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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Stelle, von der er Griseldis‘ Haus beobachten konnte, ohne übermäßige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Battenheim
    Widukind hatte die vier Tage ländlicher Idylle im Kreis seiner Familie genossen, aber nun zog es ihn wieder in die Stadt. Er begann sich zu langweilen, zumal ihn in dem kleinen Dorf stets nach kurzer Zeit das Gefühl beschlich, vom Leben abgeschnitten zu sein. Bis Neuigkeiten hierher gelangten, waren sie in Mainz längst Stadtgespräch. Auch der Dorfklatsch bot ihm nichts Neues, und da ihr unfreiwilliger Gast Adam immer noch den größten Teil des Tages das Bett hütete und zudem sämtliche Erinnerung verloren hatte, war mit ihm nicht viel anzufangen. Deshalb teilte er seinem Vater an diesem Morgen mit, dass er noch heute zurückreiten würde. „Schon?“, fragte er verwundert. „Du wolltest doch länger bleiben.“
    „Ich will zu Ibrahim, dem Arzt, der meine Wunde versorgt hat. Die Fäden müssen entfernt werden“, schob er vor.
    „Du hast einen Juden als Arzt?“
    „Ja. Ich weiß, dass die Kirche das nicht gern sieht, aber selbst der Kämmerer nimmt seine Dienste in Anspruch. Und Ibrahim versteht sein Fach.“
    „Du wirst schon wissen, was du tust. Das hast du übrigens immer getan“, entgegnete Bolko ohne den Hauch eines Vorwurfs. „Ich habe mich noch nicht richtig für die Figur des Heiligen Georg bedankt.“
    „Ich hoffe, sie gefällt dir.“
    Bolko von Cankor tat sich schwer, die richtigen Worte zu finden. Während der letzten Tage hatte sich das Verhältniszwischen ihnen entspannt und er betrachtete seinen Sohn mit anderen Augen. Zwar hieß er im Grunde seines Herzens immer noch nicht gut, dass er Steinmetz geworden war, aber die Figur des Heiligen Georg bewies Bolko, wie sehr ihn sein Sohn trotz aller Differenzen achtete.
    „Das tut sie“, gab er unumwunden zu und erstaunte Widukind, denn dieses Lob musste ihn einiges an Überwindung gekostet haben.
    „Danke“, erwiderte Widukind mit belegter Stimme. „Wenn du das nächste Mal nach Mainz kommst, besuche mich doch in der Dombauhütte.“
    „Möglich, dass ich das sogar tun werde und das vielleicht schneller als du denkst“, entgegnete sein Vater steif. „Ich werde Adam nach Mainz bringen, sobald er dazu in der Lage ist. Was hältst du übrigens von ihm?“
    „Solange er ohne Gedächtnis ist, ist er schwer einzuschätzen. Aber Agnes meint, er weiß sich zu benehmen“, antwortete Widukind. „Eigentlich müsste ich mich ja um ihn kümmern, weil ich ihn gefunden und in dein Haus gebracht habe.“
    „Nein, du hast dein Soll erfüllt, als du ihm das Leben rettetest. Ab jetzt ist das meine Aufgabe.“
    „Ich weiß ihn hier in guten Händen. Vater, ich gehe mich nun verabschieden. Leb wohl und auf bald.“
    „Auf bald, mein Sohn.“
    Als er Adams Kammer betrat, fand er zu seiner Überraschung seine Schwester dort vor. „Ich kehre heute nach Mainz zurück und wollte unserem Gast Lebewohl sagen.“
    „Du gehst schon?“, fragte sie und wirkte bekümmert.
    „Ja, es ist Zeit“, bekräftigte er und wandte sich dann zu Adam: „Wie fühlst du dich heute?“
    „Es geht mir jeden Tag etwas besser. MeineKopfschmerzen sind völlig verschwunden, mir wird auch nicht mehr schwindlig und ich kann wieder völlig klar sehen. Aber mein Arm und meine anderen Verletzungen schmerzen noch immer.“
    Widukind tastete den Verband ab. „Er wird brüchig. Agnes soll dir einen neuen anfertigen. Sie weiß ja, wie das geht. Du darfst ihn mindestens vier Wochen lang nicht bewegen, sonst heilt er nicht richtig.“
    „Ich hatte bis jetzt keine Gelegenheit, dir für meine Rettung zu danken. Du kamst genau im rechten Moment.“
    „Hättest du nicht wie ein Stier um Hilfe gebrüllt und wäre dein Pferd nicht auf mich zugelaufen, wäre es womöglich zu spät gewesen. Dank vor allem deinem Schöpfer, dass er mich zu dir führte. Und du erinnerst dich an rein gar nichts?“, vergewisserte sich Widukind nochmals.
    Hanno schüttelte betrübt den Kopf. „Es ist alles wie weggewischt. Hier drinnen herrscht nur Leere“, sagte er und tippte sich an die Stirn. „Aber Agnes meint, meine Erinnerung könnte irgendwann wiederkommen.“
    „Wenn sie das sagt, wird‘s wohl auch so sein. Meistens behält sie recht. Ich wünsche dir rasche Genesung, und wenn mein Vater dich in die Stadt gebracht hat, kannst du mich gern besuchen.“
    „Falls ich in Mainz bleiben kann, tue ich das mit Freuden.“
    „Es wird sich alles fügen“, beschwichtigte ihn der

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