Das Blut des Teufels
herstellte. Er nickte Juan zu, er solle vorangehen, gefolgt von Miguel.
Während die beiden hinabstiegen, behielt Gil das Lager im Auge. Der Saum des Regenwalds ringsumher wurde von den vier Scheinwerfern erhellt, die in allen vier Himmelsrichtungen um die Ruinen standen. Durch den Dschungel hallten Rufe und gelegentliches Gekreisch. Diese nächtlichen Geräusche sowie das Rasseln und Tuckern des Generators sollten ihr Unternehmen decken.
Zufrieden hing sich Gil sein Gewehr über die Schulter und folgte den anderen die Leiter hinab.
»Ai, Dios mio , das hier unten ist ’n verdammter Irrgarten«, flüsterte Juan säuerlich.
Miguel knurrte bloß und spuckte einen Mund voll hoja de coca aus. Die Kokablätter platschten auf den Granitstein.
Keiner von beiden war bislang unten in den Ruinen gewesen. Nur Gil kannte sich genauestens in den Tunneln und Räumen des vergrabenen Bauwerks aus. Gebückt brachte er sie durch das Labyrinth zum letzten Schacht, der zu der versiegelten Tür führte.
Juan hinter ihm grummelte weiter, bis der dünne Mann die Kammer betreten hatte und die Tür erblickte. »Jesu Christo!«
Gil gestattete sich ein kleines Grinsen. Der Türbogen aus Quadersteinen sprach von uralten Zeiten und verborgenen Schätzen. Seine Beschläge glänzten im Schein der einzelnen Natriumlampe. Die Inschriften und das Kruzifix waren ein dunkler Schönheitsfleck auf dem silbrigen Metall.
»Wir haben nicht die ganze Nacht!«, fauchte Gil.
Sie wussten, was sie zu tun hatten. Miguel ließ seinen Sack mit den Werkzeugen klappernd zu Boden gleiten und durchsuchte den Inhalt. Juan schwang seine Spitzhacke. Mit präzisen Streichen lockerte er den Fels rund um die Beschläge. Innerhalb von Minuten fiel der oberste Beschlag auf den schlammigen, steinigen Boden.
Juan wischte sich den Schweiß von der Stirn und grinste breit. Miguels Hemd klebte an seinem Körper, als wäre er gerade einem Fluss entstiegen. Sogar Gil, der die Arbeiten lediglich überwachte, ertappte sich dabei, dass er sich das Gesicht mit einem Tuch trocknete. Die ständige Feuchtigkeit der Grabstätte schien an ihnen zu haften, als würde sie die drei als ihr Eigentum betrachten.
Kurz nacheinander gesellten sich die anderen beiden Beschläge zu dem ersten im Schlamm. Steinstaub trieb durch den Raum, stach in den Augen und reizte ihre Nasen. Juan nieste und stieß einen Schwall vulgärer Flüche aus.
Gil schlug ihm auf die Schulter. »Ein wenig Respekt vor unseren Ahnen, ese . Sie werden uns reich machen.« Er wischte mit dem Daumen einen Schmutzstreifen von Juans Wange. »Stinkreich.«
Mit einer weit ausholenden Armbewegung winkte Gil seine beiden Gefährten beiseite. Er packte das Stemmeisen und näherte sich dem von seinen Fesseln befreiten Steinblock. »Dann sehen wir mal, mamita , was du so lange versteckt gehalten hast.«
Gil schob das Stemmeisen zwischen Felsen und Türrahmen, lehnte sich dann mit dem ganzen Gewicht dagegen und forderte Schulter- und Rückenmuskeln aufs Äußerste. Die Tür hielt seinen Bemühungen stand. Er grub die Zehen ein und drückte noch fester. Plötzlich knirschte die Tür laut und der Stein rührte sich.
Gil trat zurück. Sein Gesicht war noch immer gerötet von der Anstrengung. Er nickte Juan und Miguel zu. »Stemmt euch mit dem Rücken dagegen!«
Die beiden gehorchten und schoben. Der Steinblock kippte nach vorn. Staub drang wie ein verschleiertes Phantom aus dem Maul der Grabkammer und ein gedämpftes Poltern hallte durch den Raum, als der Stein vor dem Eingang zur Grabstätte umstürzte.
Gil wedelte die Staubwolke vor seinem Gesicht beiseite und schritt zum Eingang. »Gebt mir eine von den Lampen!«, befahl er und bückte sich.
Miguel warf ihm eine Taschenlampe aus seinem Segeltuchsack zu. Gil fing sie an dem langen silbrigen Griff auf.
»Da drin stinkt’s«, meinte Juan, als er zu Gil trat und ihm über die Schulter blickte.
»Ist ein Grab«, erwiderte Gil und schaltete die Lampe ein. »Was hast du erwartet …« Die Worte erstarben ihm im Mund, als der Strahl in die dunklen Tiefen der Grabstätte fiel und den Gang vor ihm erhellte. Hinter einem kurzen Vorraum lag eine riesige Kammer von etwa dreißig Metern Seitenlänge. Gil hatte Haufen von Knochen und Tonscherben erwartet, aber was seine Taschenlampe tatsächlich enthüllte, war ein Anblick, wie er sich ihn nie hätte vorstellen können – nicht einmal in seinen trunkensten Träumen.
»Dios mio!«, rief er heiser vor Ehrfurcht aus.
Sprachlos traten seine Partner neben
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