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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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zurückbringen.“
    „Ich muss dennoch bleiben. Der Kämmerer hat es mir so aufgetragen.“
    Gotthard empörte sich. „Traut er uns etwa nicht? Wir sind redliche Männer.“
    „Ich zweifle nicht daran, doch Order ist Order!“, ließ Hanno sich nicht beirren.
    Es dauerte noch gut eine Stunde, dann war der Spalt in der Mauer verschlossen. Sie machten die Tür zu und legten den Riegel davor. Gotthard und Hans verstauten das Werkzeug in einem Verschlag, dann rollten sie einen Heukarren davor.
    „So, das war´s, gehabt euch wohl!“, verabschiedete sich Hanno und führte das Gespann in Begleitung der Soldaten zurück zum Dom.
    „Ist der Kämmerer noch hier?“, wollte er von dem Knecht wissen, der den Wagen in Empfang nahm.
    „Nein. Er ist fortgegangen, aber ich weiß nicht wohin.“
    „Hat er nach mir verlangt?“
    „Nicht dass ich wüsste.“
    „Das ist gut“, murmelte Hanno leise. Er bat um eine Fackel und machte kehrt.
    Der Gallhof wurde glücklicherweise nicht bewacht und so blieb Hannos Eindringen unbemerkt. Er holte das Werkzeug aus dem Schuppen und verschaffte sich Zutritt zum Keller. Dort stemmte er ein mannsgroßes Loch indie Mauer und zog unter Mühen die nächstgelegene Kiste heraus. Er öffnete sie mit einem Eisen und blickte auf eine Schicht aus Stroh. So weit war alles in Ordnung. Doch als er darunter nachschaute, entdeckte er statt der Kleinodien schwere Steine. Entsetzt über seinen Fund hockte er sich auf den Boden. Es gab eigentlich nur einen Mann, der das hatte tun können: der Kämmerer höchstpersönlich. Er prüfte noch zwei weitere, die ebenfalls nur Steine enthielten und vermutete, dass es noch etliche andere gab.
    Völlig fassungslos dachte er nach. Jetzt erst fiel ihm wieder ein, wie viel Zeit Embricho in der Schatzkammer verbracht hatte, auch nachdem längst alle Vorbereitungen abgeschlossen waren. Allein schon seines Amtes wegen hatte niemand seine Anwesenheit in Frage gestellt und auch seine Behauptung, alles nochmals auf seine Richtigkeit zu überprüfen, wurde nicht angezweifelt. Hätte Hanno die Kisten nicht heimlich markiert, wäre der Tausch nie bemerkt worden.
    Er spann den Gedankenfaden weiter. Sollte die Stadt geplündert werden, konnte der Kämmerer veranlassen, dass das wertlose Gut im Rhein versenkt wurde. Später ließe sich nicht beweisen, ob und wer es gestohlen hatte und Embricho konnte sich die Reichtümer zu einem günstigen Zeitpunkt dann einfach aneignen.
    Blieb Mainz aber verschont, wurde der echte Schatz aus seinem eigentlichen Versteck geholt und zurück in die Schatzkammer gebracht, ohne dass jemand irgendetwas davon erfuhr. Hanno konnte sich Gotthard und Hans dabei gut als Embrichos willige Helfer vorstellen.
    Ob der Erzbischof eingeweiht war? Hatte er diese Aktion möglicherweise sogar veranlasst? Aber glauben konnte Hanno das nicht. Denn was Geld und Gold anbelangte, vertraute Ruthard blind auf seinen Verwandten. Zudemwar er in solchen Dingen nicht annähernd so findig wie Embricho. Hanno vermutete deshalb, dass der Kämmerer auf eigene Faust handelte und vielleicht sogar eine Plünderung einkalkulierte, um an die Pretiosen zu kommen. Ihm fiel das Benna-Kreuz ein. Eines der kostbarsten Stücke und von ideellem Wert, nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Bürger von Mainz. Bischof Willigis hatte es während seiner Amtszeit in Auftrag geben. Es wurde zwar nur zu bestimmten Anlässen der Öffentlichkeit präsentiert, aber dennoch wäre der Schaden immens, ginge es verloren.
    Hanno kannte Embrichos Vorliebe für außergewöhnliche und schöne Dinge, deshalb glaubte er, dass seine Vermutung zutraf. Er konnte nicht verantworten, dass Teile des Schatzes einfach so verschwanden. Deshalb würde er alles in bewegung setzen, um das zu verhindern. Er verschloss die Kisten wieder, versetzte die Mauer so gut es ging in ihren Originalzustand und ging dann nach Hause, wo er ungesehen in seine Kammer gelangte. Seinem Herrn wollte er heute Abend nicht mehr begegnen.
    Große Scheffergasse
    Griseldis hatte den ganzen Tag über Vorbereitungen für eine mögliche Flucht getroffen. Nun stand sie in ihrem Gemach und blickte auf ihr Gepäck, das ihre schönsten Kleider und ihren Schmuck enthielt.
    „Herrin, Dithmar ist hier und will Euch sprechen“, unterbrach Margreth ihre Betrachtungen.
    „Sag ihm, dass ich gleich hinunterkomme.“
    Sie verschloss die Truhe, kämmte sich über ihr Haar, befeuchtete ihre Lippen und ging dann zu ihrem Verlobten. Er blickte ernst

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