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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Überraschungen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du früher Bier und Tequila bevorzugt.«
    Sie unterdrückte ein kurzes Auflachen. »Die Zeit hat so ihre Methoden, die Geschmacksnerven zu verfeinern. Genau wie ein Magen, der solche Exzesse nicht mehr akzeptiert.« Sie musterte Henry. Der dunkle Anzug, ein schwarzer Doppelreiher über einem weißen Rüschenhemd mit blassrosa Krawatte, stand ihm nach wie vor ausgezeichnet. Die Farbtöne unterstrichen perfekt sein silbergrau gesprenkeltes Haar. Glatt rasiert und makellos gekleidet, wie er war, fiel es schwer zu glauben, dass dieser Mann noch eine Woche zuvor durch den peruanischen Regenwald gestapft war. »Du überraschst mich auch, Henry. Ich muss schon sagen, die Jahre draußen in der Wildnis haben dir nicht geschadet.«
    Henry, die Gabel in der Hand, sah von den Resten seines grünen Salats auf. Er grinste spitzbübisch, ein Ausdruck, der Joan zurück in ihre gemeinsamen Jahre am College versetzte. »Na ja, Dr. Engel«, neckte er sie, »wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt annehmen, dass du mich anbaggern willst.«
    »Es war einfach als Kompliment gemeint, Professor Conklin. Mehr nicht. Lediglich eine Höflichkeitsfloskel unter Kollegen. Das sage ich zu allen akademischen Besuchern.«
    »Ach, ja … was also deine momentane akademische Popularität erklärt.« Henry spießte ein Crouton auf und verbarg dabei ein Lächeln.
    Joan spielte die Beleidigte und schlug mit ihrer Serviette nach seiner Hand.
»Aua.« Henry rieb sich die Fingerknöchel, als würden sie tatsächlich schmerzen. »Na gut, na gut … dann halten wir uns wohl besser ans Geschäft.«
»Vielleicht«, erwiderte sie mit einem erschöpften Lächeln.
Bisher hatten sie den Abend damit verbracht, einander über ihre jeweilige Vergangenheit auf den neuesten Stand zu bringen. Joan hatte genickt, als Henry den Krebstod seiner Frau erwähnt hatte. Sie hatte die Nachricht von gemeinsamen Freunden erfahren. Etwa zur gleichen Zeit hatte ihre Ehe in einer schmerzlichen Scheidung geendet. Anschließend waren beide offenbar völlig in ihren jeweiligen Berufen aufgegangen und hatten sich auf ihren Gebieten einen Namen gemacht. Während dieser Zeit war keiner von beiden eine intime Beziehung eingegangen. Dazu waren sie zu tief verletzt worden. Schmerz war Schmerz, die Umstände spielten da anscheinend keine Rolle.
»Hast du etwas Neues über das goldene Zeug im Schädel der Mumie erfahren?«, fragte Henry ein wenig sachlicher.
Joan richtete sich auf und war wieder mehr die Pathologin. »Nicht viel. Nur dass es ganz bestimmt kein Gold ist, sondern eine dichte, viskose Flüssigkeit. Bei Raumtemperatur ist sie knetbar wie warmer Ton. Ich habe den Verdacht, dass es sich um eine Art von schwerem Metallamalgam handelt, vielleicht eine Mischung aus Quecksilber und was anderem.« Sie zuckte mit den Schultern.
Henry zog die Brauen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. »Ergibt überhaupt keinen Sinn. Man ist sich allgemein einig, dass die Inka auf dem Gebiet der Metallverarbeitung nicht sonderlich weit fortgeschritten waren. Da finde ich es schon seltsam, dass sie ein neues Amalgam herstellen konnten.«
»Na ja, sie haben offenbar was gelernt. Der Schädel der Mumie war bis zum Rand mit dem merkwürdigen Metall gefüllt.«
»Ja, vermutlich …«
»Aber weshalb haben sie das getan, deiner Ansicht nach?«, fragte sie. »Ihm den Schädel gefüllt?«
»Ich kann nur spekulieren. Die Inka verehrten den Kopf als Sitz der Macht. Sie haben sogar Trinkbecher aus den Köpfen ihrer geschlagenen Feinde gefertigt. Meine Vermutung geht dahin, dass die Inka den christlichen Gott der Mönche gefürchtet und diesen seltsamen Ritus durchgeführt haben, um den Zorn der fremden Gottheit von sich abzuwenden.«
Joan rümpfte die Nase. »Also haben sie Löcher in den Schädel des Mannes gebohrt, ihm das Gehirn entfernt und den leeren Raum mit dem Amalgam gefüllt, als Opfer an den Gott des Fremden?«
Henry zuckte mit den Schultern und nickte. »Die Inka waren anscheinend von Schädelbohrungen fasziniert. Alle Schädel auf der ganzen Welt zusammengenommen würden nicht annähernd die Zahl der Inkaschädel erreichen, die mit einer solchen Verstümmelung aufgefunden wurden. Daher gehe ich jede Wette ein, dass in der Handlung eine religiöse Bedeutung lag. Aber das ist bislang bloß eine Theorie.«
»Und vermutlich keine schlechte«, sagte sie lächelnd. »Aber morgen kann ich dir vielleicht mehr Antworten auf die Frage nach dem

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