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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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eingedöst, während er auf sie wartete. Die Anspannung der letzten Wochen war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er schreckte hoch, als sie kamen. Die Mienen von Rachel und Isaac waren nicht sonderlich freundlich und er versuchte ihre Zweifel zu zerstreuen. „Ich weiß, dass es euch nicht leicht fällt, mir zu vertrauen.Aber es wird euch nichts geschehen. Sara und Rachel, euch bringe ich in ein Frauenkloster, Isaac kommt mit zu mir. In meinen Räumen kann ich ihn beschützen. Aber ihr müsst euch alle drei eine Tarnung zulegen.“
    „Niemals!“, entfuhr es Rachel.
    „Auch Jonah schor sich seinen Bart, als er die Reise nach Mainz unternahm, und das mit dem Einverständnis der Gemeinde“, erinnerte Sara ihre Mutter.
    „Ich setze keinen Fuß in ein Kloster! Am Ende muss ich sogar im Zeichen des Kreuzes beten“, erboste sich Rachel weiter.
    „Nichts dergleichen wird geschehen. Ihr bekommt eine kleine, gemeinsame Zelle, wie sie normalerweise nur den Kranken vorbehalten ist. Das Kreuz wird verhüllt und ihr werdet dort nicht behelligt. Nur die Mutter Oberin und eine Vertraute wissen, dass ihr dort seid. Deshalb dürft ihr sie auch nicht verlassen. Das Einzige, was ihr tun müsst, ist, diese Nonnentracht überzuziehen, bis ihr dort seid.“
    „Conrads Vorschlag ist vernünftig und ich sehe keine andere Möglichkeit. Uns wird nicht viel abverlangt und ich denke, wir können das auf uns nehmen. Ich werde bald Mutter. Willst du Vater und Immanuel zu Witwern machen?“
    Dieses Argument besänftigte Rachel etwas. „ Was will die Äbtissin dafür?“
    „Nichts“, erwiderte Conrad.
    Nun machten beide Frauen große Augen. Erzbischof und Stadtgraf, die nicht gerade am Hungertuch nagten, ließen sich den Schutz der Juden teuer bezahlen und die Nonnen verlangten keine Gegenleistung.
    „Das ist sehr großzügig von ihr“, merkte Rachel an.
    „Die Ordensfrauen haben sich der Nächstenliebeverschrieben“, erwiderte Conrad nur. „Und nun zu dir, Isaac. Du wirst meine Räume nicht verlassen dürfen, aber es wird dir dort an nichts fehlen. Allerdings musst du den Habit tragen und dir eine Tonsur scheren lassen. Es kann nämlich sein, dass jemand an meine Tür klopft, wenn Ruthard nach mir schickt. Sollte dich jemand sehen, kann ich immer noch behaupten, du seist ein Novize, der mir zur Hand geht. Ich weiß, wie sehr es dir widerstrebt, aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“
    „Ich will nicht herumlaufen wie ein Mönch! Damit verrate ich meinen Glauben!“
    „Du trägst nur den Habit, keine weiteren christlichen Zeichen. Und die Tonsur wird nicht größer sein als die Fläche deiner Hand. Innerhalb weniger Tage werden deine Haare nachwachsen“, versuchte der Mönch den Jungen zu beschwichtigen.
    „Isaac, tue es um unseretwillen“, flehte Sara ihn an und auch Rachel redete auf ihren Sohn ein.
    Der Knabe senkte den Kopf und dachte nach. Seiner Schwester und Mutter zuliebe würde er es tun, aber wenn er das Empfinden hatte, dass es nicht richtig war, würde er das Versteckspiel beenden. Immerhin hatte er den Dolch, der ihm einen Ausweg ermöglichte.
    „Gut, ich beuge mich eurem Willen“, sagte er mit leiser Stimme.
    „Dann macht euch fertig“, meinte Widukind, der sich aus dem Disput bisher herausgehalten hatte. „Dort drüben liegen die Gewänder, die ihr über eure Kleider streifen könnt. Issac, du setzst dich hierher, damit Conrad dir die Tonsur schert.“
    Kurz darauf waren sie fertig. Die Frauen sahen wirklich aus wie Nonnen und das weite, braune Gewand verbargSaras Schwangerschaft einigermaßen. Isaac blickte unsicher drein, aber das machte seine Rolle als Novize nur umso glaubhafter.
    „Das Kloster liegt außerhalb des eigentlichen Stadtkerns. Sara, du wirst einen längeren Fußmarsch hinter dich bringen müssen. Kannst du das in deinem Zustand?“, fragte der Steinmetz besorgt.
    „Keine Sorge. Mir geht es gut“, versicherte sie ihm.
    „Isaac, du wartest hier, bis wir zurück sind. Dann werde ich dich holen und mit mir nehmen. Verlasse das Haus nicht und öffne niemandem“, ermahnte ihn Conrad.
    Widukind, der die beiden Bündel trug, ging voraus und hielt einigen Abstand zu der Dreiergruppe. Doch die Vorsichtsmaßnahmen erwiesen sich als unnötig. Sie begegneten auf ihrem Weg kaum jemandem. Nach dem heutigen Vorfall zogen es die Menschen vor, in ihren Behausungen zu bleiben. An der Klosterpforte verabschiedeten sie sich von den Frauen, was Widukind schwerfiel.
    „Dank dir, Conrad, für

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