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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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um wen es sich handeln könnte?“, erkundigte sich Widukind und lieferte eine möglichst genaue Beschreibung.
    Die Männer überlegten einen Moment und schüttelten dann den Kopf.
    „Frag am besten Sanne, sie kennt fast jeden“, meinte Mathes.
    Sanne kam wenig später mit dem Essen. „Es kann eigentlich nur Hanno sein. Er ist ein Dienstmann des Kämmerers und vor gut zwei Wochen nach Worms aufgebrochen,um etwas über den Tod von Bruder Anselm in Erfahrung zu bringen. Und das Dorf liegt ja auf dem Weg, wenn er nicht über den Gau geritten ist. Er könnte es also durchaus sein.“
    „Warum arbeitest du eigentlich nicht für den Kämmerer? Du wärst seine beste Informantin und könntest es hinsichtlich Neuigkeiten mit seinen Männern aufnehmen“, neckte Mathes sie.
    Sanne überging die Frotzelei ihres Mannes. „Rede du nur!“, meinte sie und fuhr dann fort: „Wenn es tatsächlich Hanno ist, werden ihn die Wachen des Bischofs bereits am Stadttor erkennen.“
    „Was weißt du noch über ihn?“, erkundigte sich Widukind, denn er hatte noch nie von ihm gehört.
    Die Wirtsfrau berichtete über dessen Wandlung vom Vagabunden zum achtbaren Bürger unter des Kämmerers Fittichen. „Hanno kommt nur selten ins Wirtshaus, da er oft wochenlang unterwegs ist. Aber wenn er einmal den Weg hierher findet, benimmt er sich immer anständig. Seine Leidenschaft gilt dem Würfeln. Er ist darin recht geschickt. Ich würde mich nicht mit ihm einlassen.“
    „Als Spieler oder als Frau?“, hakte Widukind nach.
    „Na, du bist mir einer“, grinste Sanne und schubste ihn gegen die Schulter. „Aber wenn du schon so fragst: als beides. Für einen Mann seiner Herkunft ist er recht wohlerzogen, aber die Weiber laufen ihm nach und das ist nie ein gutes Zeichen.“
    „Nutzt er das denn aus?“
    „Das weiß ich nicht. Aber nenn mir einen Mann, der das nicht tut!“
    Diese Äußerung stimmte Widukind nachdenklich. Falls Sanne recht hatte und der Mann Hanno war, würdeYrmengardis es schwer haben. Ihm war nicht entgangen, dass seine Schwester etwas für den jungen Kerl empfand. Sie hielt sich ständig in seinem Zimmer auf, angeblich um ihn zu pflegen. Doch die Blicke, mit denen sie ihn bedachte, gingen über bloße Anteilnahme und Fürsorge hinaus. Seitdem sie ihn kannte, hatte sie auch nicht einmal mehr vom Kloster geredet. Widukind gefiel die Vorstellung nicht, dass sie ihr Herz an einen ehemaligen Vagabunden und Dieb verloren haben könnte. Aber vielleicht täuschte er sich ja auch in ihm und er war inzwischen tatsächlich ein besserer Mensch.
    Burg
    Gerhard hatte mit Jörg und Wylhelm die Burg verlassen, ohne ihr zu sagen, was er vorhatte. Aber er würde länger weg sein, was Reinhedis nur recht war. Jetzt konnte sie sich in aller Ruhe in seinem Schreibzimmer umschauen. Sie musste herausfinden, wie und warum Griseldis gestern Nacht ins Haus gelangt war. Die Hauptpforte hatte sie nicht genommen, das ergab ihre Nachfrage bei der Torwache.
    Sie hatte dem Gesinde genug zu tun gegeben, sodass niemand bemerkte, wie sie in Gerhards Zimmer schlich. Im Raum selbst erinnerte nichts an den nächtlichen Besuch, alles erschien ihr wie immer. Da während der Wintermonate die Fenster auch tagsüber abgehängt waren, herrschte diffuses Zwielicht. Reinhedis hatte vorgesorgt und eine Kerze mitgebracht, mit der sie die anderen anzündete. Als es ausreichend hell war, begann sie Gerhards Sachen zu durchsuchen. Zuerst nahm sie sich sein Schreibpult vor, auf dem einige Briefe ordentlich gestapeltnebeneinanderlagen. Mit zittrigen Fingern sah sie sie durch, denn sie fürchtete, auf eine Liebesbotschaft von Griseldis oder eine Verabredung zu einem weiteren Treffen zu stoßen. Doch sie fand nur Abrechnungen des Landguts, die Jörg für Gerhard zusammengestellt hatte, Briefe von Abt Manegold und ein Schreiben des Kaisers an ihren Gemahl.
    Letzteres las sie mit großem Interesse. Es war schon etliche Wochen alt, schien aber für Gerhard von einiger Wichtigkeit zu sein, da es sich noch immer auf seinem Pult befand. Darin stand etwas von einer kostbaren Ware, die bald eintreffen würde und die Gerhard in Empfang nehmen und gut hüten solle, da sie für den Kaiser von großem Wert sei. Da diese angeblich so „kostbare Ware“ nicht näher bezeichnet wurde, konnte sie nur mutmaßen, um was es sich handelte. Reinhedis erinnerte sich an keine größere Lieferung und auch Gerhard hatte nichts dergleichen erwähnt. Vielleicht lag die Nachricht ja deshalb noch auf

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