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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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auf dem Pfad zwei Indianer mit bloßem Oberkörper auf. Auf ihren schlanken Körpern glänzte der Schweiß und es sah aus, als würden sie in den letzten Strahlen der Sonne von innen heraus schimmern. Bei näherem Hinsehen wurde jedoch deutlich, dass die beiden von Dornen zerkratzten Männer, deren Gliedmaßen zitterten, eine weite Reise in schnellem Schritt hinter sich hatten.
    Die Lippen des Mönchs zogen sich unter seiner Kapuze zu einer harten Linie der Befriedigung zusammen. Obwohl er seine armselige indianische Herkunft verachtete, erwies sie sich jetzt als nützlich. Als Junge war er, der halbblütige Mestize , wegen seines Mischbluts gehetzt und gequält worden. Die schattigen Pfade des Regenwalds waren sein einziger Schutz vor dem ewigen Hohn und Spott gewesen, daher kannte er sie wie kaum ein anderer. Er wusste auch, dass jeder Versuch, Hilfe herbeizuholen, über diesen Pfad gehen würde – und er hatte seine Befehle. Bruder Otera hob die Hand zum Gruß.
    Der erste der beiden Indianer hegte anscheinend Misstrauen gegenüber der Gruppe von Fremden. Das war weise, denn die Regenwälder waren das Versteck vieler Guerilleros und Banditen. Bald jedoch verrieten seine Augen, dass er ihre Kutten und Silberkreuze erkannte. Er fiel auf die Knie und plapperte Dankesworte auf Quecha.
    Bruder Otera senkte den Kopf und schob in den langen Falten seiner Ärmel die Handgelenke übereinander. Mit einer Hand umschloss er den Griff des Dolchs, der in der versteckten Scheide am Unterarm steckte. »Fürchte dich nicht, mein Sohn. Beruhige dich. Erzähle mir, was geschehen ist!«
    »Bruder … Vater, wir sind weit gelaufen. Suchen Hilfe. Wir sind Arbeiter für einige norte americanos hoch in den Bergen. Es hat einen Unfall gegeben. Einen schrecklichen Unfall.«
    »Einen Unfall?«
»Eine unterirdische Grabkammer ist eingestürzt und hat einige der americanos eingeschlossen. Sie werden sterben, wenn wir uns nicht beeilen.«
Bruder Otera schüttelte traurig den Kopf. »Schrecklich, in der Tat«, brummte er in seiner Muttersprache Quecha, obwohl es ihn innerlich anwiderte. Die alte Sprache, eine plumpe Ableitung der Inkasprache runa simi , war so ungehobelt und platt, eben die Sprache der Armen. Und er hasste es, dadurch, dass er sie so fließend sprach, an seine eigenen Wurzeln erinnert zu werden. Er spürte den aufkeimenden Zorn, verbarg ihn jedoch unter seiner Kutte. Bruder Otera hörte schweigend zu, während der verzweifelte Indianer seinen Bericht über die Explosion und das beschädigte Satellitentelefon abschloss, und nickte dann verständnisvoll.
»Also müssen wir uns beeilen, Vater, bevor es zu spät ist.«
Bruder Otera leckte sich die Lippen. Also lief nur noch einer der americanos frei zwischen den Ruinen herum. Was für ein glücklicher Zufall! »Ja, wir müssen uns beeilen«, pflichtete er dem heftig keuchenden Mann bei. »Du hast gut daran getan, uns diese Nachricht zu überbringen, mein Sohn.«
Dankbar und erleichtert senkte der Indianer den Kopf.
Bruder Otera schlüpfte an ihm vorüber und näherte sich dem zweiten Burschen. »Dein Handeln war ebenfalls gut, mein Sohn.«
Dieser andere Indianer hatte den Wortwechsel schweigend verfolgt und sich nicht hingekniet. Seine dunklen Augen blieben wachsam. Jetzt wich er einen Schritt zurück, weil er irgendwie die Gefahr spürte, doch es war zu spät.
Bruder Otera zog blitzschnell die lange, an seinem Handgelenk verborgene Klinge hervor und trennte dem Mann sauber die Kehle durch. Die Hand des Indianers flog zu dem Schnitt hinauf und versuchte, den Blutschwall aufzuhalten. Als er auf die Knie fiel, bespritzte eine Gischt aus Blut die Kutte des Mönchs. Zu spät, um jetzt noch zu beten, Heide! Finster dreinschauend stieß Bruder Otera mit dem Stiefel zu und der gurgelnde Mann fiel nach hinten.
Der Mönch trat über den Leichnam und setzte seinen Weg den Pfad hinab fort. Kein Mucks war zu hören gewesen, während sich die anderen Mönche um den ersten Indianer gekümmert hatten. Er nickte zufrieden.
Zweifelsohne hatte die Kirche sie gut gedrillt.
    Joan probierte den Wein, einen ordentlichen Merlot, nicht zu trocken und mit einem lieblichen Bouquet. Sie nickte und der Kellner füllte ihr das Glas. »Er sollte dem Steak eine angenehme Note verleihen«, sagte sie mit einem scheuen Lächeln.
    Sie saßen an einem Tisch, auf dem die Kerzen brannten, und Henry erwiderte ihr Lächeln. »Eine forensische Pathologin und obendrein eine Weinkennerin. Offenbar steckst du voller

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