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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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sich Sam wieder meldete, war seine Verärgerung nicht zu überhören. »Na gut, Philip, dann schick beim ersten Licht jemanden zu Fuß los. Der Betreffende muss schnell sein! In der Zwischenzeit musst du nach Sonnenaufgang den Schaden von der Oberfläche aus begutachten. Wenn ihr, du und die Arbeiter, vorsichtig zu graben beginnt – zumindest damit anfangt –, dann kannst du beim Eintreffen von Hilfe schnell handeln. Ich weiß nicht, wie lange wir hier unten noch Frischluft haben.«
Philip nickte, obwohl Sam das gar nicht sehen konnte. Er hatte andere Sorgen – beispielsweise um seine eigene Sicherheit. »Aber was ist mit Gil?«, fragte er.
»Was soll mit ihm sein?« Sams Worte verrieten erneut eine gewisse Gereiztheit. »Er ist bestimmt längst auf und davon.«
»Und wenn er zurückkommt?«
Erneut eine lange Pause. »Du hast Recht. Wenn er die Ruinen hier in die Luft gejagt und die Kommunikationseinrichtung zerstört hat, kommt er bestimmt wieder. Du stellst besser Wachen auf.«
Angesichts der zunehmenden Gefahr, der er sich gegenübersah, musste Philip heftig schlucken. Und wenn Gil mit weiteren Banditen zurückkehrte? Sie hatten bloß einige wenige Jagdgewehre und eine Hand voll Macheten. Für jeden Plünderer wären sie ein leichtes Ziel. Philip warf dem Quecha-Indianer, der am Zelteingang stand und immer noch die Taschenlampe in der Hand hielt, einen Blick zu. Und wem von diesen dunkelhäutigen Ausländern konnte er vertrauen?
Ein Glucksen aus dem Empfänger lenkte Philips Aufmerksamkeit wieder zurück auf das Funkgerät. »Ich schalte jetzt ab, Philip. Ich muss die Batterie dieses Sprechfunks schonen. Ruf mich nach Sonnenaufgang wieder an. Dann kannst du mich auf den neuesten Stand der Dinge bringen. In Ordnung?«
Die Hand, mit der Philip das Gerät umklammerte, zitterte jetzt leicht. »In Ordnung. Ich versuche, dich um sechs zu erreichen.«
»Wir sind da. Ende.«
Philip hängte den Sprechfunk wieder ein und stand auf. Draußen vor dem Zelt war der heftigste Aufruhr im Lager offenbar abgeflaut. Er trat zum Eingang und stellte sich neben den kleinen Quecha-Indianer.
Barfuß, nur mit dem Bademantel bekleidet, starrte Philip hinaus in den schwarzen Regenwald und zu den rauchenden Ruinen hinüber. Die Kühle der Nacht hatte sich ihm tief in die Knochen gefressen. Er zog den Bademantel fester um die Schultern. Tief im Herzen wünschte ein Teil von ihm, er wäre mit den anderen unten im Tempel gefangen.
Dann wäre er wenigstens nicht so allein.

ZWEITER TAG
Janan Pacha
    Dienstag, 21. August, 7.12 Uhr Regency Hotel
Baltimore, Maryland
    Das Licht der aufgehenden Sonne drang durch die Lücken zwischen den schweren Vorhängen des Hotelzimmers. Henry saß an dem kleinen Walnussschreibtisch und starrte die Reihe von Kunstwerken an, die er aus der Mumie geborgen hatte: einen Silberring, einen Pergamentfetzen, dessen Schrift verblasst und unleserlich geworden war, zwei spanische Münzen, einen silbernen Zeremoniendolch und das schwere Dominikanerkreuz. Er spürte, dass der Schlüssel zum Schicksal des Priesters in diesen wenigen Gegenständen verborgen lag wie in einem Puzzle, das sich einfach nicht zusammensetzen lassen wollte. Wenn er es doch nur könnte …
    Kopfschüttelnd lockerte Henry seinen steif gewordenen Rükken und rieb sich die Augen hinter den Brillengläsern. Er musste schlimm aussehen. Er trug immer noch den zerknitterten grauen Anzug, obwohl er das Jackett auf das ungemachte Bett geworfen hatte. Er war die ganze Nacht über wach geblieben und hatte die Gegenstände studiert. Nur um Mitternacht herum war er kurz eingenickt. Dann hatten ihn die Artefakte wieder zum Schreibtisch und zu den Büchern und Zeitschriften gelockt, die er aus der Bibliothek an der Johns Hopkins entliehen hatte. Er konnte das Puzzle nicht so unvollendet liegen lassen, erst recht nicht nach seiner ersten Entdeckung.
    Zum tausendsten Mal hob er den Silberring des Mönchs hoch. Einige Zeit vorher hatte er vorsichtig die Patina von der Oberfläche gerieben und dabei ein Wappen entdeckt, das von einer so gerade eben lesbaren Inschrift umgeben war. Er nahm die Lupe vor die Augen und las den Namen auf dem Ring: ›De Almagro.‹ Der Nachname des Dominikanermönchs. Allein dieses eine Teil des Puzzles ließ den Mann in Henrys Kopf lebendig werden. Er war nicht mehr bloß eine Mumie , durch den Namen war er zu einer Person aus Fleisch und Blut geworden. Eine Person mit einer Geschichte, einer Vergangenheit, sogar einer Familie. So viel Macht

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