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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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geschah.“
    „Dann weißt du also schon, was mir fehlt!“, stellte Hanno fest.
    „Im Großen und Ganzen ja, dennoch muss ich dich untersuchen.“
    Ibrahim schaute in Hannos Augen, prüfte, ob er das Gleichgewicht halten konnte, und löste verschiedene Reflexe aus. Während der Untersuchung stellte er ihm Fragen. „Wie ging es dir direkt nach dem Überfall?“
    „Mir war schwindlig und übel und ich sah doppelt. Außerdem schmerzte mein Kopf und ich konnte kein Licht ertragen.“
    „Und wie geht es dir jetzt?“
    „Diese Beschwerden sind fast alle weg, nur wenn ich mich anstrenge, dröhnt mir der Schädel wieder. Ich weiß aber nur die Dinge, die nach dem Überfall geschahen. Werde ich mich je an die Zeit davor erinnern? “
    „Es ist schon mal ein gutes Zeichen, dass du überhaupt etwas behalten kannst. Durch den Schlag auf deinen Kopf wurde dein Gehirn erschüttert. Dadurch kam es zu einer Amnesie. Du kannst nichts tun, als abzuwarten. Ich gebe dir ein paar Pastillen, die den Gedankenfluss anregen, dich aber auch beruhigen. Möglicherweise kehrt deine Erinnerung zurück, möglicherweise bleiben aber Teile davon für immer im Dunkeln. Ich rate dir noch zusätzlich zu ausgedehnten Gängen durch die Stadt. Es kann sein, dass deine Gedächtnislücken durch Begegnungen mit Menschen oderbeim Anblick bestimmter Orte geschlossen werden. Zermartere dir vor allen Dingen nicht zu sehr den Kopf und zwinge nichts herbei. Je entspannter du bist, umso eher wirst du gesund. Und wegen deines gebrochenen Arms schaue ich in den nächsten Tagen noch mal vorbei.“
    Der Kämmerer war während der Untersuchung anwesend gewesen und genauso wenig über die vage Diagnose erfreut wie Hanno. Solange er nicht wieder hergestellt war, konnte er keine Aufträge übernehmen, und so wie es aussah, würde er für einige Zeit ausfallen. Deshalb war es wichtig, dass er sich erholte. „Geh und ruh dich aus. Ich unterrichte Abt Manegold, dass du im Augenblick nichts zur Aufklärung von Anselms Tod beitragen kannst.“
    „Es tut mir unendlich leid!“, entschuldigte sich Hanno erneut.
    „Das braucht es nicht. Es ist ja nicht deine Schuld. Befolge lieber die Anweisungen Ibrahims, damit du rasch gesund wirst.“
    Als Hanno allein in seiner Kammer auf dem Bett lag, wurde er sich seiner Einsamkeit bewusst. Nie hatte er sich verlassener gefühlt als in diesem Augenblick. Agnes hatte ihm die Mutter ersetzt, an die er sich nicht mehr erinnerte, und ihm ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, das er bislang nicht vermisst hatte. Und Yrmengardis´ Anwesenheit hatte ihm den Tag versüßt. Mit dem Gedanken an sie schlief er ein und erwachte erst wieder am Abend.
    In der Stadt
    Graf Bolko kaufte im Gegensatz zu seiner Frau und seiner Tochter nicht gern ein. Er empfand es als lästige Pflicht. Nur Gewürzen konnte er nicht widerstehen, denn er liebtepikantes Essen. Er besaß einen feinen Gaumen und war überaus experimentierfreudig, was neue Gerichte anbetraf. Auch heute suchte er seinen bevorzugten Gewürzhändler auf, der stets ausgefallene Ware vorrätig hatte.
    „Was ist das für ein Kraut?“, fragte er und deutete auf ein Glas, in dem sich getrocknete, gefiederte Blättchen befanden.
    „Es heißt Koriander. Sein Geruch behagt nicht jedem. Er erinnert an Bettwanzen, weshalb es auch manchmal Wanzenkraut genannt wird. Auch sein Geschmack ist gewöhnungsbedürftig!“
    Bolko schnupperte an dem geöffneten Gefäß und verschloss es rasch wieder. Es roch wirklich streng und er konnte sich nicht vorstellen, dass es schmeckte.
    „Das hier sind die Samen des Korianders“, redete der Händler weiter. „Sie müssen geröstet und dann gemahlen werden. Sie passen gut zu Kohl oder Linsengerichten.“
    „Von den Samen nehme ich etwas mit“, meinte Bolko.
    „Dann sag deiner Köchin, dass sie sie sparsam verwendet.“
    Als er eine Stunde vor Einbruch der Dämmerung alles beisammen hatte, schickte er seinen Diener zum Anwesen des Kämmerers, er selbst wollte noch zu Widukind in die Dombauhütte gehen. Die Wertschätzung, die sein Sohn durch den Kämmerer erfuhr, hatte Bolko zum Nachdenken gebracht. Vielleicht war es endlich an der Zeit, den alten Streit ganz zu begraben. Einen Schritt in diese Richtung hatte er bereits getan, nun wollte er den eingeschlagenen Weg in Mainz fortsetzen.
    Schon von Weitem hörte er lautes Hämmern und fragte sich, wie Widukind den Lärm den ganzen Tag über ertrug. Als Bolko die Werkstätte betrat, entdeckte er ihn unter einem

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