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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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und sann über Normans Geschichte nach. »Und du hast plötzlich die Inkasprache verstanden …« Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht ein hypnotischer Lernprozess. Das könnte den Gedächtnisverlust erklären. Aber der Grad der Heilung – das Knie, die Augen –, der geht weit über alles hinaus, was die westliche Medizin tun könnte. Es ist … es ist fast ein Wunder.«
Sam runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht an Wunder. Es muss eine andere Erklärung geben. Und die liegt in dem Tempel.« Er sah Norman in die Augen. »Würdest du den Weg dahin wieder finden?«
Einen Moment lang spitzte Norman die Lippen, dann erwiderte er: »Ich glaube schon. Der Weg war deutlich erkennbar und dann gab es etwa alle hundert Meter diese steinernen Wegmarkierungen. Da sind die Krieger stehen geblieben, haben kurz ein paar Worte gemurmelt und sind weitergegangen.«
»Gebetstotems«, erklärte Sam. Inzwischen war er zuversichtlich, dass er, falls nötig, diesen Sonnentempel finden könnte. Damit müsste er sich für den Augenblick zufrieden geben. Morgen würde Onkel Hank eintreffen und dann konnte er das seltsame Rätsel dessen Fachkenntnis überlassen. So sorgenvoll und nervenaufreibend der Tag auch gewesen war – Sam war schlicht erleichtert darüber, dass Norman wieder wohlauf war, da zählte das Wie oder Warum nicht.
Das Getrommel auf dem Platz erstarb und die Tänzer wurden langsamer und hielten inne. Eine Inkafrau erstieg einen Steinsockel und sang leise ein Lied; eine einsame Stimme in der heißen Nacht. Bald fiel die Menge in den feierlichen Gesang ein und ihre Stimmen stiegen wie Dampf in den mitternächtlichen Himmel. Denal tat es ihnen gleich. Obwohl die Worte nicht übersetzt wurden, spürte Sam Freude, gemischt mit Verehrung, fast wie bei einem christlichen Choral.
Maggies Worte gingen ihm durch den Sinn. Wunder. Waren die Inka über eine wundersame Heilquelle gestolpert? Über etwas Ähnliches wie den mystischen Jungbrunnen des Ponce de Leon? Beim Gedanken an eine solche Entdeckung bekam Sam einen trockenen Mund.
Während er dem leisen Gesang der Menge lauschte, blickte er über den Platz hinweg; erneut verblüffte es ihn, dass es keine Kinder gab, keine Babys in den Armen oder Kleinkinder, die am Rockzipfel der Mutter hingen. Auch hatten sich keine älteren Leute unter diese jüngeren Männer und Frauen gemischt. Alle Gesichter, die dem vollen Mond am Himmel zugekehrt waren und ihm zusangen, waren zu gleichartig, fast gleichaltrig.
Wer waren diese Leute? Was hatten sie entdeckt? Sam durchfuhr ein Schauer, der nichts mit der zunehmenden Kühle im Tal zu tun hatte.
Schließlich lief Stille wie eine Welle über den Platz. Sams Blick wurde zur Südseite gezogen, als die Feiernden allesamt auf die Knie fielen. Die kleine Frau, die den Gesang geleitet hatte, stieg von ihrem Sockel und kniete ebenfalls nieder. Bald blieb nur noch eine Gestalt übrig, die auf der anderen Seite stand. Reglos. Groß für einen Inka, mindestens zwei Meter. Sie trug einen Stab mit einer in alle Richtungen strahlenden Sonne an der Spitze.
Maggie drängte ihre Leute, gleichfalls niederzuknien. »Es muss der Sapa Inka sein«, flüsterte sie.
Sam gehorchte, da er diesen Anführer nicht beleidigen wollte. Jede weitere Zusammenarbeit würde vom guten Willen dieses Burschen abhängen.
Langsam schritt der Mann durch die Menge und während er vorüberging, neigten Männer und Frauen ihre Köpfe und legten ihre Stirn gegen den Steinboden. Niemand sprach ein Wort. Zwar wurde der Mann nicht wie für die Sapa Inka üblich auf einer Sänfte getragen, war aber in die Gewänder der Könige gekleidet: angefangen von der llautu -Krone aus geflochtenen Zöpfen, darin Papageienfedern und rote Troddeln aus Vikunjawolle, bis hinab zu einem langen Gewand aus kostbarem cumbi -Tuch, das mit Gold- und Silberverzierungen besetzt war. Selbst seine Sandalen waren aus Alpakaleder gefertigt und mit Rubinen geschmückt. Der Stab in seiner rechten Hand war so lang wie der Mann selbst und das Symbol der strahlenden Sonne etwa handtellergroß.
»Der Stab«, murmelte Norman. »An den erinnere ich mich. Aus dem Tunnelschacht.«
Als Sam dem Fotografen einen Blick zuwarf, konnte er sehen, wie nervös und ängstlich er war. Er berührte Norman an der Schulter, eine Geste, die ihm Zuversicht verleihen sollte.
Als der König näher kam, musterte Sam sein Gesicht. Es zeigte Züge, wie sie für einen Inka typisch waren: mokkafarbene Haut, breite Wangenknochen, volle, starke Lippen,

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