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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Sabbatvorbereitungen beschäftigt. Während sie die Sabbatbrote formte, dachte sie voller Wärme an ihren Gatten Immanuel, mit dem sie seit einem halben Jahr verheiratet war. Obwohl ihre Eltern die Ehe arrangiert hatten, verstanden sie sich wunderbar und Sara hätte kaum einen besseren Mann bekommen können. Er war fürsorglich, humorvoll, klug, lebensbejahend, gut aussehend und ein zärtlicher Liebhaber. Wenn sie das Lager teilten, befriedigte er nicht nur seine Bedürfnisse, sondern auch die von Sara.
    Leider hatten sie nicht viel Zeit miteinander verbringen können, denn nur wenige Wochen nach ihrer Eheschließung erbte Immanuel unerwartet mehrere Weinberge in Italien. Er musste umgehend dorthin reisen und die Formalitäten regeln, damit ihm niemand das Erbe streitig machte. Seinen Aufenthalt wollte er außerdem dazu nutzen, bestehende Geschäftskontakte auszubauen und weitere Weinberge hinzuzukaufen. Er beabsichtigte nämlich, koscheren Wein in großen Mengen zu produzieren.
    Saras Vater, Samuel bar Natanael, der genau wie sein Schwiegersohn Weinhändler war, begleitete ihn. Siewürden wohl mindestens ein halbes Jahr, wenn nicht gar länger wegbleiben. Ursprünglich hatte Sara mit Immanuel mitkommen wollen, aber als ihre Mutter Rachel plötzlich schwer erkrankte, blieb sie zu Hause, um die Bettlägerige zu pflegen.
    Anfangs hatte die Trennung von Immanuel geschmerzt, doch als sie nach einigen Wochen merkte, dass sie schwanger war, fiel ihr das Alleinsein leichter. Es tröstete sie etwas, dass sie ihr Kind in der Stadt ihrer Ahnen und nicht fernab der Heimat zur Welt bringen würde. Sara fühlte sich wohl in Magenza und konnte sich trotz mancher Schwierigkeiten, mit denen sie als Jüdin zu kämpfen hatte, nicht vorstellen, woanders zu leben.
    Denn Mainz gewährte seinen Juden gewisse Freiheiten. So bildete ihr Viertel eine kleine Enklave innerhalb der Metropole und war nicht, wie in vielen anderen Städten, von Mauern und Zäunen eingegrenzt. Es lag zentral zwischen Klöstern, Kirchen und den gut erreichbaren Märkten. Zum wichtigsten Geschäftszentrum, dem Brand, waren es nur wenige Schritte. Genau wie in Worms und Speyer konnten sich die Juden frei bewegen und unterlagen kaum Einschränkungen. Die Bischöfe dieser Städte garantierten ihnen Schutz und gaben ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Kaiser Heinrich IV. höchstpersönlich hatte sich zu ihrem Fürsprecher erkoren, und so lebten sie in einer für ihr Volk relativ friedlichen Zeit. Die Voraussetzungen für die Geburt ihres Kindes konnten also kaum günstiger sein.
    Sara hatte alles vorbereitet und sah jetzt nach ihrer Mutter. Rachel galt aufgrund ihrer Krankheit als unrein und Sara durfte sie nicht berühren, um nicht selbst unrein zu werden. Deshalb hatten sie Anna, eine christliche Magd, eingestellt, die die Kranke wusch, kämmte, ihr beimWechseln der Kleidung half und das Bett machte. Sara dagegen kochte, brachte ihr das Essen, las ihr vor und betete mit ihr.
    „Ich hörte dich den ganzen Tag über singen. Du scheinst heute bester Laune zu sein“, stellte ihre Mutter mit schwacher Stimme fest.
    „Es geht mir auch gut“, entgegnete Sara und musterte sie dabei eingehend. Früher war Rachel eine robuste, vor Gesundheit strotzende Frau gewesen. Seit sie aber unter der zehrenden Krankheit litt, schien sie jeden Tag ein bisschen mehr zu schrumpfen. Die Augen in ihrem eingefallenen Gesicht waren unnatürlich groß und entzündet. Immer wieder bekam sie Fieberschübe, vor allem während der Nacht, und ständig plagten sie Kopf- und Gelenkschmerzen. Leber und Milz waren angeschwollen und sie fühlte sich matt, konnte aber trotzdem nur schlecht schlafen.
    Ibrahim, der Arzt ihrer Gemeinde, kannte diese Krankheit nicht und konnte sie deshalb nicht kurieren. Aber er mischte ihr ein Medikament, das die Schmerzen linderte und das Fieber senkte. Trotz der guten Pflege und der Arznei wurde sie zusehends schwächer, sodass Sara inzwischen um ihr Leben bangte.
    Rachel bemerkte den prüfenden Blick ihrer Tochter und versuchte abzulenken. „Du warst schon lange nicht mehr in der Mikwe“, meinte sie und schaute ihre Tochter liebevoll an.
    „Dir ist es also nicht entgangen“, lächelte Sara.
    „Auch wenn ich krank bin, funktioniert mein Verstand noch recht gut. Du bist also schwanger?“
    „Ja. Heute Morgen erhielt ich Gewissheit. Das Kind regte sich beim Aufstehen zum ersten Mal.“
    Die Bewegungen in ihrem Leib waren unbekannt undfremdartig gewesen, hatten aber ein

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