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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Papst Sergius III. und seine Konkubine Marozia, die einen verderblichen Einfluss auf den Papst gehabt hatte. Auch Johannes XII. trieb es wild und führte mit einer Schar Konkubinen ein zügelloses Leben, bis er im Bett einer Geliebten durch die Hand ihres Ehegatten einen unrühmlichen Tod fand.
    Diese Herrschaft des Konkubinats – wie Conrad jene Zeit nannte – lag mehr als hundert Jahre zurück, aber vergessen war sie deshalb noch lange nicht. Diese Päpste warendamals schwach und ihren Mätressen über die Maßen hörig gewesen. Sie wurden von den schamlosen Weibern beherrscht, die so Einfluss auf die Politik der Kirche nahmen.
    Um dergleichen für die Zukunft zu verhindern, war schließlich auf der Lateransynode unter Papst Nikolaus II. das Dekret erlassen worden, dass kein Priester mehr die heilige Messe lesen durfte, der offenkundig im Konkubinat lebte. Ruthard hatte nie Zweifel an seiner Integrität aufkommen lassen und stets enthaltsam gelebt. Aber die Sünde lockte überall. Warum nicht in Gestalt von Griseldis? Conrad selbst war gegen ihre Reize gefeit, er hatte sich ganz Gott verschrieben. Aber galt das auch für Ruthard?
    Burg
    Reinhedis war in der Nacht von Alpträumen geplagt worden, die selbst das Kind in ihrem Leib unruhig machten. Es bewegte sich ungewohnt heftig und sie stand auf, um sich Erleichterung zu verschaffen. Ängstlich fasste sie auf ihren Leib, denn sie fürchtete, dass dem Ungeborenen etwas geschehen könnte. Bis zur Niederkunft dauerte es noch beinah drei Monate, und wenn es jetzt zur Welt käme, würde es nicht überleben. Sie versuchte möglichst leise zu sein, damit Gerhard nicht aufwachte. Er war sehr spät zu Bett gekommen und sie hatte getan, als ob sie schliefe. Dabei hatte sie aber immer an Griseldis denken müssen, die heute ihr Gast sein würde. Allein bei dieser Vorstellung spürte sie wieder diesen eifersüchtigen Stich in ihrer Herzgegend. Sie fragte sich, wie sie diesen Tag überstehen sollte, ohne dass ihr Gemahl ihre wahren Empfindungen erriet.
    Eigentlich war Weihnachten für sie das schönste der christlichen Feste, da es den Wendepunkt der dunklen Jahreszeitmarkierte und die Familie immer unbeschwert beisammensaß. Doch dieses Jahr überschattete Griseldis‘ Anwesenheit diesen Tag. Schon gestern Abend während der Mette waren ihr die begehrlichen Blicke der Männer nicht entgangen, die ausnahmslos der jungen Frau galten. Selbst der Erzbischof hatte sie immer wieder angeschaut, was bei Reinhedis für eine gewisse Empörung sorgte. Aber angesichts ihres entblößten Dekolletés und des auffälligen Kreuzes war das auch kein Wunder. Kannte sie denn keine Scham? Ein anständiges Weib hätte sich bedeckt. Wenigstens hatte Gerhard ihr nicht über Gebühr Aufmerksamkeit geschenkt, was Reinhedis wieder etwas versöhnte.
    Dennoch nagte dieses schreckliche Gefühl an ihr, Griseldis könnte ihm insgeheim doch gefallen. Sie setzte ihre Hoffnung darauf, dass sie sich täuschte und ihr der heutige Tag diese Gewissheit geben würde. Das Kind hatte aufgehört zu strampeln und sie legte sich wieder hin. Wider Erwarten döste sie ein und erwachte erst, als Gerhard aufstand, um sich für den Gottesdienst fertig zu machen. Sie teilte ihm mit, dass sie zu müde sei, um ihn zu begleiten. Als er ihr schmales, blasses Gesicht betrachtete, glaubte er ihr sofort. „Ruhe dich noch etwas aus, der Tag wird lang“, sagte er zärtlich.
    Sie versprach es ihm. Doch kaum hatte er das Haus verlassen, stand sie auf und machte sich mit aller Sorgfalt zurecht. Sie wusch sich, kämmte ihr Haar so lange, bis es schimmerte wie Ebenholz und steckte es nach hinten, damit ihre Stirn frei war. Danach brachte sie die Augenbrauen in Form und zog ihr edelstes Gewand an, das ihr gerade noch so passte. Zum Schluss legte sie ihren schönsten Schmuck an und trug Duftwasser auf. Das Ergebnis war recht zufriedenstellend und sie glaubte die Spuren desSchlafmangels weitgehend beseitigt zu haben.
    Dann schaute sie in der Küche nach dem Rechten, und als sie dort alles zu ihrer Zufriedenheit vorfand, ging sie in den großen Saal um zu sehen, ob die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Tische und Bänke waren aufgebaut und die Tafel war gedeckt. Krüge waren auf den Tischen verteilt, sodass sich jeder Gast selbst von dem mit Honig und Zucker gewürzten Wein einschenken konnte. Frische Fackeln steckten in den Wandhalterungen und ein munteres Feuer brannte vor sich hin. Reinhedis registrierte alles mit gefälligem

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