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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Mönchlein nichttot“, merkte Hartwig lapidar an. „Doch was soll‘s. Geschehen ist geschehen. Davon wird er auch nicht wieder lebendig. Und blas’ nicht länger Trübsal, deine schlechte Stimmung schlägt auch mir aufs Gemüt. Seit vier Tagen redest du über nichts anderes. Dein Gejammer reicht mir inzwischen endgültig“, beendete er den Disput.
    Wolff ärgerte sich über die mangelnde Anteilnahme seines Gefährten. Er jammerte nicht, sondern wollte nur ein bisschen Zuspruch. Der Mord belastete ihn doch mehr als erwartet und er wäre diese Sünde gern losgeworden, aber er fürchtete sich vor der Beichte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Priester das Beichtgeständnis ausplauderte, vor allem, da der Tote ein Gottesmann gewesen war. Was die ganze Angelegenheit noch verkomplizierte, war die Tatsache, dass der Ermordete aus dem Mainzer Benediktinerkloster stammte und die Stadt der Sitz von Ruthard war, der über das größte Erzbistum des Reichs herrschte und zudem auch noch Kurfürst war. Wolff hatte sich durch den Mord ungewollt in das Visier eines überaus mächtigen Mannes begeben und das konnte für ihn gefährlich werden. Jetzt bereute er seine Tat. Warum nur hatte er das nicht eher bedacht?
    Wolff hatte noch nicht in Bruder Anselms Börse gesehen, sondern schob es vor sich her. Hartwig sollte nicht erfahren, was sie enthielt, denn Anselms Verhalten nach zu schließen, musste es etwas Kostbares sein, und das wollte er mit niemandem teilen. Immerhin war er dieses Wagnis eingegangen und hatte Schuld auf sich geladen und nicht Hartwig.
    „Vergiss das Ganze endlich“, riss sein Gefährte ihn aus seinen Überlegungen. „Gib mir lieber etwas von dem Hasen.“
    Wolff nahm den Spieß aus der Glut und zerlegte denBraten in zwei Hälften.
    „Du siehst übrigens ganz verändert aus mit deinem Bart und den dunklen Haaren“, stellte Hartwig kauend fest.
    „Das bezwecke ich ja auch. Niemand soll mich erkennen.“
    Direkt nach dem Mord hatte Wolff sich neue Kleidung besorgt und aufgehört, sich zu rasieren. Bei einem Kräuterweib erstand er eine Walnusstinktur, mit der er seine Haare dunkler färbte. Alles in allem war das Ergebnis zufriedenstellend, jetzt würde ihn bestimmt keiner der Herbergsgäste mehr als den Dieb identifizieren können.
    „Wohin reiten wir morgen?“, wollte Hartwig wissen.
    Wolff nannte ihm den Namen einer Ortschaft, die in der Nähe lag.
    Das schien Hartwig nicht zu passen. „Auf dieser Seite des Flusses machen wir weniger Beute als auf der anderen“, maulte er. „Ich will wieder hinüber ans linke Ufer. Dort verläuft die Haupthandelsroute. Außerdem hab ich‘s satt, dass du mich immer zum Erkunden vorschickst, sobald wir in eine größere Ansiedlung kommen. Der Mönch starb vor vier Tagen. Wahrscheinlich ist er längst vergessen. Bestimmt glaubt jeder, er sei im Schlaf gestorben. Wo wir hinkommen, hat niemand etwas von einem ermordeten Benediktiner gehört. Sieh endlich ein, dass kein Mensch nach dir sucht. Lass uns wieder zurückkehren.“
    „Ich will noch mindestens eine Woche abwarten. Es schadet doch nicht, dass wir hier sind, oder wär‘s dir lieber, sie würden uns schnappen? Wenn ich hänge, hängst du mit mir. Oder denkst du, die lassen den Helfer eines Mörders ungeschoren davonkommen? Vorsicht ist für die nächsten Tage durchaus noch angebracht.“
    „Gut, einigen wir uns darauf“, zeigte Hartwig sich überraschend gefügig. „Ich habe nachgedacht!“, fuhr er fort undlöste mit seiner Bemerkung Erstaunen bei seinem Gefährten aus, denn Nachdenken gehörte definitiv nicht zu Hartwigs Stärken.
    „Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“
    „Ich will ab jetzt den ersten Zugriff auf jede Beute“, forderte er dreist.
    „Das haben wir bislang aber anders gehalten!“, empörte sich Wolff. „Ich trage das Hauptrisiko. Ich bin derjenige, den die Leute sehen, weil ich die Diebstähle begehe. Du bleibst im Hintergrund und bist deshalb weniger gefährdet. Darum beanspruche ich dieses Vorrecht auch weiterhin. Außerdem hattest du nie Grund zu klagen, denn wir teilten immer gerecht.“
    „Beim Geld vielleicht, nicht aber beim Schmuck. Da hast du dir stets die besten Stücke herausgepickt. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Bisher waren wir mehr oder minder harmlose Diebe, doch durch den Mord ist alles anders. Mein Risiko ist gestiegen, wie du soeben übrigens selbst festgestellt hast. Und dafür will ich ab jetzt entsprechend entlohnt werden“, stellte Hartwig

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