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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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muss sie ja auch trinken.
    Ich drehe ihr weiter den Rücken zu.
    Sie öffnet eine Schachtel, die auf dem Tisch neben dem Sessel steht und nimmt eine Nelkenzigarette heraus.
    – Ich find das nicht eklig oder so, das will ich damit nicht sagen, nur das ganze Drumherum ist irgendwie abartig. Ich meine, echt, wenn man drüber nachdenkt, die Leute essen Kühe und Hühner und Schweine und Kram, also wo ist der Unterschied? Besonders bei so jemandem wie Sela, die voll den Durchblick hat. Sie ist meine Fitnesstrainerin und mein Bodyguard, und ich bezahle ihr so viel, dass sie sich alles kaufen kann, was sie braucht. Sie hat es nicht nötig, jemandem wehzutun. Es wäre viel einfacher, wenn sie einfach in ein Geschäft gehen könnte oder so.
    Sie zündet ihre Nelkenzigarette mit einem silbernen Tischfeuerzeug in der Form eines mit Dornen umkränzten Herz-Jesu an.
    – Kannst du dir das vorstellen? Blutboutiquen? Die Leute würden voll markenbewusst werden und genau überlegen, wo sie ihr Blut und so kaufen. Da steckt viel Geld drin. Weil, na ja, jeder könnte dann sein Blut verkaufen und ein bisschen Kohle verdienen, und es macht überhaupt nichts, ob die Spender krank sind oder nicht, weil ihr ja eh immun seid.
    Sie pustet Rauch aus, ohne zu husten.
    – Aber das wird wahrscheinlich nie passieren.
    Sie streckt mir die Zunge raus, deren Spitze von einem Onyxpiercing gekrönt ist.
    – Die meisten Leute sind voll verklemmt. Die kapieren gar nichts. Wenn irgendwas anders ist als sie, denken die gleich, es wäre abnorm. Als gäb’s so was wie normal überhaupt.
    Sie lehnt sich in ihrem Sessel zurück.
    – Zum Beispiel wenn die Leute mich und Sela zusammen sehen. Irgendwo beim Mittagessen, ein junges weißes Mädchen und eine große schwarze Frau. Die denken sofort, dass da was nicht stimmt. Noch dazu, wenn sie Selas Adamsapfel bemerken. Ganz Clevere kommen sogar drauf, dass sie mit einem Penis geboren wurde. Denen fällt dann voll die Kinnlade runter. Aber irgendwo gefällt’s ihnen auch. Sie stehn drauf, uns anzustarren, zu tuscheln und drüber nachzudenken, wie viel besser sie sind als wir. Manche Leute sind wirklich zum Kotzen.
    Da will ich ihr nicht widersprechen.
    Sie stellt ihre nackten Füße auf den Sessel.
    – Wahrscheinlich wird das nie was. Dass ihr genauso leben könnt wie alle anderen, meine ich.
    Sie umklammert ihre Schienbeine.
    – Erst, wenn jemand ein Heilmittel findet.
    Ich drehe mich um.
    Sie legt ihr Kinn auf die Knie.
    – Hast du gewusst, dass ich gerade einen Prozess gewonnen habe? War voll die große Sache, stand sogar im Journal und so.
    – Da lese ich immer nur die Witzseite.
    – Okay. Auf jeden Fall hab ich gewonnen. Und jetzt hat sich in Bezug auf meinen Treuhandfonds einiges geändert.
    Sie zwinkert mir zu.
    – Schon komisch, dass du dich daran erinnert hast, dass ich erst siebzehn bin. Aber in ein paar Monaten bin ich achtzehn. Weißt du, was das bedeutet?
    Sie beißt sich auf die Unterlippe.
    – Es bedeutet, dass ich mein Erbe antreten kann, weil ich den Prozess gewonnen habe. Was wiederum bedeutet, dass mich die ganzen Anwälte und Vorstände und Vorsitzende und Geschäftsführer mal kreuzweise können. Endlich zahlt sich der Betriebswirtschaftsunterricht an der Privatschule aus. Und die Biochemiekurse, die ich online gemacht habe. Und die Privatlehrer, für die ich sowieso viel zu schlau bin.
    Sie grinst von einem Ohr zum anderen.
    – Wenn ich achtzehn bin, kann ich das Stimmrecht meiner Anteile geltend machen und Horde Bio Tech Inc. übernehmen. Und dann werde ich mit Hilfe der Firma nach einem Heilmittel für das Vyrus suchen. Weil, weißt du was?
    Sie zieht an ihrer Zigarette.
    – Ich bin nicht nur die Tochter meiner Mama. Ich bin auch Papas kleines Mädchen.
    Rauch quillt aus ihren Nasenlöchern.
    – Er war ein Genie.
    Ich leere mein Glas.
    – Er war ein Scheißirrer.
    Sie verdreht die Augen.
    – Ja, das auch.
    Ich gehe auf die Bar zu.
    – Und mit diesem Scheiß trittst du genau in seine Fußstapfen.
    Sie stellt ihre Füße wieder auf den Boden.
    – Wo willst du hin?
    Ich stelle mein Glas auf den Tresen und sehe sie an.
    – Ich denke, mir ist jetzt klar, worüber du mit mir reden wolltest. Ich weiß jetzt, dass du inzwischen so verdorben wie deine Mutter und so durchgeknallt wie dein Vater bist. Damit ist meine Neugier befriedigt. Ich hau ab.
    – Nein, da liegst du ganz falsch.
    Ich schnappe mir die Flasche Bourbon vom Tresen und drehe ihr den Rücken zu, bereit zu

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