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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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antwortete Norman und deutete mit dem Kopf auf die Farben. »Uns werden Zeichen der Macht auf den Körper geschrieben.«
Der Schamane tunkte einen Finger in die rote Farbe, intonierte laut ein Gebet und hob dann die Klinge aus Feuerstein.
Norman folgte mit dem Blick dem Messer und wurde blass. Ohne Kamapak aus den Augen zu lassen, warf er Sam einen Seitenblick zu.
»Was noch?«, fragte Sam, der spürte, dass etwas Unausgesprochenes in der Luft lag.
»Er will uns außerdem noch vor Sonnenaufgang die Zunge herausschneiden …. damit unser Geschrei Inti nicht beleidigt.«
»Na, großartig …«, kommentierte Sam bitter.
Kamapak hielt sein Messer dem heller werdenden Himmel entgegen. Während er weiter sein Gebet herunterleierte, stieg der Rand der Sonnenscheibe über die östliche Kante des Vulkankegels. Wie ein erwachendes Auge, dachte Sam. Einen Moment lang verstand er, weshalb die Inka der Sonne so viel Verehrung zuteil werden ließen. Es war, als würde ein gewaltiger Gott auf ihre niedere Welt hinabspähen. Kamapak ritzte sich den Daumen mit dem Messer und begrüßte die Sonne mit dem eigenen Blut.
Obwohl Sams Leben bedroht war, beobachtete ein kleiner Teil seiner selbst fasziniert das Ritual. Ein echter Opferritus der Inka, eine längst gestorbene Tradition wurde wieder lebendig! Er musterte die winzigen Schälchen mit Naturfarben: Rot aus der Krapppflanze, Blau aus Indigo, Purpur aus zerquetschten Schnecken.
Während Kamapak weiter betete, versteifte sich Norman plötzlich. Sam sah von den Farben auf und entdeckte eine Gestalt, die aus einem Eingang in der Nähe kam. Fast hätte er aufgestöhnt, als er sie erkannte: Es war Maggie.
Hinter dem Rücken des Schamanen rannte sie über die Steine, barfuß wie die Jäger – aber auch ebenso bewaffnet . In der rechten Hand hielt sie einen langen Holzknüppel.
Kamapak musste die Gefahr gespürt haben. Er wollte sich gerade umwenden, als Maggie bereits hinter ihm stand. Sie schwang das gehärtete Holz und schlug dem Schamanen damit heftig über die Schläfe. Es gab ein dumpfes Geräusch, Kamapak fiel auf die Hände, dann aufs Gesicht und regte sich nicht mehr. Blut quoll aus den dunklen Haaren des Mannes.
Zu verdattert, um reagieren zu können, starrte Sam einige Sekunden lang nur vor sich hin. Schließlich wandte er sich Maggie zu, die selbst völlig verblüfft über die eigene Tat zu sein schien. Der Knüppel glitt ihr aus den tauben Fingern und fiel klappernd auf das Granitpflaster.
»Das Messer«, sagte Sam. Seine Worte lenkten ihren Blick von der schlaffen Gestalt des Schamanen ab. Er nickte zu dem Feuerstein hinüber und drehte sich so, dass sie seine gefesselten Handgelenke sehen konnte.
»Ich habe selbst eins«, erwiderte Maggie, die plötzlich wieder hellwach war. Sie warf einen Blick über den Platz, zog den goldenen Dolch aus dem Gürtel und zerschnitt rasch Sams Fesseln.
Er sprang auf und rieb sich die Gelenke. Anschließend trat er zu Kamapak, um ihn zu untersuchen. Der Schamane lag reglos da, doch seine Brust hob und senkte sich. Sam stieß erleichtert die Luft aus. Der Mann war nur bewusstlos.
Maggie reichte Sam den goldenen Dolch, nachdem sie Norman befreit hatte, und half dem Fotografen auf die Beine. »Könnt ihr beide laufen?«
Norman nickte schwach. »Wenn’s sein muss …«
Stimmen ertönten in der Nähe. Irgendwo hob sich die erschrockene Stimme einer Frau. »Ich fürchte, es muss sein«, meinte Maggie.
Sie wandten sich gleichzeitig um und wollten losrennen, doch es war bereits zu spät.
Von allen Seiten des Platzes traten bewaffnete Männer und Frauen aus Straßen und Gassen. Sam und die anderen beiden wurden in die Mitte des Dorfplatzes getrieben und umzingelt.
Sam bemerkte, dass Norman den Feuerstein des Schamanen mit einer Faust umklammerte. Der Fotograf hob ihn hoch. »Wenn sie mir die Zunge rausschneiden wollen, werden sie mit mir darum kämpfen müssen.«
»Wo ist Denal?«, flüsterte Sam.
»Ich habe ihn mit dem Gewehr zurückgelassen«, erwiderte Maggie. »Er sollte die anderen weglocken, damit ich versuchen konnte, euch zu befreien. Wir wollten uns im Regenwald treffen.«
»Glaube kaum, dass aus diesem Plan was wird«, meinte Norman und zeigte mit seinem Feuersteinmesser nach vorn. »Seht mal!«
Auf der anderen Seite des Platzes hielt einer der Jäger Sams Winchester in Händen. Er hielt die Waffe vorsichtig wie eine giftige Schlange und schnüffelte naserümpfend an der Mündung.
»Denal …«, murmelte Maggie.
Von dem Jungen war keine

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