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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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einem mittäglichen Treffen in diesem Hotel verabredet.
    Gil tätschelte den goldenen Becher in seiner Tasche. Sein Kontaktmann, ein Antiquitätenhändler, sollte eine hübsche Summe für einen so seltenen Fund bezahlen, und zwar möglichst ohne zu murren. Wenn Gil überhaupt noch darauf hoffen konnte, eine Mannschaft anzuheuern, mit der er die Ausgrabungsstätte plündern konnte, benötigte er rasch einige Mittel – und zwar bar auf die Hand.
    Gil strich über das lange Messer an seinem Gürtel. Wenn es hart auf hart käme, würde er den Burschen damit von seinen Preisvorstellungen überzeugen. Nichts sollte mehr zwischen ihm und dem Schatz stehen, schon gar nicht nach dem Preis, den er dafür schon bezahlt hatte.
    Oben angekommen schob Gil den Verband über der verbrannten Stelle zurecht. Für die Narben, die er zurückbehalten würde, erhielte er seine Belohnung. Das schwor er sich. Er biss entschlossen die Zähne zusammen, ging den schmalen Flur entlang, fand die richtige Tür und klopfte an.
    Eine feste Männerstimme gab Antwort. »Komm rein!« Gil probierte die Tür. Sie war unverschlossen. Er drängte sich ins Zimmer und wurde sofort von zwei Dingen überwältigt. Das eine war die erfrischende Kühle im Raum. Ein Ventilator drehte sich träge an der Decke und sorgte dadurch für eine sanfte Luftbewegung, die die Feuchtigkeit wegzuwaschen schien. Zwei Fenster, die bis zum Boden reichten und auf einen Balkon hinausführten, standen weit offen. Sie überblickten den schattigen Innenhof des Hotels. Von irgendwoher jenseits der dampfenden Wärme des Regenwalds strömte eine kühle Brise durch diese offenen Türen ins Zimmer. Weiße Spitzenvorhänge schwangen in dem sanften Wind hin und her, während sich dünne Moskitonetze um das Einzelbett leicht wie die Segel eines Schiffes blähten.
Mehr jedoch als die Brise erwies sich überraschenderweise der Bewohner des Raums als die eigentliche Quelle der Kühle. Zum ersten Mal begegnete Gil seinem Kontaktmann von Angesicht zu Angesicht. Der große Mann saß mit dem Rücken zur offenen Balkontür in einem gepolsterten Rattansessel und wandte ihm das Gesicht zu. Er war von den Schuhen bis hin zum zugeknöpften Hemd in Schwarz gekleidet. Er hatte die Beine lässig übereinander geschlagen und hielt einen eisgekühlten Drink in der Hand. Seinem braun gebrannten Teint nach zu schließen, war er spanischer Abstammung. Dunkle Augen unter kurz geschnittenen schwarzen Haaren starrten Gil abschätzend an. Er trug einen dünnen Oberlippenbart. Der Mann lächelte nicht. Die einzige Bewegung war ein Zucken der Augen in Richtung auf den anderen Sessel im Raum. Damit wollte er wohl andeuten, dass Gil sich setzen solle.
Gil, der immer noch seine zerrissene und schweißgetränkte Kleidung trug, kam sich vor wie ein Bauer vor einem König. Er brachte nicht einmal eine sicher berechtigte Verärgerung über das Gehabe des Mannes auf. Er spürte eine Härte, der er nichts entgegenzusetzen hatte. Die er nicht einmal herausfordern durfte. Er musste sich zum Sprechen zwingen. »Ich … ich habe dabei, worüber wir gesprochen haben.«
Der Mann nickte bloß. »Dann müssen wir nur noch über den Preis reden.«
Langsam ließ sich Gil in den Sessel hinab. Er merkte, dass er nur so gerade auf dem Rand der Sitzfläche kauerte, sodass er sich nicht zurücklehnen und es sich bequem machen konnte. Plötzlich wollte er dieses Geschäft bloß noch hinter sich bringen, egal, was der Mann bezahlen würde. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als die Kühle des Raums sofort wieder zugunsten der vertrauten Schwüle der geschäftigen Stadt einzutauschen.
Gil war sogar außerstande, den Blick des Mannes zu erwidern. Stattdessen starrte er aus dem Fenster zum Kirchturm der Stadt hinüber. Das dünne weiße Kreuz hob sich deutlich gegen den blauen Himmel ab.
»Zeig mir, was du gefunden hast«, sagte der Mann. Das Eis in seinem Drink klirrte, als er das Glas ein wenig schwenkte und damit Gils Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte.
»Ja, natürlich.« Gil schluckte den trockenen Kloß in der Kehle hinunter, fischte den Becher mit der Kerbe heraus und stellte ihn zwischen sie beide auf den Tisch. Rubine und Smaragde glitzerten hell auf dem Gold. Beim Anblick des Drachens aus Edelsteinen, der sich um den dicken Goldpokal wand, verspürte Gil wieder seine alte Entschlossenheit. »Und … und da ist noch mehr«, sagte er. »Mit ausreichend Männern und den richtigen Werkzeugen könnte ich bis zum Ende der Woche hundertmal

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