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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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über die Boxershorts. In einer derart schwülen Nacht hätte er normalerweise auf ein Hemd verzichtet, aber da Maggie dort draußen wartete, ging Sittsamkeit über Bequemlichkeit. Sam legte sich eine Lederweste über die Schultern.
Er nahm den Stetson, zog den Reißverschluss am Zelt hoch und schob sich in die Nacht hinaus. Der Mond warf einen silbrigen Glanz, in dem die vier Scheinwerfer am Rand des Lagers verblassten. Er kämmte sich mit den Fingern das zerzauste Haar aus der Stirn und stülpte den Hut darüber.
Maggie wich zurück. Sie trug nach wie vor die Khakihosen mit dazu passender Weste über einem blutroten T-Shirt. Dass sie überhaupt versucht hatte, zu schlafen, zeigte sich lediglich daran, dass sie ihren üblichen Pferdeschwanz gelöst hatte. Eine Kaskade rotbrauner Locken, die in der Nacht silbrig schimmerten, floss ihr über die Schultern.
Wie gelähmt vom Spiel des Mondlichts auf Maggies Wangen und Lippen musste Sam alle Kräfte mobilisieren, um seine Stimme wieder zu finden. »Also … worum geht’s?«
Wie üblich schien sie ihn gar nicht zu sehen. »Es geht um diese Inschrift auf dem letzten Beschlag. Dem untersten. Diese fehlenden Worte und Zeilen. Ein einziges Wort kann die gesamte Bedeutung der Botschaft verändern.«
»Ja, und?«
»Was ist, wenn wir’s nicht richtig entziffert haben? Wenn eins der fehlenden Wörter oder eine fehlende Zeile die Bedeutung unserer Übersetzung auf den Kopf stellt?«
»Mag sein … aber morgen erfahren wir sowieso die Wahrheit. Wenn wir die Grabstätte morgen früh aufbrechen, ist sie entweder unversehrt oder eben nicht.«
Als Maggie antwortete, klang sie leicht verärgert. »Sam, ich möchte es wissen, bevor wir das Grab öffnen. Hast du kein Interesse daran, zu erfahren, was die Konquistadoren in Wirklichkeit auf den Beschlägen mitteilen wollten?«
»Natürlich, aber wir konnten nun mal nicht mehr entziffern.«
»Ich weiß, Sam … aber wir haben auch bloß mit Alkohol gesäubert.« Sie sah ihn bedeutungsvoll an.
Plötzlich wusste Sam, weshalb Maggie ihn aufgeweckt hatte. Er presste die Lippen fest aufeinander. Vor zwei Jahren hatte er eine Abhandlung verfasst, in der er beschrieb, wie man Inschriften auf Stein und Metall, die im Laufe der Zeit völlig verblasst waren, mit Hilfe von Leuchtfarbe lesbar machen konnte. Seine Idee war einhellig mit Hohngelächter bedacht worden.
»Du hast deine Sachen dabei, stimmt’s?«, fragte Maggie.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, murmelte Sam. Er hatte niemandem erzählt, nicht einmal seinem Onkel, dass er seine Theorie nicht verworfen hatte, und Jahre damit verbracht, die verschiedenen Viskositäten unterschiedlicher Färbemittel in unterschiedlichen UV-Bereichen zu untersuchen. Er hatte seine Studien streng unter Verschluss gehalten, da er sich nicht blamieren wollte. Er wollte die Sache an Ort und Stelle überprüfen, wenn niemand dabei war, der ihn auslachen konnte. Plötzlich ging ihm auf, dass er in Sachen Geheimniskrämerei seinem Onkel gar nicht so unähnlich war.
Maggies Augen glänzten in der Dunkelheit. »Ich habe deine Abhandlung gelesen. Du hast eine Möglichkeit entdeckt, wie es funktionieren könnte, nicht wahr, Sam?«
Er nickte bloß. Woher wusste sie das? Schließlich erholte er sich von dem Schock so weit, dass er die Sprache wieder fand. »Ich glaube , eine Lösung gefunden zu haben. Aber ich hatte noch keine Gelegenheit, sie in der Praxis zu überprüfen.«
Maggie zeigte zu den Ruinen hinüber. »Dann wird’s aber Zeit. Die anderen warten bereits auf uns.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Die anderen?«
Maggie warf ihm einen Blick über die Schulter zu und runzelte dabei die Stirn. »Ja, natürlich, Sam … Norman und Ralph. Sie sollten mit von der Partie sein.«
»Vermutlich schon.« Sam verdrehte die Augen und bereitete sich innerlich auf die Blamage vor, sollte die Sache schief gehen. Wenigstens war Philip nicht eingeladen. Sam hätte es nicht ertragen, vor Mr. Harvard zu versagen. »Lass mich bloß noch meine Flaschen und eine UV-Lampe suchen.«
Als Sam das Zelt öffnen wollte, ertönte aus dem Regenwald plötzlich eine Kakophonie aus Gekreische und Rufen und aus den Baumkronen schossen tausende Vögel in die Luft hinauf.
Maggie trat einen Schritt näher. »Was zum Teufel …?«
Sam blickte sich um, doch der Regenwald beruhigte sich rasch wieder. »Irgendwas muss sie aufgescheucht haben.« Er horchte noch eine Weile länger hin, vernahm jedoch lediglich das Brummen des Generators. Der Regenwald

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