Das Blut des Teufels
flatterten. »Ich weiß nicht so recht.« Sam musterte die Gesichter seiner Gefährten.
Keiner von ihnen wusste, was zu tun war.
Maggie stieß kleine Würgelaute aus.
»Solltest du nicht dafür sorgen, dass sie ihre Zunge nicht verschluckt oder durchbeißt?«, fragte Ralph unsicher.
Sam nickte. Maggies Gesicht schien bereits angelaufen. »Ich brauche einen Knebel.«
Norman griff in seine Gesäßtasche und zog ein kleines Taschentuch hervor. »Wird’s das tun?«
Sam hatte keine Ahnung, also nahm er einfach den Tuchfetzen entgegen und verdrehte ihn zu einem Strick. Zögernd streckte er die Hand nach Maggie aus. Er hatte keine Ahnung, was genau er tun sollte. Ein kleiner Speichelfaden rann ihr aus dem Mundwinkel. Obwohl Sam seinem Pferd die Trense noch im Schlaf hätte anlegen können, war das hier doch etwas völlig anderes.
Er bekämpfte seine Furcht und versuchte vorsichtig, Maggies Kinnlade nach unten zu drücken, aber sie presste die Kieferknochen so fest aufeinander, dass die Muskeln zitterten. Er musste wesentlich mehr Gewalt anwenden, als erwartet, bis er ihren Mund aufgedrückt hatte. Schließlich zog er ihr mit einem Finger die Zungenspitze nach vorn. Ihr Mund war heiß und sehr nass. Er fuhr zurück, zwängte ihr dann aber das Taschentuch zwischen die Backenzähne. Dadurch hielt er die Zunge unten, sodass sie sie nicht durchbeißen konnte.
»Gute Arbeit«, gratulierte Norman.
Maggie schien bereits etwas gleichmäßiger zu atmen.
»Ich glaub, es hört auf«, meinte Ralph. »Seht mal!«
Ihre Fersen trommelten nicht mehr auf den Boden ein und ihr Rücken sackte entspannt zu Boden.
»Gott sei Dank!«, murmelte Sam.
Nach wenigen Sekunden verebbte Maggies Zittern. Ein Arm hob sich und schlug schwach auf die leere Luft ein. Sie blinzelte einige Male. Ihre blicklosen Augen waren glasig. Dann konzentrierte sie sich auf Sam und plötzlich wusste er, dass sie wieder da war. Hellauf empört starrte sie ihn an.
Ihre Finger fanden Sams Hand, die den Knebel festhielt. Sie schob sie weg und spuckte das Tuch aus. »W… was hast du vor?« Sie setzte sich auf und rieb sich heftig die Lippen.
Norman bewahrte Sam davor, eine Erklärung abgeben zu müssen. »Du hattest einen Anfall.«
Maggie zeigte auf das speichelgetränkte Taschentuch. »Also habt ihr versucht, mich zu ersticken? Beim nächsten Mal wälzt ihr mich einfach auf die Seite.« Bevor sie etwas erwidern konnten, winkte sie ab. »Wie lang war ich weggetreten?«
Sam fand seine Stimme wieder. »Vielleicht zwei Minuten.«
Maggie runzelte die Stirn. »Verdammt.« Sie ging hinüber zu der Wand aus übereinander gestürzten Steinen und Lehm, die ihnen den Weg aus dem vergrabenen Tempel versperrte.
Sie wirkte nicht im Geringsten überrascht oder besorgt und da dämmerte Sam, dass ihr Anfall nichts mit dem Schlag auf den Kopf zu tun gehabt hatte. Seine Verärgerung löste ihm die Zunge. »Du bist Epileptikerin.«
Maggie warf das Haar zurück und wandte sich ihm zu. »Idiopathische Epilepsie. Seit meiner Jugend kommt es immer wieder mal zu Anfällen.«
»Das hättest du jemandem sagen sollen. Weiß Onkel Hank davon?«
Sie wandte den Blick ab. »Nein. Die Anfälle kommen so unregelmäßig, dass ich nicht einmal Medikamente nehme. Und seit dem letzten sind drei Jahre vergangen.«
»Du hättest es meinem Onkel trotzdem sagen sollen.«
»Und bei dieser Grabung aus dem Team fliegen?«, gab sie hitzig zurück. »Wenn Professor Conklin von meiner Epilepsie gewusst hätte, hätte ich nie mitkommen dürfen.«
Ebenso hitzig erwiderte Sam: »Vielleicht hättest du auch nicht mitkommen sollen. Schließlich trägst nicht nur du das Risiko. Mein Onkel ist für diese Grabung sowohl verantwortlich als auch haftbar. Deine Verwandten könnten ihn verklagen.«
Maggie öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, doch Norman ging dazwischen. »Wenn ihr mit der Krankengeschichte und den Einzelheiten einer möglichen Schadensersatzklage fertig seid, darf ich dann vielleicht darauf hinweisen, dass wir zur Zeit unter zehn Metern instabilem Fels begraben sind?«
Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, ächzten die Steine über ihnen, und zwischen zwei großen Granitblöcken rieselte Erde herab.
Ralph kam zu ihnen. »Ausnahmsweise bin ich diesmal mit Norman einer Meinung – wir sollten zusehen, dass wir hier den Abflug machen!«
»Genau meine Ansicht«, fügte Norman hinzu.
Sam sah Maggie erneut stirnrunzelnd an. In seinem Innern lagen unterschiedliche Gefühle im Widerstreit. Er bereute nicht,
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