Das Blut Von Brooklyn
Milchprodukte zu verzichten.
Ich steche wieder in meinen Kuchen. Ganz klar ein Fertigprodukt. Die Kruste ist flach und glänzt so sehr, dass sich die Neonröhren an der Decke darin spiegeln. Die Füllung besteht aus Glibber mit drei, vier Klumpen Apfel darin.
Er isst seine letzte Pirogge auf und wischt sich den Mund mit einer Papierserviette ab.
– Aber zurück zu den Wellen. Weißt du, die Docks sind nicht der einzige Clan aus Brooklyn, der mit uns Kontakt aufgenommen hat.
– So viel hab ich mitbekommen.
– Genau. Diese andere Gruppe, also, die scheint, und ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte, aber sie hat irgendwie Wind davon bekommen, wie wir unsere Differenzen mit den Docks geregelt haben. Was sie irgendwie, nun ja, misstrauisch gemacht hat. Jetzt wollen sie Sicherheiten. Einen direkten Kontakt mit der Society. Und das bald. Um genau zu sein, und hier kommt eine gewisse Dringlichkeit ins Spiel, schon heute Nacht. Sie schicken einen Unterhändler, aber wir sollen uns drum kümmern, dass er auch sicher ankommt.
Ich steche die Gabel in den Apfelkuchen und stecke mir ein Stück in den Mund. Er ist so miserabel, wie ich vermutet habe, und ich spüle ihn mit dünnem schwarzem Kaffee hinunter.
– Meinetwegen, dann sorg eben für einen Kontakt. Aber ich bin wohl kaum der geeignete Mann für diplomatische Missionen.
Er schiebt den Teller von sich weg und nimmt die Tasse mit Kamillentee in die Hand.
– Das hat mit Diplomatie nichts zu tun. Hol einfach diesen Unterhändler ab, bring ihn sicher hierher und wieder zurück. Hey, ich wünschte, ich könnte das machen. Erstkontakt, Mann. Von Angesicht zu Angesicht. Klar, nicht gerade Nixons Chinabesuch oder so, aber trotzdem eine Riesensache.
Ich sehe an Terry vorbei durch die großen Fenster des Restaurants hinaus und beobachte die Nachtschwärmer, die die Avenue A rauf und runter flanieren.
Dann werfe ich einen Blick auf die Uhr über der Eingangstür. Es ist schon nach Mitternacht, und die Besuchszeit im Krankenhaus ist lange vorbei. Wenn ich die Nachtschwester rausklingle, wird sie mich ohnehin nur damit abspeisen, dass es Evie gut geht. Egal, wie es ihr wirklich geht.
Ich habe immer noch den Geschmack von beschissenem Kuchen und miesem Kaffee im Mund.
Ich sehe Terry an, atme tief durch und zucke ratlos mit den Schultern.
– Ist klar, Terry. Ich hab’s kapiert. Ich will die Sache ja nicht kleinreden oder so, aber ich muss mich um dringende Sicherheitsprobleme auf unserem Territorium kümmern. Dafür hast du mich schließlich angestellt, oder? Damit ich mich um die Dinge direkt vor unserer Haustür kümmere. Und wenn ich mich recht erinnere, hast du mir freie Hand gegeben, alles auf meine Art zu regeln. Im Moment ist dieser Van Helsing unser größtes Problem. Ich hab mich heute Nacht mal umgehört, und ich kann dir sagen, dass es in unserer Gemeinschaft ziemliche Spannungen gibt. Gerüchte gehen um, und die Leute geraten in Panik. Und wenn unsere Leute in Angst leben, muss ich Abhilfe schaffen. Du wirst diesen Job jemand anderem geben müssen. Mal ganz abgesehen davon, dass Predo stinksauer ist. Der Typ ist völlig aus dem Häuschen wegen diesem Van Helsing. In letzter Zeit war’s eigentlich ziemlich ruhig, aber damit kann es schnell vorbei sein, wenn ich mich nicht drum kümmere. Du verstehst, Mann, da müssen wir klare Prioritäten setzen.
Der Kellner legt die Rechnung zwischen uns auf den Tisch. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass wir gefälligst den Platz räumen sollen. Terry sieht sich die Rechnung an und zückt seinen Geldbeutel.
– Ja, der Van Helsing. Klar, ist natürlich ein Problem. Aber die Sache ist die, und du weißt ja, dass ich nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigen will, aber es ist nun mal so, dass wir dieses Problem mit Brooklyn erst haben, seit du bei Predo warst.
Ich erinnere mich an den Sekundenbruchteil, den ich zögerte, als Predo die Docks erwähnte. Dieser kurze Augenblick, in dem ich meine Deckung fallen ließ, und er in mir wie in einem Buch lesen konnte.
Cleverer Bastard.
Terry legt ein paar Geldscheine und Münzen auf den Tisch. Er gibt exakt zehn Prozent Trinkgeld.
– Gut, so was kommt schon mal vor. Predo kitzelt aus den besten Leuten Informationen raus, da will ich dir keinen Vorwurf machen. Und anschließend tut er einfach, was er am besten kann, und setzt das, was er von dir erfahren hat, zu seinem Vorteil ein. Wenn du mich fragst, ich kann mir durchaus vorstellen, dass er die Leute angerufen
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