Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
Vom Netzwerk:
ich da einsteige, habe ich schon verloren. Außerdem gibt es wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern muss.
    Meine kranke Freundin zum Beispiel.
    – Joe.
    Ich lasse von der Dose ab, die ich durch den ganzen dunklen Central Park gekickt habe, und sehe zu der Frau auf, die mir den Weg versperrt.
    – Sela.
    Sie stößt mit der Spitze ihres glänzenden, schwarzen, kniehohen Stiefels gegen die Dose, so dass der Schlitz in ihrem Rock den Blick auf einen muskelbepackten Oberschenkel freigibt.
    – Hast du ’nen Augenblick Zeit?
    Ich sehe auf die Uhr.
    – Eigentlich nicht.
    Sie kratzt sich mit einem langen, roten Fingernagel den Nacken unter den kurz geschnittenen schwarzen Locken.
    – Schade.
    Ich will um sie herumgehen.
    – Ja, wirklich schade. Bis dann.
    Sie kickt die Dose vor meine Füße und baut sich direkt vor mir auf.
    – So war das nicht gemeint.
    Mein Blick wandert von der Dose zu ihrem Gesicht.
    – Wie dann?
    Ihre gewaltigen Schultern zeichnen sich deutlich unter der Designerlederjacke ab.
    – Ich meinte schade im Sinne von, ist mir egal, ob du gerade Zeit hast oder nicht. Wir müssen reden.
    Ich sehe sie mir genauer an. Ihre neue, teure Uptown-Frisur und das makellos aufgetragene Make-up, von dem man nur weiß, dass es da ist, weil man es nicht sieht. Und ich erinnere mich an unsere letzte Begegnung. In einer Mietwohnung in Alphabet City. Sie in löchrigen Jeans, einem Patti-Smith-T-Shirt und mit Irokesenschnitt. Jetzt muss ich nicht mal besonders tief einatmen, um all das Geld zu riechen oder die Hand, die es ihr zugesteckt hat. Und ich habe weiß Gott keine Lust, diese Hand noch einmal zu sehen.
    Himmel, wieso habe ich nur meine Knarre zu Hause gelassen?
    – Ist lange her, Sela. Damals konnte ich deine Hilfe echt gebrauchen, du warst spitze. Aber jetzt ist es mir scheißegal, wegen was du mir die Zeit stehlen willst. Es ist nämlich meine Zeit. Außerdem bin ich rein geschäftlich hier. Predo hat mir freien Durchgang gewährt. Das solltest du bedenken, wenn du dich mit mir anlegst.
    Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen.
    – Hör sich das einer an. Joe Pitt verkriecht sich also hinter Dexter Predos Rockzipfel. Wie konnte das passieren? Wie kann ein Mann so tief sinken? Das würde mich interessieren.
    Ich klappe mein Zippo ein paar Mal auf und wieder zu.
    – Soweit ich weiß, bin ich nicht derjenige von uns, der sich von der Society losgesagt hat. Und der hier raufgekrochen kam und sich der Koalition angeschlossen hat.
    – Das hatte mit Politik nichts zu tun.
    Ich trete gegen die Dose und umrunde Sela.
    – Ist mir scheißegal.
    Sie unternimmt keinen Versuch, mich aufzuhalten.
    – Ich bin wegen des Mädchens gekommen.
    Ich gehe weiter und kicke die Dose vor mir her.
    Sela rührt sich nicht.
    – Sie will dich sehen, Joe.
    Ich trete fest gegen die Dose.
    – Sie weiß es, Joe. Sie weiß alles.
    Ich halte mitten im nächsten Tritt inne.
    – Woher?
    Sela zieht an dem Gürtel um ihren Mantel, der sich dadurch noch enger um ihre Hüften legt.
    – Ich hab’s ihr erzählt.
    Ein neuerlicher Tritt gegen die Dose, und ich blicke ihr hinterher, während sie in die Dunkelheit segelt.
    – Warum, zum Teufel, hast du das getan?
    Sie geht an mir vorbei auf eine Limousine zu, die dort wartet, wo der Weg durch den Park die Überführung der 65ten kreuzt.
    – Weil sie mich danach gefragt hat.
    Ich starre auf ihren Rücken.
    – Du hättest lügen können.
    Sie bleibt vor der Limousine stehen und dreht sich zu mir um.
    – Man soll die Leute, die man liebt, nicht anlügen, Joe. Das geht nie gut.
    Sie öffnet die Tür.
    – Also steig jetzt in das Scheißauto, oder muss ich dich da reinzerren?
    Ich steige ein.
     
    – Sei nicht sauer auf Sela.
    – Wer sagt denn, dass ich sauer auf sie bin?
    – Niemand.
    – Genau. Und weißt du auch, warum? Weil ich überhaupt nicht sauer auf Sela bin, deswegen.
    Die Fingerspitzen des Mädchens spielen mit den wuscheligen Locken über ihrer Stirn, ohne ihre sorgfältige Anordnung allzu sehr durcheinanderzubringen.
    – Du bist voll sauer auf Sela. Weißt du, woher ich weiß, dass du sauer auf Sela bist?
    – Nein, keine Ahnung.
    – Weil du ihr nicht auf den Hintern geguckt hast, als sie rausgegangen ist. Jeder guckt Sela auf den Hintern.
    – Außer mir, wie’s aussieht.
    – Nein, du auch. Weil deine Augen schon rübergewandert sind, um ihren Hintern anzugucken, aber dann hast du dich daran erinnert, dass du voll sauer auf sie bist und hast nicht hingesehen. Als

Weitere Kostenlose Bücher