläubig schüttelte Henry den Kopf. »Aber Sie wurden aufgelöst. Im späten neunzehnten Jahrhundert ist Rom von der spanischen Inquisition abgerückt.«
»Nur nach außen hin … das heilige Edikt von Papst Paul III. ist niemals widerrufen worden.«
»Also sind Sie hierher geflohen?«, fragte Henry.
»Ja, weit weg von den neugierigen Augen und näher heran an die Quelle des Sangre del Diablo . Unser Orden sah unsere Mission als zu lebensnotwendig an, um sie im Stich zu lassen.«
»Eine Mission wofür?«, fragte Joan. »Nachdem Sie hier so lange geforscht haben, glauben Sie ja wohl kaum noch daran, dass das Metall vom Teufel besudelt wurde?«
Ihre Worte entlockten dem Abt ein väterliches Lächeln. »Nein. Im Gegenteil, wir glauben jetzt,
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