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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ist der vertraute alte Pitt. Der Pitt, der in der Vergangenheit mit Leichtigkeit zu durchschauen und zu manipulieren war.
    Soll ich meinen Stuhl durch das Eckfenster hinter ihm schleudern und ihn gleich hinterher? Aber wahrscheinlich ist die Scheibe aus Sicherheitsglas, und ich bezweifle, dass ich sie mit dem Stuhl zerbrechen kann. Davon abgesehen befinden wir uns gerade mal im zweiten Stock eines altehrwürdigen Backsteingebäudes auf der Upper East Side. Es würde also nichts bringen. Außerdem herrscht draußen finstere Nacht.
    – Sie überlegen, was Sie mir antun könnten, Pitt?
    Ich nicke.
    – Eigentlich die meiste Zeit.
    – Kein Wunder. Es liegt in Ihrer Natur, schlecht von denjenigen zu denken, die über Ihnen stehen. Und was ich von Ihnen möchte? Nun, im Moment nichts weiter als die gebotene Professionalität. Sie kümmern sich um die Sicherheit Ihres Clans, ich plane und leite die etwas komplexeren Operationen meines Clans. In der gegenwärtigen Phase der Entspannungspolitik versuche ich lediglich, die Kommunikation zwischen unseren Organisationen aufrechtzuerhalten, um auf Bedrohungen reagieren zu können, die unsere Existenz als Ganzes gefährden könnten. Eine Bedrohung, wie sie beispielsweise ein Van Helsing darstellt. Ich hätte es vorgezogen, durch eine Mitteilung Ihrerseits davon in Kenntnis gesetzt zu werden, und nicht durch meine eigenen Quellen.
    – Wenn wir schon beim Thema sind.
    – Ja?
    – Was sind das für Quellen, die Ihnen flüstern, was sich unterhalb der 14ten tut?
    – Unterhalb der Houston ist Niemandsland. Wir haben dort Verbündete, genau wie Sie.
    – Sie steigen also immer noch mit den Bulls und Bears in die Kiste?
    Er sieht mich ausdruckslos an.
    – Wenn Sie etwas von mir wissen wollen, Pitt, dann fragen Sie mich direkt. Der Versuch, durch Provokation Informationen aus mir herauszulocken, ist dagegen vergeblich und nur eine Verschwendung ihrer begrenzten Ressourcen.
    – Ich dachte, das wäre eine direkte Frage.
    Er ignoriert sie trotzdem.
    – Was können Sie mir über den Van Helsing berichten?
    Ich hebe die Hand und strecke fünf Finger aus. Dann klappe ich einen davon wieder ein.
    – Er hat den Candyman umgebracht.
    Ich klappe einen weiteren Finger ein.
    – Auf die traditionelle Art und Weise.
    Noch ein Finger.
    – Er hat den Blutvorrat vergiftet.
    Beim letzten Punkt kommt der Daumen zum Einsatz.
    – Und er hat seinen Geruch mit Ammoniak übertüncht.
    Jetzt strecke ich ihm nur noch einen einzelnen Mittelfinger entgegen.
    – Das war’s.
    Er nickt und wirft einen Blick auf die Papiere auf seinem wohlaufgeräumten Schreibtisch, ohne den Finger weiter zu beachten. Stattdessen macht er sich Notizen.
    – Also gut. Ein zerstückelter Leichnam. Zwei Dutzend unbrauchbare Blutbeutel. Und Sie sind an der Sache dran. Sehr gut.
    Er legt ein Blatt Papier in die mit AUSGANG beschriftete Ablage.
    – Viel Glück bei der Suche.
    Ich nehme den Finger runter.
    – Das war’s?
    Er sieht auf.
    – Natürlich. Ich wollte nicht mehr als ein klärendes Gespräch. Es liegt nicht in meinem Interesse, in Dingen herumzuschnüffeln, die offensichtlich Angelegenheit der Society sind.
    Ich stehe auf.
    – Aber sicher. Das wäre auch völlig untypisch für Sie.
    Er sieht wieder auf seine Papiere.
    – Wie Sie meinen. Mein Wunsch ist lediglich, die Geheimhaltung zu bewahren, da diese nach Ansicht der Koalition in unser aller Interesse ist. Es liegt nicht in meinem Bestreben, die Ziele der Society zu unterstützen, und eine Einmischung unsererseits würde nur weitere unwillkommene Aufmerksamkeit erregen. Trotzdem können Sie sich natürlich jederzeit an mich wenden, wenn Sie Hilfe bei Ihren Nachforschungen brauchen.
    Er wedelt mit der Hand in Richtung Bürotür.
    – Bis zum nächsten Mal.
    Ich betrachte ihn. Er wird von einer Tischlampe mit grünem Schirm beleuchtet und ist von Aktenschränken aus Massivholz umgeben. An den Wänden hängen Fotografien von früheren Amtsinhabern. Diese Büroeinrichtung ist seit Menschengedenken unverändert. Ich gehe zur Tür.
    – Klar. Bis zum nächsten Mal.
    – Pitt.
    Ich bleibe in der halb geöffneten Tür stehen.
    – Ja?
    – Wie ist es mit den Docks gelaufen?
    Ich zögere. Nur einen einzigen Herzschlag lang. Nicht mal einen Herzschlag. Trotzdem, ich zögere.
    – Die Docks?
    – Dieser Clan aus Brooklyn, der einen Verbündeten in Manhattan sucht.
    – Ich weiß, wer die Docks sind. Aber ich hab noch nie einen von ihnen gesehen.
    – Komisch.
    –

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