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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er aß Eier und Speck. Anschließend irgendein Körnerfutter, das ihm seine Aufwartefrau, eine Bio-Tante, angedreht hatte. Es schmeckte ihm zwar nicht, aber es beruhigte sein Gewissen.
    Die Morgenzigarette rauchte er bei einem Glas frisch gepreßten Orangensaft.
    Auf seinem Schoß lag bereits sein in der Branche berühmt gewordenes Notizbuch. Ziemlich dick und in Leder gebunden, hielt es ihm schon seit Jahren die Treue.
    Er hatte vor, einige Leute anzurufen. Nicht nur in England. Ein Anruf ging nach Paris. Da mußte er später anklingeln, denn der Kollege kam erst gegen zehn Uhr morgens in Form.
    Mason Todd wollte an diesem Morgen nicht in seinem Haus bleiben, weil Milly, seine Aufwartefrau, erschien. Man konnte sie als sehr energische Person ansehen, und wenn sie einmal im Haus herumfuhrwerkte, war Todd abgemeldet.
    Milly gehörte zu den Frauen, denen das Putzen Spaß machte. Sie freute sich darüber, wenn sie eine Stelle antrat, wo es richtig durcheinander war und nicht so gelackt aussah. Das hatte sie Mason einmal erzählt. Seitdem räumte er nicht mehr auf, und Milly war zufrieden. Die dreiundvierzigjährige Frau war die einzige Person, die sich von Todd nichts sagen ließ. Außerdem besaß sie einen Schlüssel zum Haus. Keinem der zahlreichen Mädchen war dieses Privileg jemals widerfahren. Er hörte ihren Wagen. Sie fuhr einen alten R 4, dessen Auspuff schon vor einem Jahr hätte repariert werden müssen. Seltsamerweise fuhr der Wagen immer noch, was Todd ebensowenig begriff wie die Besitzerin selbst.
    Wenig später kam sie. Er hörte sie schon in der kleinen Halle. »Morgen, Mr. Todd, ich bin wieder da.«
    »Das höre ich.«
    Sie trat auf. Ja, es war jedesmal ein Auftritt, wenn sie in ihrem hellblauen Kittel erschien, der ihre mächtige Gestalt umschloß. Das Gesicht hatte sie jedesmal zu einem Lächeln verzogen. Damit zeigte die Frau deutlich an, wie sehr sie sich auf ihre Arbeit freute.
    »Hi, Milly.«
    Die Frau schaute sich um und schnupperte. Das tat sie sonst nicht, und Todd erkundigte sich, was los war.
    »Hier stinkt es nicht!« erklärte sie.
    »Höchstens nach frischer Luft und Kaffee.«
    Milly kam näher und winkte ab. Dann zeigte ihr abgespreizter Daumen über die Schulter hinweg. »Aber draußen, Mr. Todd, da stinkt es. Das kann ich Ihnen sagen. Meine Nase ist nämlich gut.«
    »Weiß ich, Sie riechen den Staub.«
    »Hören Sie auf zu grinsen. Ich habe es ernst gemeint.«
    »Ich auch.«
    »Sie sollten nachschauen. Da draußen in Ihrem Garten stinkt es wirklich. Das ist nicht einmal komisch.«
    »Wonach denn?«
    »Faulig, nach Moder…«
    »Das kann an den Blumen liegen, die allmählich verwelken. Nichts Besonderes. Wenn Sie es wünschen, bestelle ich den…« Er hörte auf zu sprechen, denn Milly stand vor ihm, die Hände in die Hüften gestützt.
    »Keine Ausreden.«
    »Wieso sind das Ausreden?«
    Milly beugte sich vor. Sie sah dabei aus, als wollte sie ihren Körper auf Todd herabsenken. »Ich weiß genau, wie Blumen riechen, die verwelken, Mr. Todd.«
    »Und das roch anders?«
    »So ist es.«
    »Wie denn?«
    Milly richtete sich wieder auf. Sie hatte eine Himmelfahrtsnase. »Nun ja, ich würde sagen, es roch nach Leichen…«
    Todd verengte die Augen. »Oder so — ja…«
    »Glauben Sie mir nicht?«
    »Doch, schon…«
    Sie drohte ihm mit dem Finger. »Das kommtmir aber nicht so vor, Mr. Todd. Hören Sie auf meinen Rat! Ich fange hier schon mal an, und Sie werden in den Garten gehen und schnüffeln.«
    »Wo soll ich denn besonders schnüffeln?«
    Milly verzog die Unterlippe. Das konnte sie perfekt, war fast filmreif. »An Ihrem komischen Kunstwerk«, erklärte sie fast voller Widerwillen. Die Frau konnte mit der Plastik nichts anfangen, die in Todds Garten stand. Dabei stammte das Kunstwerk von einem berühmten Bildhauer, und Todd hatte einiges dafür hingelegt. Er wußte, daß es überwuchert war und nahm sich wieder einmal vor, das Unkraut jäten zu lassen.
    »Wollen Sie nun oder wollen Sie nicht?«
    Todd stand auf. »Ich gehe ja schon.«
    »Gut. Danach sagen Sie mir, was Sie gerochen haben.« Milly schüttelte sich. »Das war wirklich widerlich.«
    »All right, bis gleich.« Kopfschüttelnd ging er davon. Was Milly wieder hatte. Andererseits gehörte sie zu den Frauen, die nicht spinnen, und Todd bekam ein ungutes Gefühl.
    Die Sonne schien schon warm. Er trug ein weißes Hemd, das an der Brust offenstand. Die blaue Hose fiel locker bis über die weichen Leinenslipper hinweg, in denen seine

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