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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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doch nicht im Ernst …«
Plötzlich krachte etwas Großes ins Feuer. Brennende Stofffetzen und Knochen schossen in die Höhe, stachen auf bloßer Haut und rutschten klappernd über den Felsboden. Rauch wallte auf und Dunkelheit drohte die Gruppe zu verschlingen, denn das Lagerfeuer flog auseinander. Glücklicherweise landete ein großes brennendes Stück auf den gestapelten Mumien in der Nähe und setzte sie in Brand, sodass sie wieder Licht hatten. An verschiedenen Stellen loderten kleine Feuer auf, die Schatten auf den Mauern der Grabstätten tanzen ließen.
Sam fuhr herum und zog Maggie hinter sich. Inmitten der Überreste ihres ersten Feuers lag ein großer viereckiger Stein, eindeutig ein behauener Granitblock aus einem der Gebäude. Er sah zur Decke. Dort oben gab es keinen überhängenden Sims, von wo aus der riesige Stein hätte herabfallen können.
»Das war kein Zufall«, meinte Ralph und sprach damit Sams Gedanken aus. Der Footballspieler aus Alabama schaltete seine Taschenlampe ein, deren Strahl die Dunkelheit jenseits der Feuer durchbohrte.
»Holt die Gewehre!«, ordnete Sam an. »Sofort!«
Ralph nickte, warf Norman die Lampe zu und schnappte sich dann das Gewehr, das an der Felswand lehnte. Sam bückte sich und hob die eigene Winchester auf, die neben seinem improvisierten Bett gelegen hatte. Maggie hielt sich eng bei ihm, Denal neben sich.
Abgesehen vom gelegentlichen Knistern und Knacken des Feuers, wenn getrocknete Knochen in der Hitze zerbrachen, war es totenstill. Dennoch spürte Sam überall ringsumher eine Bewegung. Schatten tanzten im Feuerschein, aber in einigen der Pfützen aus Finsternis wimmelte und wuselte es. Etwas war dort draußen und rückte näher.
»Geister kommen uns holen«, murmelte Denal.
Maggie legte dem Jungen tröstend einen Arm um die Schulter, doch niemand widersprach laut seinen Worten. Die ausgedehnte Totenstadt, von Flammen bemalt und schwärend von huschenden Schatten, ließ sogar ihre schlimmsten Albträume möglich erscheinen.
Was sich jedoch in der Nekropolis regte, war weitaus entsetzlicher.
Normans Taschenlampe fing einen der umherschleichenden Eindringlinge in ihrem Strahl ein. Einen Herzschlag lang erstarrte das Wesen wie ein Reh im Licht von Autoscheinwerfern – aber das hier war kein Reh oder Rehbock. Es war so bleich wie die Albinotaranteln und stand auf zwei Beinen. Nackt, gekrümmt, stützte es sich beim Gehen auf die Fingerknöchel einer Hand, die zu einem langen, muskulösen Arm gehörten. Sams erster Gedanke war: ein Affe, aber die Kreatur war haarlos, sogar auf dem Schädel.
Sie zischte das Licht an – zischte die Gruppe an –, und riesige schwarze Augen verengten sich zu wütenden Schlitzen. Die Zähne waren spitz und scharf. Dann floh sie aus dem Licht und verschwand rascher in die Dunkelheit, als Sam es für möglich gehalten hätte.
Sie war so schnell gekommen und wieder gegangen, dass keiner aus der Gruppe Zeit für eine Bemerkung gehabt hätte. Sam hatte nicht einmal daran gedacht, das Gewehr zu heben; auch Ralph nicht. Normans Arm bebte so heftig, dass der Strahl seiner Taschenlampe zitterte.
»Was war das, zum Teufel?«, flüsterte Maggie schließlich.
Sam legte seine Winchester an. Aus der Ferne hallten von überallher schwache Geräusche: Scharren auf Fels, ersticktes Zischen, gutturales Husten, sogar ein schrilles Jaulen, zweifellos eine Kampfansage. Es hörte sich an, als wären sie von einer riesigen Meute der Kreaturen umzingelt, aber die Akustik in der Höhle täuschte. Ralph wechselte einen Blick mit Sam. In den Augen des großen Mannes funkelte hell die Angst.
»Wer sind die?«, wiederholte Maggie.
»Mallaqui«, erwiderte Denal. Geister der Unterwelt.
»Und du hast gewollt, dass Ralph und ich allein da hinausgehen«, sagte Norman mit piepsiger Stimme. Seine Taschenlampe zitterte immer noch. »Lernen wir doch was von diesen Horrorstreifen! Von jetzt an bleiben wir zusammen.«
Niemand widersprach. Tatsächlich blieben alle stumm.
Aller Augen waren auf das dunkle Herz der Totenstadt gerichtet.
    Henry erwachte und wünschte, er hätte es bleiben lassen. Sein Kopf schmerzte und pochte, als hätte jemand auf seinen Schläfen ein Schlagzeugsolo gespielt. Er hatte einen bitteren Säuregeschmack im Mund, der zudem völlig verklebt war. Er stöhnte, weil er zu mehr im Augenblick nicht in der Lage war. Mehrmals holte er tief Luft und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Die einzige Beleuchtung kam von einem vergitterten Fenster hoch oben in der

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