Das Blut des Teufels
Stillen seinem Onkel für das Training in Zurückhaltung. »Denal?« Es war der junge Indianerbursche, der ihnen als Dolmetscher diente. Das Gesicht des Jungen war aschfahl, die Augen angsterfüllt. Sam hängte sich das Gewehr um die Schulter. »Was zum Teufel tust du hier unten?«
Der Junge hielt die Taschenlampe nach unten, während er zu ihnen gerannt kam. Worte in gebrochenem Englisch sprudelten nur so aus ihm hervor. »Ich … Ich sehen Gil mit Juan und Miguel. Sie schleichen hier herunter. Mit Taschen voller Sachen. Also ich ihnen folgen.«
Maggie trat neben den zitternden Jungen und legte einen Arm um ihn. »Was ist geschehen?«
Mit der freien Hand steckte sich Denal eine Zigarette zwischen die Lippen. Er zündete sie nicht an, aber sie schien ihn auch so zu beruhigen. Mit der Zigarette im Mund sagte er: »Ich nicht wissen … nicht genau. Sie haben versiegelte Tür aufgebrochen und …«
»Was?«, keuchte Sam auf. Ein solcher Verrat war selbst in ihrer unheilvollen Lage ein Schock.
Denal nickte bloß. »Ich nicht viel sehen. Ich bleiben außer Sicht. Sie kriechen durch Tür … und … und …« Mit erschrockenen Augen schaute er zu Sam auf. »Dann ich hören Kreischen. Ich laufen fort. Verstecken.«
»Verdammt!«, sagte Maggie. »Der verfluchte Schweinehund wollte die Grabstätte direkt vor unserer Nase plündern.«
»Aber offenbar ist etwas schief gegangen«, fügte Norman angespannt hinzu und sah sich nach der Mauer aus Schutt und Geröll um. Dann wandte er sich wieder ihnen zu. »Was ist mit den anderen beiden? Juan und Miguel?«
»Ich nicht wissen.« Denal ging zu der Lawine aus Felsbrokken und Lehm hinüber. Anscheinend hatte er sie jetzt erst wahrgenommen. »Guillermo rausrennen … ich warten. Ich Angst, andere mich fangen. Aber niemand rauskommen. Dann großer Knall. Steine fallen … ich laufen.« Denal hob dem eingestürzten Abschnitt des Tempels eine Hand entgegen. »Ich nicht hätte kommen sollen allein. Ich euch allen hätte sagen sollen. Ich so dumm.«
Sam nahm Ralph die UV-Lampe ab und schaltete sie aus. »Dumm? Du hast wenigstens daran gedacht, eine Taschenlampe mitzunehmen.«
Maggie trat näher an Sam heran. »Was tun wir jetzt?«
»Wir müssen einfach abwarten, bis Philip kapiert, dass wir hier unten sind.«
Mit finsterer Miene stellte sich Norman an Sams andere Seite. »Da können wir aber lange warten.«
Denal kam wieder zu ihnen. »Warum nicht mit Sprechfunk rufen?«
Sam runzelte die Stirn. »An unser Funkgerät haben wir ebenso wenig gedacht wie an eine Taschenlampe.«
Denal griff in eine Gesäßtasche und zog einen kleinen Gegenstand heraus, den man in der Hand halten konnte. »Hier.«
Sam starrte das Sprechfunkgerät an. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht. »Denal, nenn dich nie wieder dumm!« Er nahm das Gerät an sich. »Wenn du dumm bist, was sind wir dann?«
Denal starrte düster das Geröll an. »Gefangen.«
Philip kniete noch im Kommunikationszelt, als plötzlich aus dem Sprechfunkgerät ein Knistern und Rauschen ertönte. Der Student fuhr erschrocken hoch. Wortfetzen drangen durch das schrille Quietschen: »… Steine zusammengebrochen … bitte jemand melden …«
Das war Englisch! Jemand, mit dem er sprechen konnte! Philip kroch zum Empfänger hinüber, drückte den Übertragungsknopf und sprach ins Gerät. »Hier Basislager. Ist da wer? Wir haben einen Notfall! Over!«
Er wartete auf eine Antwort. Hoffentlich konnte die Person am anderen Ende der Leitung Hilfe schicken. Mehrere Herzschläge lang hörte er wieder nur statisches Rauschen, dann formten sich erneut Worte. »Philip? … Ich bin’s, Sam.«
Sam? Philip rutschte das Herz in die Hose. Er hob den Empfänger. »Wo seid ihr? Over.«
»Wir sitzen in den Tempelruinen in der Falle. Gil hat den Eingang in die Luft gejagt.« Sam erklärte, wie der Sicherheitschef sie verraten hatte. »Der ganze Bau ist instabil.«
Im Stillen dankte Philip dem Engel, der über ihn gewacht und ihn davor bewahrt hatte, dort unten mit den anderen begraben zu sein.
»Du musst einen Notruf nach Macchu Picchu schicken«, schloss Sam. »Wir brauchen schweres Gerät.«
Philip sah zu der Spitzhacke in der zerstörten CPU und stöhnte. Er schaltete den Sender ein. »Ich kann niemanden erreichen, Sam. Jemand hat das Satellitensystem lahm gelegt. Wir sind abgeschnitten.«
Es folgte eine lange Pause, in der Philip auf eine Antwort wartete. Er konnte sich gut den Strom von Kraftausdrücken vorstellen, der dem Texaner jetzt über die Lippen floss. Als
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