Das Blut des Teufels
Quecha-Arbeiter. Philip vermochte nicht zu sagen, welcher der vielen Männer an seinem Zelteingang stand. Für ihn sahen sie alle gleich aus. Der Mann sprudelte ein paar Worte auf Quecha hervor, von denen Philip kein einziges verstand. Nur der Wink mit der Hand, dass er ihm folgen sollte, war unmissverständlich.
Doch noch zögerte er. Wollte ihm der Mann etwas antun oder wollte er helfen? Wenn nur Denal da wäre, der dreckige Waisenknabe aus Cusco, der ihnen als Dolmetscher gedient hatte! Ohne die Möglichkeit, sich zu verständigen, fühlte sich Philip schutzlos, isoliert und unter diesen Fremden wie gefangen.
Erneut winkte die Schattengestalt Philip zu, er solle ihr folgen, dann trat sie zurück und wandte sich zum Gehen. Er huschte hinter dem Mann in die Dunkelheit hinaus. Er wollte nicht mehr allein sein. Immer noch barfuß beeilte er sich, mit dem Mann Schritt zu halten.
Der nächtliche Wind außerhalb des geschützten Zelts war kühl und fuhr Philip durch seinen Bademantel auf die nackte Haut. Der Mann führte ihn zu den Zelten der anderen Studenten. Dort warf er die Plane zu Sams Zelt zurück und lenkte den Strahl der Taschenlampe hinein, damit Philip das Innere erkennen konnte. Leer!
Philip trat einen Schritt zurück und blickte forschend über die Ruinen. Warum hatte Conklin nicht auf seine Rufe geantwortet, wenn der Saukerl irgendwo da draußen war? Sein QuechaFührer zeigte ihm die anderen Zelte. Ebenfalls leer. Sam, Maggie, Ralph und sogar der Fotograf Norman waren verschwunden. Philip zitterte am ganzen Leib, eher aus Panik als wegen der kalten Brise, die vom Berggipfel herab wehte. Wo steckten sie?
Der Arbeiter wandte sich ihm zu. Seine Augen waren nur dunkle Schatten. Er murmelte etwas in seiner Muttersprache. Seinem Tonfall nach zu urteilen, war der Indianer ebenso besorgt wie Philip.
»Wir … wir müssen Hilfe holen«, murmelte Philip hinter klappernden Zähnen hervor. »Wir müssen jemandem Bescheid geben, was hier los ist.«
Er drehte sich um und eilte zum Kommunikationszelt hinüber. Der Quecha-Arbeiter kam mit der Taschenlampe hinterher, sodass sein Schatten vor ihm auf dem Pfad dahinhuschte. Er musste die Behörden alarmieren. Die Ereignisse hier wuchsen ihm über den Kopf.
Am Zelt angekommen zog Philip den Reißverschluss herunter und fummelte mit zittrigen Fingern an den Verschlüssen herum. Schließlich war die Plane offen und er kroch hinein. Der Arbeiter blieb zurück und richtete die Taschenlampe ins Innere. Mit großen Augen starrte Philip ihr Kommunikationssystem an. Eine Spitzhacke hatte sich ins Herz des Zentralcomputers gebohrt.
Stöhnend sank Philip in die Knie. »O Gott … nein!«
Sam zielte mit der Winchester in den dunklen Gang, der ins Herz der Ruine führte. Aus der Dunkelheit kam ein verstohlenes Scharren und Schlurfen auf sie zu.
Neben ihm hatte Ralph die UV-Lampe in die Finsternis gerichtet, doch vermochte sie die Wand aus Schatten kaum zu durchdringen. Was dort in der Schwärze lag, blieb ein Rätsel.
Maggie und Norman standen hinter den beiden Männern. Maggie beugte sich vor. »Gil ist vor etwas geflohen, das ihm eine Scheißangst eingejagt hat«, flüsterte sie Sam ins Ohr. Ihr Atem war warm an seinem Hals.
Bei ihren Worten fingen seine Arme an zu zittern, dass ihm beinahe das Gewehr entglitt. »Musst du mir das gerade jetzt sagen!«, zischte er zurück und sorgte dafür, dass sich seine Hand wieder beruhigte.
Ralph hatte ihre Worte ebenfalls gehört. Der Ex-Footballspieler schluckte vernehmlich und hob die Lampe an, als könnte das ihre Reichweite vergrößern. Tat es allerdings nicht.
Sam war das lautlose Spiel allmählich leid. Er räusperte sich und rief: »Wer ist da?«
Die Antwort erfolgte augenblicklich. In dem dunklen Gang flammte Licht auf, so grell, dass es sie blendete und in den Augen stach. Taumelnd wichen sie zurück. Sams Finger zuckte am Abzug des Gewehrs und allein die Regel, die ihm sein Onkel auf den gemeinsamen Jagdausflügen eingebläut hatte und die er jetzt instinktiv befolgte, hielt ihn davon ab, einen Schuss abzufeuern: Schieße nie auf etwas, das du nicht siehst!
Sam hielt das Gewehr weiterhin im Anschlag, hatte jedoch den Finger vom Abzug genommen.
Eine quietschige, von Furcht und Entsetzen erfüllte Stimme ertönte hinter dem blendenden Licht. »Ich bin’s!« Plötzlich drehte sich der Schein von ihren Gesichtern weg und tanzte über die Decke. Eine kleine Gestalt kam langsam auf sie zu.
Sam senkte die Waffe und dankte im
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