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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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ihres Vaters. AnBewerbern mangelte es nicht, aber sie konnte sich einfach nicht entscheiden. Mal liebäugelte sie mit einem Leben als Nonne, mal redete sie von einem Ehemann und Kindern. Letzteres wäre ihrer Mutter bedeutend lieber, denn das überaus enge Band zwischen ihr und ihrer Tochter würde durch einen Eintritt in eine Ordensgemeinschaft für immer zerschnitten.
    Auch Widukind teilte die mütterliche Ansicht, allerdings aus einem anderen Grund. Yrmengardis war von zartem, beinah scheuem Wesen. Sie hatte ihm einmal anvertraut, dass sie sich vor den meisten Männern fürchtete und deshalb die Geborgenheit eines Klosters vorzog. Widukind versuchte es ihr auszureden, denn wenn sie nicht ihres Glaubens und ihrer Überzeugung wegen in einen Orden eintrat, war sie dort fehl am Platz und würde das bis ans Ende ihrer Tage bereuen. Er wollte ihr ein Leben in Falschheit ersparen, so wie es ihm ergangen wäre, hätte er sich dem Willen des Vaters gebeugt und wäre Geistlicher geworden. Aber Yrmengardis wiegelte stets ab und schob die Entscheidung weiter vor sich her. Zum allgemeinen Erstaunen ließ Graf Bolko seine Tochter gewähren. Vielleicht ahnte er, dass ein falscher Entschluss nicht nur sie, sondern auch seine Gattin Alheyt unglücklich gemacht hätte.
    Widukind hatte das Dorf seiner Kindheit fast erreicht, das genaugenommen aus drei Weilern bestand. Sie lagen so dicht nebeneinander, dass sie aus der Ferne ineinander überzugehen schienen. Eine Ebene erstreckte sich zwischen der Ansiedlung und dem Rhein. Sie wurde im Frühjahr regelmäßig überflutet und verwandelte sich dann in einen Morast. Von Frühsommer bis Spätherbst wuchs dort üppiges Grün, das dem Vieh als Weidegrund diente. An den Hügeln rund um die Weiler lagen Weinberge, die vomKloster St. Alban in Mainz bewirtschaftet wurden. Etliche der Dorfbewohner arbeiteten für die Mönche und verdienten sich so ein Zubrot. Hier und da fanden sich kleinere Baumgruppen oder wilde Hecken, die allerlei Getier Unterschlupf boten. Widukind konnte die Häuser selbst noch nicht sehen, sondern nur die Rauchsäulen, die aus ihnen aufstiegen. Von Wiedersehensfreude angetrieben, gab er seinem Ross die Sporen.
    Auf dem Weg nach Mainz
    Hanno erwachte an diesem Morgen später als beabsichtigt. Die Sonne schien durch die Fensteröffnung und schmerzte in seinen Augen. Mund und Kehle waren trocken und hinter seiner Stirn pochte es heftig. Zwar hatte er eine Kammer für sich allein gehabt, aber der Strohsack, auf dem er nächtigen musste, war alles andere als bequem und zudem von Flöhen bevölkert gewesen. Während er schlief, hatten sie sich an seinem Blut gütlich getan und sein Körper war nun von ihren Bissen übersät. Er verfluchte den Umstand, der ihn hier hatte stranden lassen, und sehnte sich erneut nach seinem Zuhause im Anwesen des Kämmerers. Ungelenk stand er auf, begutachtete die roten, runden Male, deren Anblick allein reichte, um einen Juckreiz auszulösen, schnürte sein Bündel und ging nach unten, wo ihn eine karge Morgenmahlzeit erwartete.
    Eigentlich hatte er sich beim Wirt über die Beherbergung beschweren wollen, doch als er in dessen stumpfsinnige Miene schaute, erkannte er, dass es der Mühe nicht wert war. Er holte das Pferd aus dem Stall, das im Gegensatz zu ihm einen erholten Eindruck machte, sattelte es und verließ zügig den Ort. Er wollte die Zeit aufholen, die erdurch das lange Schlafen verloren hatte.
    Die kühle Morgenluft tat ihm gut. Aber er fühlte sich immer noch etwas benommen und fragte sich, ob er seinen angeschlagenen Zustand dem Wein von gestern Abend verdankte oder doch eher seinem Quartier. Da ihm vom schnellen Reiten übel wurde, drosselte er das Tempo. Galliger Magensaft kroch seine Speiseröhre hoch, brannte unangenehm und ließ ihn aufstoßen. Sein Schädel dröhnte noch immer und schien gleich zu platzen. Nur mit Mühe konnte er sich auf den Weg konzentrieren.
    Deshalb entgingen ihm auch die drei Gestalten, die ihm in sicherem Abstand folgten. Je weiter er sich vom Dorf entfernte, umso mehr schlossen sie aber zu ihm auf. Hanno ritt nichtsahnend weiter. Erst als er das Geklapper von Hufen hinter sich hörte und den Kopf drehte, erkannte er, wer ihm auf den Fersen war. Schlagartig verschwand seine Übelkeit, denn er musste kein Hellseher sein, um ihre Absicht zu erraten. Ihr Groll war ihnen in ihre Gesichter gemeißelt und aus ihren Augen sprach der blanke Hass.
    Eine heiße Welle durchflutete ihn vom kleinen Zeh bis zum

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