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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Weshalb?
    Er tippt mit einem Finger an sein Kinn.
    – Wir hatten einen Gesprächstermin mit ihnen vereinbart, und wir wussten, dass sie vorher mit der Society reden.
    – Das ist mir neu. Wie ist es gelaufen?
    – Sie sind nicht zum vereinbarten Termin erschienen.
    – Aha.
    Er mustert mich.
    Ich zucke mit den Schultern.
    – Das Gesindel aus Brooklyn hat eben keine Manieren.
    Er hebt eine Augenbraue.
    – Ja, wahrscheinlich.
    Im Hinausgehen drehe ich mich noch mal um.
    – Hey, diese eine Sache.
    Er sieht wieder auf.
    – Sache?
    Ich deute auf seinen Schreibtisch.
    – Die Sache mit dem Stift, wie Sie ihn so akkurat da hinlegen. Und dass ihr Laufbursche da unten es genauso macht. Ich habe da eine Theorie.
    – Ja, bitte?
    Ich spitze die Lippen.
    – Er beobachtet Sie. Ihre Bewegungen, wie Sie alles anpacken.
    – Anpacken?
    – Ihre Geschäfte meine ich.
    Ich richte eine Fingerpistole auf ihn.
    – Er imitiert Sie, Predo. Probiert mal aus, ob er das Zeug für den Job hat. Ihren Job.
    Und schon bin ich aus der Tür, die Treppe runter und an dem Riesen vorbei, der von jetzt an unter besonderer Beobachtung durch Predo stehen wird, und trete auf die Straße, wo ich endlich frei atmen kann.
    Ich zünde mir eine Zigarette an.
    Habe ich was Falsches gesagt? Dieser kurze Moment des Zögerns, habe ich ihm damit verraten, wie es mit den Docks gelaufen ist? Keine Ahnung. In solchen Sachen ist er viel besser als ich. Eigentlich ist er in allen Sachen besser als ich. Wahrscheinlich hab ich ihm alles verraten, was er wissen wollte. Jede beschissene Information, wegen der er mich zu sich bestellt hat.
     
    Er hat mich gefickt.
    Zumindest das weiß ich. Himmel, ich hätte es sofort bemerken müssen. Ist ja nicht so, dass der Drecksack mich zum ersten Mal aufs Kreuz legt.
    Manipulation, hat er gesagt.
    Wahrscheinlich ist das heutzutage der höfliche Ausdruck für gefickt werden .
    Ich würde ja gerne behaupten, dass er alles falsch verstanden hat. Oder dass er mich nicht kalt erwischt und über den Tisch gezogen hat. Aber das wäre gelogen. Sich selbst zu belügen bringt gar nichts. Hat mich aber noch nie davon abgehalten.
    Terry und sein gottverdammter Wald. Auch da hat Predo voll ins Schwarze getroffen. Wie er mich nach Strich und Faden verarscht und über die Docks ausgefragt hat, lässt darauf schließen, dass er genau dieselbe Landschaft wie Terry vor Augen hat. Beide sehen jenseits der Brooklyn Bridge ein riesiges Territorium mit Tausenden von Infizierten, die dort wie im Urwald hausen. Und jetzt wollen diese Infizierten plötzlich über die Brücke und in die Zivilisation zurück.
    Ein Van Helsing?
    Der interessiert Predo nicht die Bohne.
    Er zitiert mich hier rauf, und ich überschreite die 14te für ein klärendes Gespräch, vor dem ich mich wegen Terry nicht drücken kann, wie er ziemlich genau weiß. Und das alles wegen eines einzelnen Irren? Blödsinn.
    Predo wollte mich über Terrys Brooklyn-Pläne aushorchen. Das ist Predos Stil. Und ich nehme an, dass Terry das genau gewusst hat.
    Jetzt soll ich also meinen Bericht abliefern, ihm beichten, dass die Sache nach hinten losging, damit Terry seinerseits Einblick in Predos Pläne gewinnt.
    Beide versuchen, dem anderen in die Karten zu sehen. Und sie benutzen mich als Mittelsmann.
    Was für ein Scheißjob!
    Oh Mann. Jetzt kommt’s mir.
    Zwei Dutzend Blutbeutel. Zwei Dutzend Blutbeutel, hat er gesagt. Der Arsch wusste genau, wie viel Solomon auf Halde hatte. Predo. Van Helsing. Ist er dazu fähig? Einen seiner Killer loszuschicken, um die Tat eines Van Helsings vorzutäuschen? Und mich anschließend in sein Büro zu locken und auszuquetschen? Verdammt noch mal, genau das ist Stil.
    Oder.
    Scheiße.
    Oder es war Terry. Vielleicht hat er Solomon erledigt, weil er wusste, dass Predo mich dann ausquetscht. Terry hat es getan, weil er mich in Predos Büro haben wollte, um...
    Ja, warum?
    Arschlöcher!
    Wenn man versucht, wie sie zu denken, also um fünf Ecken herum und möglichst heimtückisch und verschlagen, kennt man sich früher oder später überhaupt nicht mehr aus. Also scheiß drauf. Ich werde das alles möglichst einfach halten.
    Der Van Helsing ist bis auf weiteres ein Van Helsing.
    Predo ist bis auf weiteres ein Arschloch.
    Und Terry ist bis auf weiteres mein Boss, mein ältester Kumpel. Und ein Mann, dem ich ums Verrecken nicht vertrauen kann.
    Ich kann es mir nicht leisten, die ganze Sache noch komplizierter zu machen und bei ihrem Scheißspiel mitzuspielen. Sobald

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