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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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hielt den Atem an. Was jetzt? Eine harte, schroffe Stimme fauchte genau vor seiner Tür einige Worte. Vom Tonfall her ein Befehl, woraufhin ein Riegel quietschte und die Tür zu seiner Zelle aufschwang.
Henry wusste nicht, was er erwartet hatte, war jedoch verblüfft, als er draußen zwei Mönche in Kutten entdeckte. Sie hatten die Kapuzen zurückgeworfen und um ihre Hälse hingen Kruzifixe an geflochtenen Schnüren.
Er wich zurück, als sein Blick auf das Gesicht des größeren Mönchs fiel und er es wieder erkannte. Es war der Revolverheld aus der Johns Hopkins, derjenige namens Carlos. Wieder hielt der Mann eine Pistole in der Hand, diesmal allerdings ohne Schalldämpfer. »Seien Sie kooperativ, Professor Conklin, und Ihnen wird nichts geschehen.«
»W… wo bin ich? Was haben Sie mit uns vor?«
Carlos ignorierte ihn und gab stattdessen seinem Begleiter einen Wink. Der Wächter schlenderte den Flur entlang zu einer anderen Tür und schob dort den Riegel zurück. Er öffnete, brüllte etwas auf Spanisch und zog eine Waffe aus einem Schlitz in seiner Kutte. Er winkte mit der Mündung dem Insassen der Zelle, den Raum zu verlassen.
Vorsichtig kam Joan heraus und ihr Blick fiel sogleich auf Henry, der ihren Augen deutlich die Erleichterung ansah. Tränen glitzerten. Sie wischte sich brüsk übers Gesicht. Der Wächter musste sie nicht weiter drängen, damit sie zu Henry und Carlos hinüberging. Einen Moment lang glitt ihr Blick zur Waffe in der Hand des größeren Mannes, dann sah sie wieder Henry an. »Warum sind wir hier?«, flüsterte sie. »Was wollen sie von uns?«
Ehe Henry Antwort geben konnte, sagte Carlos: »Kommen Sie! Ihre Fragen werden Antwort finden.« Der große Mönch machte auf dem Absatz kehrt und führte sie den Flur hinunter. Der andere folgte, die Waffe in der Hand.
Joan ließ ihre Hand in Henrys gleiten. Er drückte sie und legte so viel Zuversicht in diesen Händedruck wie möglich. Wenn die Männer sie hätten töten wollen, hätten sie sie nicht unter Drogen gesetzt und hierher gebracht. Aber wo war ›hier‹? Und was wollten sie? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
Henry folgte Carlos. Er musterte die Kutte des Mannes, dessen Sandalen leise auf dem kopfsteingepflasterten Boden klapperten. Und warum diese verwerfliche Verkleidung?
Joan hielt sich schweigend an seiner Seite, während sie erst durch das Labyrinth aus Fluren und dann zwei Treppen hinaufgeführt wurden. Sie bewegte sich sehr steif. Unterwegs begegnete ihnen bloß ein weiterer Mönch, der die Kapuze übergestreift hatte und den Kopf gesenkt hielt. Ohne das Gesicht zu heben, trat er beiseite, um die Prozession vorüberzulassen. Henry vernahm ein gemurmeltes Gebet, das dem Mann über die Lippen kam.
Er schaute sich um; der Mönch schritt weiter den Flur entlang. Entweder hatte er die Schusswaffen und die Gefangenen gar nicht bemerkt, oder sie waren ihm gleichgültig gewesen.
»Merkwürdig«, murmelte er.
Schließlich blieb Carlos vor großen Flügeltüren stehen, die auf Hochglanz poliert und gewachst waren. Afrikanisches Mahagoni, vermutete Henry, und teuer. Das Schnitzwerk auf den Türen zeigte eine Berggegend mit Dörfern, die über die Hänge verstreut waren. Henry erkannte sie wieder. Er hatte sie auf seinen Besuchen Perus oft gesehen. Es war eine wohl bekannte Region in den Anden.
Henry betrachtete stirnrunzelnd die Tür, während Carlos anklopfte.
Eine tiefe Stimme gab Antwort. »Entrada!«
Carlos stieß die Tür auf, deren Angeln gut geölt waren. Dahinter lag ein Raum, der ebenso gut aussah wie die Mahagonitüren. Ein mit Blattsilber und -gold verzierter und geschmückter Altar stand in der Ecke und ein kunstvoll gewebter Alpakateppich dämpfte das Geräusch von Henrys Schritten. Regale bis zur Decke, dicht zugestellt mit verstaubten Büchern, bedeckten zu beiden Seiten die Wände. In der Mitte des Raums stand ein gewaltiger Schreibtisch mit einem nicht so recht dazu passenden Computer in der einen Ecke.
Dahinter saß ein großer, etwas älterer, aber kraftvoll wirkender Mann, der sich jetzt erhob, wobei der Stuhl unter ihm quietschte. Neben seiner Größe schrumpfte sogar der Schreibtisch zusammen.
Doch Henry schenkte dem Mann und dem Raum keinerlei Beachtung. Die breiten Fenstern zogen seinen Blick auf sich. Dort draußen erhoben sich die Türme einer Kirche im Kolonialstil hoch über die Stadt. Erschüttert und mit offenem Mund sah Henry hin. Er hatte das charakteristische Gebäude sofort erkannt und war

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