Das Blut-Haus
sollte.«
»Wenn du nicht achtgibst, hüpfen sie zu dir rüber.«
Das Wetter sorgte für unsere Verspätung. Glenda war schon da. Sie trug hautenge, rotschwarze Leggings zum ebenfalls engen und sehr kurzen, schwarzen Rock. Das T-Shirt darüber zeigte einen runden Ausschnitt und ließ so einiges von ihrer urlaubsbraunen Haut erkennen, die sie sich an der Küste geholt hatte.
»Das ist stark«, sagte ich.
»Was ist stark?«
»Dein Anzug.«
»Das ist kein Anzug, John, das ist modern, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Nicht direkt.«
»Macht auch nichts. Außerdem hast du es nicht zu bezahlen brauchen. Und im Ausverkauf ist vieles preiswert.«
»Ach so, dann sind sie das Zeug nicht losgeworden. Nun ja, es finden sich ja immer welche, die…«
Als Glenda einen Locher anhob, verstummte ich. Manchmal kann sie zur Furie werden. Ich tauchte in meinem Büro unter, wo Suko bereits wartete und auf das Fenster deutete.
»Es hat aufgehört zu regnen.«
»Na und?«
»Nur so.«
Die Sonne schob sich hinter den Wolken hervor und breitete ihren Strahlenkranz aus. Schon bald würde von den noch feuchten Straßen Dampf aufsteigen und die City zu einer Sauna machen. Glenda Perkins erschien mit dem frisch aufgebrühten Kaffee und einer Nachricht. »Da hat jemand für dich angerufen, John.«
»Und wer?«
»Ein gewisser Mason Todd.«
Ich überlegte, schaute Suko an, der den Kopf schüttelte und ebenso wenig Bescheid wußte. »Kenne ich nicht. Was wollte er denn?«
»Keine Ahnung. Er hat nur gesagt, daß du und sein Bruder mal in einer Schulklasse gewesen seid.«
Ich winkte ab. »Ach ja, das ist…«
»Sagt dir der Name Eddy Todd etwas?«
Meine Antwort folgte nach drei Sekunden. »Das allerdings, Glenda. Eddy Todd kenne ich.«
»Der soll bei dir in der Klasse gewesen sein.«
»Das stimmt sogar.«
Glenda legte einen Zettel neben die Tasse und deutete auf die Zahlenreihe. »Unter dieser Nummer kannst du Mason Todd erreichen. Erbat dringend um deinen Anruf, hatte es schon gestern versucht, aber kein Glück gehabt.«
»Sagte er, um was es ging?«
»Nein!« Glenda hob die Schultern. »Aber er hat es sehr dringend gemacht. Das hörte sich an, als stünde er unter großem Druck. Wie gesagt, mehr weiß ich nicht.«
»Danke.«
Ich schaute mir die Telefonnummer an. Der Vorwahl entnahm ich, daß der Ort irgendwo im Süden liegen mußte, in der Nähe von Portsmouth oder Southhampton. Da wo die Küste steil wurde und die Sandstrände verschwanden.
Suko schlürfte seinen Kaffee, als ich wählte. Mason Todd schien neben dem Apparat gelauert zu haben, so schnell hatte er abgehoben und atmete hörbar auf, als ich meinen Namen sagte.
»Endlich, Mr. Sinclair.«
Ich lachte leise. »Das hört sich an, als hätten sie den Koffer voller Probleme.«
»Man kann es sagen.«
»Und welcher Art?«
»Kennen Sie Ghouls?«
Suko, der mitgehört hatte, saß plötzlich ebenso steif da wie ich. Es gibt gewisse Dinge oder Dämonen, bei denen wir allergisch reagieren. Ghouls gehören dazu. Sie waren die widerlichsten und schlimmsten unter den Schwarzblütlern. Lange Zeit hatten wir Ruhe vor ihnen gehabt. Das konnte sich nun ändern.
»Habe ich etwas Falsches gesagt, Mr. Sinclair?«
»Nein, ganz und gar nicht. Ich wiederhole noch einmal. Sie sprechen von einem Ghoul.«
»Ja.«
»Und wie kommen Sie darauf?«
»Der befindet sich in meinem Garten.«
Ich zwinkerte mit den Augen und bekam plötzlich eine leicht trockene Kehle. »In Ihrem Garten? Habe ich richtig gehört?«
»So ist es.«
»Dann erzählen Sie mal.«
In den nächsten Minuten hörten Suko und ich eine nahezu unglaubliche Geschichte. Wie sie allerdings erzählt wurde, ließ darauf schließen, daß der Anrufer sich keinen Scherz erlaubte.
»Wo können wir Sie denn finden?«
»Dann wollen Sie kommen, Mr. Sinclair?«
»Ja, ich schaue mir die Sache mal an.« Suko winkte ab. Er wollte nicht mit.
»Kennen Sie Selsey?«
»Müßte ich das?«
»Es ist ein kleiner Ort an der Küste in der Nähe von Portsmo uth. Ich wohne in der Nähe, aber in Selsey könnten wir uns treffen. Bei Fisherman's Inn. Den Imbiß kennt jeder.«
»Gut.«
»Wann fahren Sie?«
»In spätestens einer halben Stunde.«
»Gut, ich werde mich darauf einrichten. Vielen Dank, Mr. Sinclair. Sie haben mir schon jetzt Mut gemacht.«
»Schon gut.«
Suko zeigte ein Grinsen, als ich aufgelegt hatte. »Auch wenn du mich fragst, mit einem Ghoul wirst du wohl allein fertigwerden — oder nicht?«
»Ich werde mir
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