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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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uns, da ist was, das spiegelt sich im Licht wider.« Wie bezaubert kroch sie langsam weiter.
»Warte!«, meinte Norman. »Lass uns erst mal nachsehen, was da hinten ist.«
Maggie drehte sich um und sah, wie der Fotograf die Kamera hob.
»Nicht direkt in den Blitz sehen!«, warnte er.
Sie fuhr herum und da flammte für den kürzesten Augenblick das Blitzlicht auf. Sie keuchte. Nach so langer Zeit im Dunkeln stach die Helligkeit in den Augen. Aber dieser kurze Schmerz war nicht der Grund für ihre schockierte Reaktion. Obwohl der Raum nur für den Bruchteil einer Sekunde erleuchtet gewesen war, hatte sich auf ihren Netzhäuten ein Bild eingebrannt. »Ha… habt ihr das gesehen?«, fragte sie.
Voller Ehrfurcht murmelte Denal etwas in seiner Muttersprache.
Norman räusperte sich hustend. »Überall Gold und Silber.«
Maggie hob die eigene Lampe, deren purpurfarbener Schein nach dem grellen Licht so kläglich wirkte. »Und diese Statue … habt ihr die auch gesehen? Sie muss mindestens zwei Meter hoch sein.«
Dicht nebeneinander schoben sie und Norman sich weiter, Denal mit seinem Stemmeisen an ihrer Seite. Norman flüsterte: »Zwei Meter. Die kann doch nicht auch aus Gold gewesen sein, oder?«
Maggie zuckte mit den Schultern. »Bei ihrer ersten Ankunft haben die Spanier den Sonnentempel beschrieben, den sie in Cusco vorgefunden haben. Den Coricancha . Wie es hieß, waren die Räume mit dicken Goldplatten belegt und im Innersten des Tempels stand das Modell eines Kornfelds. So groß wie in Wirklichkeit. Halme, Blätter, Ähren, sogar die Erde selbst … alles aus Gold.« Inzwischen hatten sie den Eingang zu dem Raum erreicht. Maggie kniete nieder und ließ vorsichtig eine Hand über die goldene Platte ihr zu Füßen gleiten. »Erstaunlich … wir müssen einen weiteren Sonnentempel entdeckt haben.«
Norman stand reglos da. »Was ist das da hinten? Da, am Boden?«
Maggie kam wieder hoch. »Was meinst du?«
Er zeigte auf einen dunklen Schatten am Rand des Lichtkreises, den ihre Lampe warf. Sie hob sie hoch. Das Gold und Silber spiegelte den Schein wie Mondlicht auf einem stillen Teich wider. Dort draußen lag eine dunkle Insel, eine Welle auf dem Wasser. Maggie trat mit ihrer Lampe näher heran und hatte bereits einen Fuß auf die Kante des Metallbodens gesetzt.
Denal hob sein Stemmeisen und versperrte ihr damit den Weg. »Nein, Miss Maggie«, murmelte er. »Riechen falsch hier.«
»Er hat Recht«, sagte Norman. »Wonach stinkt das hier?«
Jetzt bemerkte auch Maggie einen untergründigen Gestank, der den unangenehmen Geruch nach feuchtem Lehm und Moder durchzog. Sie nickte zur Kamera hin. »Tu’s noch einmal, Norman.«
Nickend hob der Fotograf seinen Apparat und Maggie sah wieder in Richtung Boden. Das Blitzlicht flammte auf. Maggie fluchte und wich stolpernd von den Fliesen zurück. »Heilige Scheiße!«
Sie legte die Hand über den Mund. Sie hatte ihren Blick gezielt auf die dunkle Insel gerichtet, als der Blitz losgegangen war. Das Gesicht mit dem gepeinigten Ausdruck leuchtete immer noch vor ihrem inneren Auge. Der verzerrte und verdrehte Körper, die Augen, im Angesicht des Todes weit aufgerissen, und das Blut … so viel Blut. Weiter hinten, in der Nähe der Wand auf der anderen Seite, lag noch eine Leiche.
»Juan und Miguel«, murmelte Denal.
Es folgte ein langes Schweigen.
»Das ist nicht Gils Werk, oder?«, fragte Norman. »Er hat sie nicht wegen des Goldes ermordet?«
Langsam schüttelte Maggie den Kopf. Juans verstümmelter Leichnam war wieder zu einem schattenhaften Klumpen geworden. Während sie hinüberstarrte, schallte immer noch der donnergleiche Herzschlag eines riesigen Untiers durch die Schatzkammer. Da wurde ihr klar, was es war – das Ticken eines großen Getriebes, das sich offenbar hinter den Wänden und unter dem Boden befand.
Plötzlich schlich sich die Warnung, die auf den Siegeln zur Kammer eingraviert war, in Maggies Kopf: Wir überlassen dieses Grab dem Himmel. Möge es nie gestört werden.
»Maggie?«
Sie wandte sich Norman zu. »Nein. Gil hat sie nicht ermordet. Aber der Raum.«
Bevor Norman hätte reagieren können, bebte die Kammer heftig und warf sie alle von den Beinen. Maggie landete hart auf der Kante des gefliesten Bodens, ein Sturz, der ihr die Luft aus den Lungen trieb. Nach Atem ringend kam sie mühsam wieder hoch. Sie spürte die Gefahr.
»Was war das?«, kreischte Norman.
Maggie schwang ihre Lampe herum. Eine dicke Staubwolke wälzte sich durch den Eingang zum Grab geradewegs

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