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Das Blut-Skelett

Das Blut-Skelett

Titel: Das Blut-Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehengeblieben.
    Das blutige Knochengesicht war auf uns gerichtet. Obwohl die Augenhöhlen leer waren, mußten wir einfach das Gefühl haben, von ihm angestarrt zu werden.
    »Was hast du mit ihm vor?« fragte Suko leise.
    »Ich werde mit ihm gehen und die anderen Menschen so retten. Es will nur mich!«
    »Nein, Purdy, es will auch uns!« sagte ich.
    »Dazu lasse ich es nicht kommen!«
    Sie war unbelehrbar. Mochte der Teufel wissen, was in ihrem Kopf vorging. Nachvollziehen konnte ich es nicht, und so schritt sie auf Warlock zu.
    Sie ging wie jemand, der genau weiß, welches Schicksal ihn erwartet. Sie zeigte keine Angst, und genau das hatte Warlock gewollt. Er hob seine Arme an und streckte sie der Staatsanwältin wie zum Willkommensgruß entgegen. Wie ein Mann, der auf seine Freundin oder Frau wartet, nach der er sich lange gesehnt hatte.
    Sie hatte uns schon passiert, als Suko mich ansprach. »Verdammt, was tun wir?«
    »Er will nicht nur Purdy, sondern auch uns.«
    »Ja, aber mach ihr das klar.«
    »Sie darf nicht zu ihm.«
    »Okay.«
    »Oder gib ihr die Peitsche!«
    »Was?«
    »Ja, verdammt! Sie soll gegen ihn angehen.«
    »Das wird sie nicht tun. Sie steht auf seiner Seite.«
    »Da bin ich mir nicht sicher. Sie tut es nur, um uns und die anderen zu retten, denkt sie. Ich habe zugehört. Sie will endlich einen Schlußstrich ziehen, und sie sieht nur diese eine Möglichkeit. Den Weg mit ihm zu gehen und sich zu opfern.«
    Es war klar, daß wir so etwas nicht zulassen konnten. Die Szene stand auf des Messers Schneide.
    In der eingetretenen Stille waren nur die Schritte der Frau zu hören, manchmal auch gemischt mit scharf ausgestoßenen Atemzügen. Unser Platz an der offenen Zimmertür war der falsche. Wenn wir etwas erreichen wollten, durften wir nicht bleiben.
    Purdy Prentiss drehte uns den Rücken zu. Als wir uns in Bewegung setzten, hörten wir wieder die Stimme des Blut-Skeletts. Die Worte hallten durch den Flur, und sie waren wie ein Willkommensgruß. Gleichzeitig bewegte sich in unmittelbarer Nähe des Blut-Skeletts die Luft. Sie verdichtete sich, zirkulierte, und mir kam der Vergleich mit einem hellen Mückenschwarm in den Sinn.
    War dort das Tor in die Vergangenheit aufgebaut worden?
    Warlock bestätigte es indirekt. »Ich bin gekommen, um dich zu holen. Wir werden diese Welt verlassen, denn du bist wie ich. Du sollst endlich in deine alte und eigentliche Heimat zurückkehren, wo du dann meinem Herrn und Meister begegnen wirst. Er ist der Mythos, ich bin dabei, es zu werden, und ich will dich als meine Königin an der Seite haben.«
    Purdy hatte die Worte gehört. Sie gab keine Antwort und reagierte einfach nicht. Ihr Gesicht konnten wir nicht sehen, doch wir gingen davon aus, daß es starr wie Beton war.
    Die Distanz war geschrumpft, aber auch zwischen ihr und uns. Sollte das Blut-Skelett mit seinen verschmierten Händen zugreifen, würden auch wir zur Stelle sein.
    Die Zuschauer wirkten wie Staffage, der jegliches Leben genommen war. Hinter Warlock breitete sich der Weg in die Vergangenheit noch stärker aus. Die gesamte Flurbreite geriet in eine Zirkulation. Das Tor war entstanden, und wahrscheinlich stand es schon weit, weit offen.
    Etwas schimmerte darin. Von der anderen Seite her, vielleicht aus der Vergangenheit oder von einem anderen Platz kam jemand. Etwas Dunkles und Drohendes.
    Eine Fratze. Schwarz und grau. Sehr mächtig und furchteinflößend. Keine ganze Gestalt, sondern nur das häßliche dunkle Knochengesicht, in dessen unmittelbarer Nähe die Klinge einer stählernen Sense schimmerte.
    Wer sich hier zeigte, war der echte Schwarze Tod. Der gewaltige Mythos, dem Warlock hatte nacheifern wollen. Er hatte sich gedacht, das Erbe anzutreten, und auch Purdy Prentiss wurde zum ersten Mal in ihrem Leben mit diesem Anblick konfrontiert, der den des Blut-Skeletts weit in den Schatten stellte.
    Die Frau war davon so überrascht, daß sie keinen Schritt mehr weiterging. Sie blieb auf der Stelle stehen, und wahrscheinlich staunte sie das häßliche Bild an.
    »Er ist da!« rief Warlock. »Ich spüre ihn. Seine Macht sorgt für meine Vollkommenheit.«
    Er griff nach Purdy.
    Genau das war Suko’s großer Augenblick. Den Stab hatte er bereits berührt.
    Nur ein Wort fehlte noch. Genau das rief er, während er nach vorn lief.
    » Topar! «
    ***
    Jetzt hatte er fünf Sekunden Zeit, denn kein Lebewesen in Rufweite war noch in der Lage, sich zu bewegen. Nur Suko als Träger des Stabs wurde nicht behindert,

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