Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
das Gesicht seines Onkels verdüsterte. Selbst aus viertausend Kilometern Entfernung konnte er erkennen, dass der alte Mann keine guten Nachrichten hatte. Sams Lächeln erstarb. »Was ist passiert?«, fragte er ernster.
Henry schüttelte den Kopf – erneut verlief die Bewegung ruckartig, aber die Worte strömten glatt aus dem Empfänger. »Wir haben mit unserer Einschätzung Recht gehabt, dass die Mumie kein Inka ist«, begann er. »Unseligerweise handelte es sich jedoch um einen Europäer.«
»Was?« Die Übrigen waren ebenso schockiert wie Sam.
Henry hielt eine wabernde Hand hoch. »Soweit ich es sagen kann, war er ein Dominikanerpriester, möglicherweise ein Mönch.«
Maggie beugte sich zum Mikrofon vor. »Und die Inka haben einen ihrer verhasstesten Feinde mumifiziert – den Priester eines fremden Gottes?«
»Ich weiß. Klingt seltsam. Ich werde vor meiner Rückkehr über die Geschichte dieses Mönchs ein wenig recherchieren. Ist zwar nicht das, was ich beweisen wollte, aber trotzdem faszinierend.«
»Insbesondere im Licht unseres Funds hier«, fügte Sam hinzu.
»Was willst du damit sagen?«, fragte Henry.
Sam berichtete von ihrer Entdeckung der versiegelten Tür und der lateinischen Inschriften.
Nachdem er seine Beschreibung abgeliefert hatte, nickte Henry. »Also haben die Konquistadoren wahrhaftig den Ort gefunden. Verdammt!« Er nahm langsam die Brille ab und rieb sich die kleinen Abdrücke auf den Nasenflügeln. Seine nächsten Worte wirkten eher wie laut gedacht. »Aber was ist hier vor fünfhundert Jahren geschehen? Die Antwort muss hinter dieser Tür liegen.«
Sam hörte fast die Rädchen im Kopf seines Onkels surren.
Philip schnappte sich das Mikrofon. »Sollen wir die Tür morgen öffnen?«
Sam unterbrach, bevor sein Onkel Antwort geben konnte.
»Natürlich nicht. Ich bin der Meinung, wir sollten bis zu Docs Rückkehr warten. Wenn es ein bedeutender Fund ist, benötigen wir zur Untersuchung seine Sachkenntnis und seine Erfahrung.«
Philips Gesicht lief rot an. »Ich komme mit allem zurecht, was wir finden.«
»Du konntest ja nicht mal …«
Henry ging dazwischen. Seine Stimme klang ernst und angespannt. »Mr. Sykes hat Recht, Sam. Öffnet die Tür morgen. Was da hinter dem versiegelten Portal verborgen liegt, hilft mir vielleicht bei meiner Forschungsarbeit hier in den Staaten.« Sein Onkel ließ den Blick über die gesamte Gruppe schweifen. »Und ich vertraue nicht bloß Philip. Ich zähle auf euch alle, dass ihr so weitermacht, wie ich es euch beigebracht habe – behutsam und methodisch.«
Trotz dieser letzten Worte bemerkte Sam den hämischen Ausdruck auf Philips Gesicht. Der Harvard-Absolvent wäre von jetzt an unausstehlich. Sams Finger umklammerten vor Ärger die Tischkante. Aber er wagte nicht, zu widersprechen. Er wollte nicht kleinlich wirken.
»Sam«, fuhr sein Onkel fort, »ich würde gern einige Worte mit dir unter vier Augen sprechen.« Das hörte sich hart und tadelnd an. »Ihr anderen legt euch besser aufs Ohr. Das wird morgen ein langer Tag werden.«
Ein Gemurmel erhob sich unter den anderen, als sie sich verabschiedeten und davonschlurften.
Henrys Stimme folgte ihnen aus dem Zelt. »Und gute Arbeit, Leute!«
Sam sah den anderen hinterher. Philip schlüpfte als Letzter aus dem Zelt, natürlich nicht, ohne ein triumphierendes Lächeln zu zeigen. Sam ballte die rechte Hand zur Faust.
»Sam«, fragte sein Onkel leise, »sind sie weg?«
Sam löste gewaltsam die geballte Faust und wandte sich wieder seinem Onkel zu. »Ja, Onkel Hank«, sagte er. Jetzt konnte er sich etwas vertraulicher geben.
»Ich weiß, dass Philip jeden zur Weißglut treiben kann. Aber er ist auch ein schlauer Bursche. Wenn er als Archäologe nur halb so gut ist wie sein Vater, wird aus ihm ein guter Wissenschaftler. Also sei ihm gegenüber etwas nachsichtig.«
»Wenn du meinst …«
»Allerdings.« Henry schob seinen Sessel näher an den Computer heran. Sein zittriges Abbild auf dem Bildschirm wurde größer. »Jetzt zu dem Grund, weshalb ich mit dir unter vier Augen sprechen wollte. Obwohl ich Philip meine Unterstützung zugesagt habe, brauche ich dich, damit du morgen für mich Augen und Ohren bist. Du hast bei weitem mehr Grabungserfahrung und ich verlasse mich darauf, dass du ihn durch die Sache lotst.«
Sam konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. »Onkel Hank, er wird nie auf mich hören. Er benimmt sich schon jetzt wie der Platzhirsch.«
»Lass dir was einfallen, Sam.« Henry setzte seine Brille wieder auf

Weitere Kostenlose Bücher