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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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mit drohendem Unterton fest.
    Wolff beherrschte sich. Wenn Hartwig in dieser Stimmung war, ließ er nicht mit sich reden. Sein Verhalten bestärkte Wolff in seiner Entscheidung. Seit einiger Zeit verfolgte er nämlich eigene Pläne, in denen Hartwig keinen Platz mehr hatte. Er wollte sich endgültig von ihm trennen. Noch war der richtige Zeitpunkt nicht gekommen, aber sobald sich die Gelegenheit ergab, würde er verschwinden. Um seinen Kumpan aber nicht argwöhnisch zu machen, fügte er sich deshalb widerwillig.
    „Auf, lass uns die Beute endlich teilen, so lange haben wir noch nie damit gewartet“, verlangte Hartwig.
    „Wie du meinst“, entgegnete Wolff nur und ging zu seinem Pferd, um den Sack mit dem Diebesgut zu holen. Als er ihn ausleerte und den Beutel von Anselm sah, meldete sich sein schlechtes Gewissen erneut, das er aber sofort wieder verdrängte. Gierig grapschte Hartwig nach den Börsen und dem Schmuck. „Welche ist die des Toten?“, fragte er und Wolff deutete darauf.
    „Die will ich nicht, die kannst du haben. Da klebt Blut dran“, meinte Hartwig und schob sie Wolff hin. Dann begann er die Münzen nach ihrem Wert zu sortieren und zu zwei Haufen aufzuschichten. Das gleiche tat er mit dem Schmuck.
    Wolff nutzte die Zeit, in der Hartwig abgelenkt war, um nachzuschauen, was sich in Anselms Beutel befand. Während er den kärglichen Inhalt vorsichtig in seine Hand schüttete, wandte er seinem Gefährten den Rücken zu. Zum Vorschein kamen eine Münze von geringem Wert, ein Rosenkranz, ein Amulett mit einer Madonnenfigur und ein Stückchen ordentlich zusammengefaltetes Pergament, das augenscheinlich Wertvollste in seinem Besitz. Alles Dinge, für die es sich nicht zu sterben lohnte. Rosenkranz und Glücksbringer mochten für den Mönch von ideellem Wert gewesen sein, kostbar waren sie jedoch nicht. Warum aber hatte dieser ein solches Aufheben darum gemacht? Vielleicht verriet ihm das Stückchen Pergament mehr.
    Bevor er es las, prüfte er, ob Hartwig noch mit dem Aufteilen der Beute beschäftigt war. Dann hielt Wolff die Notiz dichter ans Feuer, um besser zu sehen. Rasch überflog er die wenigen Worte. Er meinte Moguntia und drei Namen entziffern zu können. Im Moment war das ohne tiefere Bedeutung für ihn, aber für die Zukunft konnte es wichtig sein. Deshalb verbrannte er sie nicht, sondern faltete siewieder zusammen und steckte sie ein. Er war froh, dass Hartwig nicht lesen konnte und niemals erfahren würde, was hier stand. Gleich, was es mit dieser Nachricht auf sich hatte, er war entschlossen es herauszufinden. Egal wie riskant es für ihn wurde, er war bereit, dieses Wagnis einzugehen. Das Amulett und den Rosenkranz legte er in ein kleines Leinensäckchen, verschnürte es und packte es weg. Er brachte es nicht übers Herz, die persönlichen Dinge des Toten einfach wegzuwerfen. Vielleicht ließen sie sich irgendwo zu Geld machen.
    Hartwig hatte so getan, als bemerke er Wolffs Heimlichtuerei nicht, aber ihn aus den Augenwinkeln genau beobachtet. Ihm war nicht entgangen, wie Wolff verstohlen die Börse des Toten inspizierte. Sie musste irgendetwas beinhalten, das ihm wichtig erschien, denn er ging ungewöhnlich behutsam damit um, und das machte ihn misstrauisch. Bereits seit Längerem beschlich ihn das Gefühl, dass Wolff ihm etwas verheimlichte, und sein Verhalten von eben schürte dieses Empfinden. Jetzt war eine gute Gelegenheit herauszufinden, ob sein Eindruck trog oder nicht. „Und was hast du gefunden?“
    „Nur religiösen Plunder. Einen Rosenkranz, ein Amulett mit der Gottesmutter und eine Münze von geringem Wert“, meinte er und zeigte Hartwig das Geldstück. Das Pergament verschwieg er.
    „Und dafür hast du ihn getötet?“, äußerte Hartwig verächtlich.
    „Ja, und ich weiß nur zu gut, welche Dummheit das war“, erwiderte Wolff zerknirscht.
    Hartwig beschloss, erst einmal alles so zu belassen, wie es war. Einen Streit vom Zaun zu brechen, nutzte keinem von ihnen. Er würde schon herausfinden, was es mit dieserNotiz auf sich hatte, die Wolff so beharrlich vor ihm zu verbergen versuchte.
    „Ich leg mich jetzt schlafen“, sagte er nur, rückte dichter an das Feuer und wickelte sich in seine Decke. „Gute Nacht.“
    Auch Wolff war müde, aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Während er in den Sternenhimmel starrte, dachte er über sein Leben nach. Es hatte so verheißungsvoll begonnen. Hätte er das sechste Gebot nicht gebrochen, wären seine Träume möglicherweise

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