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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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zwischen ihnen aufgeflammt sein mochte, inzwischen war er sicher längst verloschen.
»Henry?«
»Ja … ja, das wäre großartig.«
»Du wohnst im Sheraton, ja? Ich hole dich so gegen acht ab. Soll heißen, wenn ein spätes Abendessen für dich in Ordnung geht?«
»Natürlich. Das wäre großartig. Ich esse oft spät, also ist das kein Problem. Und … und, eigentlich –« Henrys nervöses Gestammel wurde netterweise vom Piepen eines ankommenden Anrufs unterbrochen. Er hüstelte verlegen. »Tut mir Leid, Joan, da ruft noch jemand an. Ich bin gleich wieder dran.«
Henry senkte den Hörer, holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und schaltete dann auf die andere Leitung um. »Ja?«
»Professor Conklin?«
Henry erkannte die Stimme wieder. Er runzelte die Stirn.
»Erzbischof Kearney?«
»Ja. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich Ihr Fax erhalten und einen Blick darauf geworfen habe. Was ich da gesehen habe, war eine ziemliche Überraschung.«
»Inwiefern?«
»Das Emblem der gekreuzten Schwerter über dem Kruzifix. Als ehemaliger Forscher auf dem Gebiet der europäischen Geschichte ist es mir recht vertraut.«
Henry nahm den Silberring des Mönchs und hielt ihn ans Licht. »Mir ist es selbst bekannt vorgekommen, aber ich hab’s nicht unterbringen können.«
»Das überrascht mich nicht. Es ist ein ziemlich archaisches Symbol.«
»Für was steht es denn?«
»Es ist das Zeichen der spanischen Inquisition.«
Henry blieb die Luft weg. »Was?« Bilder von Folterkammern und Fleisch, das von glühend heißen Eisen versengt wurde, blitzten vor seinem inneren Auge auf. Die schwarze Sekte des Katholizismus war seit langem aufgelöst und wurde geschmäht wegen der Jahrhunderte, in denen sie im Namen der Religion gefoltert und gemordet hatte.
»Ja. Dem Ring nach zu urteilen, war unser mumifizierter Mönch ein Inquisitor.«
»Gott verdammt!«, fluchte Henry und vergaß einen Moment lang, mit wem er da sprach.
Der Erzbischof kicherte belustigt. »Ich fand, dass Sie es wissen sollten, aber jetzt muss ich los. Ich werde Ihre Informationen an den Vatikan und an Abt Ruiz in Peru weiterleiten. Hoffentlich erfahren wir bald mehr.«
Der Erzbischof legte auf. Henry saß wie betäubt da, bis ihn das Klingeln des Telefons in seiner Hand aufschreckte. »O Gott … Joan!« Henry schaltete zu der Pathologin zurück, die er in der Warteschleife gelassen hatte. »Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte er hastig, »aber es war noch mal Erzbischof Kearney.«
»Was wollte er?«
Immer noch erschüttert von der Enthüllung berichtete Henry, was er erfahren hatte.
Joan schwieg einen Augenblick lang. »Ein Inquisitor?«
»Scheint so«, erwiderte Henry. Er sammelte sich. »Ein weiteres Teil in einem immer größer werdenden Puzzle.«
»Erstaunlich«, sagte sie. »Anscheinend dürfen wir uns heute Abend beim Essen über noch etwas den Kopf zerbrechen.«
Henry hatte kurzzeitig ihre Verabredung vergessen. »Ja, natürlich. Bis heute Abend«, sagte er dann mit echter Begeisterung.
»Es ist ein Date.« Joan verabschiedete sich rasch und hängte dann ein.
Langsam legte Henry den Hörer zurück auf die Gabel. Er wusste nicht, was ihn mehr überraschte – dass die Mumie Mitglied der spanischen Inquisition gewesen war oder dass er ›ein Date‹ hatte.
    Gil stieg die Treppe des einzigen Hotels in der Dschungelstadt Villacuacha hinauf. Die hölzernen Stufen quietschten unter seinem Gewicht. Selbst in dem schattigen Haus konnte man der vormittäglichen Hitze nicht so leicht entrinnen. Die schweißtreibende Wärme hatte sich wie eine schwere Decke um Gil gelegt. Mit der Stulpe seines zerrissenen Ärmels wischte, er sich die Feuchtigkeit vom Hals und fluchte unterdrückt. Nach der nächtlichen Flucht durch den Regenwald war er völlig zerkratzt und äußerst übel gelaunt. Trotzdem hatte er sofort dieses Treffen arrangiert und anschließend nur ein kurzes Nickerchen gehalten.
    »Er kommt besser nicht zu spät«, knurrte Gil, während er zum dritten Treppenabsatz hinaufstieg. Nachdem er aus dem Lager der Amerikaner geflohen war, hatte er genau bei Sonnenaufgang einen Trampelpfad durch den Regenwald erreicht. Zum Glück war er einem einheimischen Indianer mit einem Muli und einem Wagen mit schiefen Rädern begegnet. Eine Hand voll Münzen hatten ihm die Fahrt ins Dorf verschafft. Dort angekommen, hatte er sofort seinen Kontaktmann angerufen – den Mann, der dafür gesorgt hatte, dass er in das amerikanische Team geschleust wurde. Sie hatten sich zu

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