Das Blut des Teufels
die americanos und ihre Arbeiter zu beseitigen. Wenigstens hatte die Handgranate den einzigen Zugang zu den unterirdischen Ruinen zerstört. Die Beute dort unten sollte in Sicherheit sein, bis er mit Männern und Werkzeugen zurück war, um sie auszugraben. Da sie nicht darauf achten mussten, »den brüchigen Ruinen keinen Schaden zuzufügen«, könnte sein Team den Schatz in null Komma nichts bergen. Sie würden höchstens einen oder zwei Tage benötigen.
Dennoch – bevor Gil weitere Männer holen konnte, hatte er hier im Lager noch eine Aufgabe zu erledigen. Er erreichte die Zelte und schlüpfte in die dunkleren Schatten zwischen zwei der rohen Schutzhütten für die Arbeiter. In den Zeltengängen erschienen Gesichter, deren Blicke gewiss auf die Rauchwolke gerichtet waren, die nach wie vor von der Grabungsstätte aufstieg.
Niemand entdeckte Gil.
Er schlüpfte hinter die Zelte und hörte ein Flüstern, irgendwelches Gebrabbel in der gutturalen Quecha-Sprache. Es kam vom benachbarten Zelt. Und von dort her, wo die Studenten ihre etwas teureren Unterkünfte stehen hatten, schrie eine schrille Stimme: »Guillermo! Sam! Was ist passiert?« Das war der wichtigtuerische Anführer dieser maricon Studenten.
Gil beachtete den immer lauter werdenden Wortwechsel nicht weiter. Von einem Stapel mit Arbeitsgeräten nahm er sich lautlos eine Spitzhacke und ein langes Messer. Dann ging er zur Rückseite einer der Unterkünfte und schnitt mit dem Messer einen neuen Eingang hinein. Zischend fuhr die scharfe Klinge durch das dicke Segeltuch. Er glitt durch das Loch und betrat mit seiner Spitzhacke das Zelt.
Er musterte sein Opfer – das Satelliten-Kommunikationssystem. Zum Glück musste er nicht das ganze Gerät zerschlagen. Es hatte eine Schwachstelle – den kleinen Computer. Für viele andere Ausrüstungsgegenstände gab es Ersatzteile, nicht jedoch für die CPU. Ohne sie konnte das Lager keinen Alarm auslösen oder um Hilfe rufen.
Gil hob die Spitzhacke hoch über den Kopf und wartete. Sein gebrochenes Schlüsselbein protestierte unter dem Gewicht des Eisens – aber er musste nicht lange innehalten. Erneut brüllte Philip Sykes von seinem Zelt aus ärgerlich und verzweifelt Befehle. Offenkundig hatte er Angst, seine sichere Unterkunft zu verlassen. »Sala, wo zum Teufel steckst du?«
Als der Student schrie, ließ Gil die Spitzhacke mitten in den Computer sausen. Kobaltblaue Funken sprühten in dem dunklen Zelt, erloschen jedoch rasch wieder. Gil hielt sich nicht damit auf, die Spitzhacke wieder herauszuziehen oder nachzuprüfen, ob jemand etwas von seinem Sabotagewerk mitbekommen hatte. Er krabbelte einfach durch den selbst gebastelten Hintereingang und rannte davon.
Da aller Augen auf den rauchenden Tunnel oben am Platz gerichtet waren, konnte Gil unbemerkt in den Regenwald entkommen. Er hatte noch immer das Messer in der Hand und hegte Rachegefühle.
Seine Faust umklammerte den Griff so fest, dass die Fingerknöchel weiß wurden.
Niemand legte Guillermo Sala herein – erst recht nicht ein uraltes Inka-Idol!
»Beeilung, Sam!« Normans verzweifelter Ausruf hallte durch die Dunkelheit.
In der stygischen Finsternis der Tempelruinen kramte Sam in seinem Beutel mit den Werkzeugen. Keiner hatte daran gedacht, eine Taschenlampe mitzunehmen. Er würde improvisieren müssen. Blindlings wühlte er in den klirrenden Flaschen. Schließlich griff er seine ganz unten vergrabene UV-Lampe, mit deren Hilfe er die Farbe zum Entziffern von Inschriften erleuchtete, zog sie hervor und schaltete sie ein.
Im Schimmer des ultravioletten Lichts tauchte eine unheimliche Szenerie auf. Explosionsstaub, der nach wie vor in der Luft schwebte, fluoreszierte wie Schnee in dem seltsam purpurfarbenen Licht. Dennoch traten die Gestalten der anderen deutlich hervor. Die Zähne, das Weiße der Augen sowie die helle Kleidung seiner Gefährten strahlten unnatürlich hell.
Norman Fields kniete neben Maggie. Mit durchgebogenem Rücken starrte sie zur Decke und trommelte mit den Fersen auf den uralten Boden ein. Norman hielt sie an den Schultern fest, während Ralph wie ein dunkles Phantom über ihnen stand. Der Fotograf sah zu Sam auf. »Sie hat so was wie einen epileptischen Anfall.«
Sam eilte zu ihnen. »Sie muss sich den Kopf gestoßen haben. Vielleicht eine schwere Gehirnerschütterung.« Er hob die Lampe, um ihre Augen zu untersuchen, aber das ultraviolette Licht erleuchtete ihre Pupillen nur wenig. In dem Schein zuckten ihre Gesichtsmuskeln; die Lider
Weitere Kostenlose Bücher