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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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kümmerst, das ist schon in Ordnung. Wie man hört, weckt sie so eine Art Mutterinstinkt in dir. Anscheinend geht’s ihr nicht besonders. Das tut mir leid. Gott weiß, dass die Society Mitgefühl mit jedem kranken Menschen empfindet, aber, weißt du, manche Krankheiten sind uns näher als andere. Das soll jetzt aber nicht so klingen, als wäre es eine Entweder-Oder-Situation. Wir haben ein Sicherheitsproblem, das gelöst werden muss. Die Society will, dass du dich darum kümmerst. Wenn du das nicht kannst, dann lass es mich wissen, und wir können in gegenseitigem Einvernehmen unsere Geschäftsbeziehung beenden. Dann hast du wieder den gleichen Status wie vorher. Und alles was dazugehört.
    Er lehnt sich zurück.
    Ich denke über und alles was dazugehört nach.
    Unabhängig arbeiten. Auf eigene Rechnung. Ohne, dass mir Terry ständig im Nacken sitzt. Keine Termine mit Predo mehr. Schluss damit, mich erst um die Probleme anderer Leute und dann um meine eigenen zu kümmern.
    Klingt verdammt gut.
    Aber auch keinen leichten Zugang zu Blut mehr. Keine Zuwendungen seitens der Society. Dann heißt es wieder: von der Hand in den Mund. Ich müsste mir mein Blut mühsam zusammenkratzen, gar nicht zu reden von Evies Transfusionen. Keine Besuche bei Predo mehr, aber früher oder später würde ich ihn wiedersehen. Denn sobald ich den Schutz der Society verliere, hetzt er seinen Gorilla auf mich. Schließlich hat er noch eine Rechnung mit mir offen.
    Unabhängig.
    Allein.
    Himmel, wie ich mich danach sehne.
    Gott, ich will allein sein. Lasst mich. Lasst mich in Ruhe. Ich will nicht mehr. Ich will mich um niemanden mehr kümmern müssen. Ich kann das einfach nicht.
    Ich strecke den Arm aus und lasse meine Zigarettenkippe in Terrys Teetasse fallen.
    – Wo soll ich hin?
    Er schiebt die Tasse zur Seite.
    – Coney Island.
    Coney Island. Das Ende der Welt. Auf einer altertümlichen Landkarte würde man neben Coney Island wohl Seeungeheuer und so Zeug abbilden.
    Ich sage nichts. Muss ich auch nicht.
    Denn Terry erledigt das.
    – Ja, ich weiß. Ist ’ne ganz schöne Strecke. Aber du kriegst ein Auto. Und Gesellschaft.
    – Gesellschaft. Weshalb zum Henker muss ich dann überhaupt mit?
    Er hebt die Tasse, erinnert sich daran, dass ich die Zigarette reingeworfen habe, und runzelt die Stirn.
    – Die Gesellschaft ist der Grund, warum du dorthin musst, Joe.
    Er hebt einen Finger, um den Kellner auf sich aufmerksam zu machen. Der dreht uns den Rücken zu und flirtet mit der Kassiererin.
    Er stellt die Tasse auf den Tisch.
    – Meine Schuld. Ich hab mich wie ein Arschloch aufgeführt. Karma, Joe.
    Ich werfe einen letzten Blick auf die Uhr. Wenn ich mich beeile, erwische ich den saufenden Pfleger vielleicht noch.
    – Warum soll ich dahin, Mann? Und warum in Gesellschaft?
    Er schiebt die Tasse von sich weg.
    – Wie gesagt, der Abgesandte der Freaks kommt hierher, aber sie sind, na ja, misstrauisch, also müssen wir einen von uns gegen ihn austauschen.
    Ich stehe auf und beuge mich über den Tisch.
    – Scheiße. Niemals.
    – Bleib ruhig, Mann.
    – Ich werd ganz bestimmt nicht da rüber fahren, mich in einem Keller fesseln lassen und mit einem Sack überm Gesicht warten, ob alles cool ist oder sie mir den Kopf absägen. Wenn sie nur eine Geisel wollen, dann schick ihnen einfach irgendwen. Hurley muss doch hier irgendwo rumschwirren.
    Er legt eine Hand auf sein Herz.
    – Hurley? Nein, der kommt dafür nicht infrage. Und du? Eine Geisel? Niemals. Darum geht’s doch gerade. Sie schicken ein hohes Tier, Joe. Und das müssen wir auch tun. Deshalb musst du los und zusehen, dass sie heil wieder zurückkommt. Ich kann mich schlecht auf Hurley verlassen, wenn es, nun ja, auf Raffinesse ankommt.
    Ich starre auf ihn herab.
    – Sie?
    Er blickt auf die Uhr.
    – Ja, sie. Sie ist ein wertvoller Aktivposten. Du wirst sie also pfleglich behandeln, ja?
    – Ich mag es nicht, wenn man über mich redet wie über ein Objekt.
    Wir sehen beide zu Lydia.
    Terry erhebt sich.
    – Mann, ich wünschte, ich könnte dabei sein. Das ist wirklich eine aufregende Expedition ins Unbekannte.
    Lydia deutet auf das Geld auf dem Tisch.
    – Das ist alles, was du an Trinkgeld gibst? Weißt du, was man in der Gastronomie verdient, Terry? Es gibt keinen Mindestlohn, keine Gesundheitsfürsorge und keine Betriebsrente. Hast du schon mal gekellnert, Terry?
    Terry sucht in seinen Taschen nach Kleingeld.
    – Tut mir leid. Tut mir leid.
    Ich reibe mir die Stirn und blicke Terry

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