Das Blut des Teufels
zurückziehen.« Sie winkte mit einer Hand zu dem herabgefallenen Felsbrocken hinüber. »Du hast nämlich Recht. Dieser Bereich ist völlig instabil. Vielleicht sind wir etwas weiter weg sicherer.«
Sam ließ sich ihren Vorschlag durch den Kopf gehen. Er nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, während er die Decke musterte. »Vielleicht ist da was dran.«
Ralph kam zu ihnen und richtete die Lampe nach oben. »Seht mal, wie sehr die Deckenplatten gegeneinander verschoben sind.«
Maggie blickte nach oben. Ralph hatte scharfe Augen. Einige der Quader waren ein paar Zentimeter gegeneinander geneigt, durch die Explosion von ihrem angestammten Platz gerissen. Da verschob sich gerade ein weiterer Stein um einen Zentimeter.
Sam musste es auch gesehen haben, denn seine Stimme zitterte, als er sagte: »Na gut, dann eine Etage abwärts.«
Ralph ging mit der Taschenlampe voraus.
Norman folgte. »Jetzt im Moment war mir nichts lieber als ein großes Glas Limonade, bis zum Rand voll mit Eiswürfeln.«
Sam nickte. »Wenn du die Bestellungen aufnimmst, Norman, dann hätte ich gern was mit ’ner Schaumkrone oben drauf. Vielleicht ein großes Bier in einem eisgekühlten Krug, mit Zitrone.«
Maggie wischte sich Staub und Schweiß von der Stirn. »In Irland trinken wir unsere Pints warm … aber im Augenblick wäre ich sogar bereit, mich eurer barbarischen amerikanischen Angewohnheit zu unterwerfen und das Bier kalt zu trinken.«
Ralph lachte und sie erreichten die Leiter. »Ich bezweifle, dass uns die Inka hier unten einen Kühlschrank hinterlassen haben. Aber ich mache mich gern auf die Suche.« Er winkte mit seiner Taschenlampe, Maggie solle als Erste hinabsteigen, während er ihr leuchtete.
Ihr erstarb das Lächeln auf den Lippen, als sie aus dem Schein der Lampe in den Dämmer der nächsten Ebene hinabstieg. Ihr neckisches Geplänkel angesichts größter Gefahr trug wenig dazu bei, sich gegen das echte Entsetzen zu wehren; die Dunkelheit hinter der Helligkeit war ständig präsent und erinnerte sie daran, wie prekär ihre Lage war.
Während sie auf die anderen wartete, dachte sie über Ralphs jüngste Bemerkung nach. Tja, was hatten die Inka ihnen hier hinterlassen? Was lag in der Kammer auf der anderen Seite der versiegelten Tür und was war Gils beiden Gefährten zugestoßen?
Zu dem Zeitpunkt, als die anderen sich am Fuß der Leiter auf der zweiten Ebene wieder versammelt hatten, war Maggies Neugier angestachelt. Sich wieder auf diese Rätsel zu konzentrieren milderte auch ein wenig ihre Furcht davor, unter zwanzig Metern eines einstürzenden Tempels begraben zu werden. Wenn die Angst zu groß würde …
Maggie schüttelte den Kopf. Sie würde nicht noch einmal die Beherrschung verlieren. Mit einem leisen Schuldgefühl sah sie Sam die Leiter hinabsteigen. Nach ihrem Anfall in der vergangenen Nacht war sie ihm gegenüber nicht ganz aufrichtig gewesen. Sie hatte ihm nichts davon erzählt, dass ihre ›Anfälle‹ erst angefangen hatten, nachdem sie Zeuge von Patrick Dugans Tod in einem Belfaster Straßengraben geworden war. Hinterher hatten die Ärzte keine körperliche Ursache für ihre Anfälle gefunden, obwohl sie sich einig gewesen waren, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach eine Art heftiger Panikattacken darstellten. Sie schob das wachsende Schuldgefühl beiseite. Die Einzelheiten gingen Sam nichts an. Seit sie verschüttet worden waren, hatte sie die Situation allmählich immer besser in den Griff bekommen. Solange sie sich ablenken konnte, war alles in Ordnung mit ihr.
Sam testete gerade das Funkgerät. Es funktionierte immer noch, aber so weit unten war das Knistern und Knacken weitaus stärker. Er setzte Philip von ihrem Ortswechsel in Kenntnis.
Danach ging Maggie zu Sam hinüber. Sie leckte sich die Lippen. »Ich würde mir gern deine UV-Lampe ausleihen.«
»Wozu?«
»Ich möchte nachsehen, welchen Schaden Gil und die anderen angerichtet haben.«
»Ich kann dich nicht allein losgehen lassen. Wir müssen zusammenbleiben.« Er wollte sich abwenden.
Sie fasste ihn an der Schulter. »Das war keine Bitte, Sam. Ich werde auf jeden Fall gehen. Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
Denal stand ein paar Schritte entfernt. »Ich … ich gehen mit Ihnen, Miss Maggie.«
Sam drehte sich zu ihnen herum und erkannte offenbar ihre Entschlossenheit. »Na gut. Aber nicht länger als fünfzehn Minuten. Wir müssen aufpassen, dass uns das Licht nicht ausgeht, und ich möchte euch beiden nicht hinterherjagen
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