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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Bolko ihn nach Mainz bringen. Er fühlte sich nicht wohl bei der Vorstellung, die vertraute Umgebung gegen eine unbekannte eintauschen zu müssen. Hier fühlte er sich wohl und wusste sich in guten Händen. In der Stadt würde dagegen alles anders sein.
    Agnes erneuerte ihm ein letztes Mal den festen Verband und begutachtete seine übrigen Verletzungen, die alle gut abheilten. „Wenn du dich jetzt auch noch erinnern könntest, wärst du beinah wieder der Alte!“, stellte sie fest, während sie seinen Rücken einsalbte.
    „Wer wird mir in der Stadt den Verband wechseln?“, seufzte er.
    „Dafür findet sich bestimmt jemand. Versuchst du deinen Aufenthalt etwa in die Länge zu ziehen?“
    „Nein“, antwortete er prompt. „Aber da ich nur eine Hand benutzen kann, fühle ich mich ziemlich hilflos. Und außerdem kenne ich doch niemanden in Mainz.“
    „Das ist nicht gesagt. Du erinnerst dich nur nicht. Außerdem sorgt Graf Bolko schon dafür, dass du gut unterkommst.“ Agnes machte eine kurze Pause, bevor sie weiterredete. „Yrmengardis wird dich vermissen.“
    „Wie kommst du auf den Gedanken?“, fragte er neugierig.
    „Bevor du kamst, wollte sie in ein Kloster gehen. Seit deinem Erscheinen redet sie nicht mehr davon.“
    Hannos Herz hüpfte. Dann hatte er sich ihre Zuneigung also nicht eingebildet. Er mochte sie ebenfalls und genoss ihre Gegenwart. Aber er war sich auch darüber im Klaren, dass der Graf einer möglichen Verbindung unter den gegebenen Umständen nie zustimmen würde.
    „Wenn du dich von ihr verabschiedest, sage ihr, was du empfindest“, riet Agnes ihm ungefragt. „Sei aber ehrlich, Yrmengardis ist nämlich die Art von Frau, die ihrem Herzen folgt. Nichts verabscheut sie mehr als die Lüge.“
    „Wie kann ich lügen, wenn ich die Wahrheit nicht kenne?“
    „Na, du wirst doch wissen, was du empfindest.“
    „Das stimmt. Doch bevor ich ihr meine ganzen Gefühle offenbare, muss ich erst wissen, ob ich überhaupt gut genug für sie bin.“
    „Richtig, und am besten fängst du gleich in Mainz an, das herauszufinden.“
    Ein Diener unterbrach ihr Gespräch: „Hanno, du sollst zum Grafen kommen, er will sich mit dir im Dorf umhören um herauszufinden, ob sich jemand an dich erinnert.“
    „Heute am Feiertag?“
    „Ja, da du uns morgen verlässt, geht es nicht anders.“
    Bolko erwartete seinen Gast bereits ungeduldig im Hof. Eigentlich hätte er die Befragung auch ohne ihn durchführen können, denn die Umstände seiner Anwesenheit hatten sich längst herumgesprochen. Aber er wollte Hannos Reaktion sehen. „Bist du bereit?“
    „Das bin ich.“
    „Gut, dann beginnen wir wohl am besten in der Herberge und gehen dann in die Schenke. Sollte das nichts bringen, fragen wir die Dorfbewohner. Mit dem Pfarrer brauchen wir nicht zu reden, denn im Gottesdienst warst du nicht. Dann hätte sich jemand von uns an dich erinnert.“
    Gleich beim Herbergswirt hatten sie Glück. „Du warst gezwungen, hier zu übernachten, weil dein Pferd beschlagen werden musste.“
    „Weißt du, woher ich kam?“, fragte Hanno geflissentlich.
    „Du sagtest etwas von Speyer.“
    „Mehr nicht?“
    „Ich kann mich zumindest nicht an mehr erinnern“, antwortete der Mann mürrisch. „Am Weihnachtstag bist du in aller Frühe nach Mainz aufgebrochen.“
    „Hattest du noch andere Gäste?“, erkundigte sich Graf Bolko.
    „Ja, drei Burschen und einen kauzigen Kerl. Sie trafen nach ihm ein und verließen die Herberge direkt, nachdem er gegangen war“, antwortete er und wandte sich dann an Hanno: „Ich hörte noch, wie sie über dich redeten, und zwar nicht gerade freundlich. Mir schien, als hätten sie noch etwas mit dir zu begleichen, aber ich kann mich auch irren.“
    „Was ist mit dem vierten Mann“, hakte Bolko nach.
    „Der brach beinah gleichzeitig mit den dreien auf.“
    Hanno überlegte und kam zu einer verblüffenden Erkenntnis. „Demnach wurde ich nicht zufällig ausgeraubt, sondern mit Absicht. Aber warum?“
    „Das musst du selbst herausfinden. War‘s das? Mehr kann ich euch nämlich nicht sagen und außerdem hab ich noch zu tun“, drängte der Wirt.
    Sie bedankten sich und gingen zur Schenke, wo sie von dem Würfelspiel und der anschließenden Rangelei erfuhren.
    „Erinnerst du dich sonst noch an etwas?“, hakte der Graf nach.
    Der Wirt überlegte kurz und sagte dann zu Hanno: „Ein anderer Gast sprach die drei an, kaum dass du gegangen warst. Was er sagte, konnte ich nicht hören, aber irgendwie

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