Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
diese Gegend zog, weil hier die Mieten billig waren.« Er nippte an seinem Yuengling. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts trinken wollen?«
Ihre Miene war weiter angespannt. »Ich würde ja gern – ich bin süchtig nach Diät-Pepsi –, aber ich bin mir nicht sicher, ob mein Immunsystem diesem Laden gewachsen ist.«
Hach, war sie lustig!
»Na schön. Sie wollten reden. Ich bin ganz Ohr.«
Sie lehnte sich zurück und sah sogar noch müder aus.
»Wo soll ich anfangen? Dawn ist ein gutes Mädchen. Sie ist im März 18 geworden und macht im nächsten Monat ihren Abschluss an der Benedictine Academy mit Auszeichnung.«
»Hmm, B-A? Nobel, nobel. Da muss sie ja ziemlich intelligent sein.«
»Sie hat das Zeug zum Studieren – auch wenn man das nie glaubt, so wie sie redet –, aber ganz offensichtlich keinen gesunden Menschenverstand. Sie hat die Aufnahmezusage der Colgate Privatuniversität. Sie hat eine wundervolle Zukunft vor sich und dann kommt dieser Scheißkerl und …« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
Jack zuckte mit den Achseln. »Muss es nicht. Erzählen Sie mir von ihm. Wann ist er aufgetaucht?«
»Direkt nach Neujahr. Er kam immer wieder ins Tower Diner, wo Dawn arbeitet.«
»Das Tower Diner? « Jack kannte eine Menge Schnellrestaurants, aber das war ihm unbekannt. »Wo ist das?«
»Am Queens Boulevard in Rego Park. Nahe bei uns zu Hause. «
»Nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie sehen nicht so aus, als würden Sie in ein Schnellrestaurant gehen.«
Sie beugte sich vor und klopfte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte.
»Ich bin damit aufgewachsen, in Schnellrestaurants und Waffelhäusern und Cafés und was weiß ich sonst noch zu kellnern. Es gibt nichts am Tower Diner auszusetzen und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen, wenn man da serviert. Es ist gut für einen Teenager, wenn er einen Job hat. Dann lernen sie, wie die wirkliche Welt aussieht. Dann lernen sie, welches Loch die Regierung jede Woche in ihren Gehaltsscheck reißt. Und wenn man serviert, schärft das auch die Menschenkenntnis.«
Jack erinnerte sich an einen mittlerweile nicht mehr existenten Italiener im Little Italy, wo er gekellnert hatte, als er neu in der Stadt war. Er hatte sich mit einigen der Angestellten gut verstanden, aber er hatte nicht den Eindruck, seine Sozialkompetenz damit erheblich aufgewertet zu haben.
»Ich verstehe. Sie wollen mir klarmachen, dass Sie nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden sind.«
Sie lachte bitter. »Ich wurde mit nichts geboren. Ich habe keine vernünftige Ausbildung, wenigstens nicht offiziell. Aber ich habe hier und da nebenbei Kurse besucht. Aber das meiste von dem, was ich weiß, habe ich mir selbst beigebracht, und alles von dem, was ich besitze, habe ich mir selbst erarbeitet.«
»Wie?«
Das war etwas, was Jack wissen wollte.
»Mit Börsengeschäften.«
»Ach, wirklich?« Damit hatte er nicht gerechnet. »Ich habe gehört, dass die meisten Leute sich davon zurückgezogen haben.«
»Wahrscheinlich, weil sie dabei ihr letztes Hemd verlieren. Aber ich scheine ein Händchen dafür zu haben. Ich habe mit wenig Geld in den 90ern angefangen, als man gar keinen Verlust machen konnte. Es ist mir gelungen, das zu vermehren, und ich habe es weiter vermehrt, auch nachdem 2000 die Blase geplatzt ist. Ich habe gelernt, dass man auch in einem fallenden Markt Geld machen kann, wenn man nur weiß, was man da tut.«
»Gut für Sie.«
»Und wissen Sie was? Für eine Mutter ist das der perfekte Job. Man arbeitet von zu Hause aus. Ich hatte meine Transaktionen erledigt und mich ausgeloggt, bevor Dawnie nach Hause kam. Ich war jeden Tag für sie da und konnte sie überall hinbringen, wohin sie wollte. Sie musste nicht das durchmachen, was ich in meiner Jugend durchmachen musste. Ich habe ihr jede Möglichkeit gegeben, ihr Potenzial voll auszuschöpfen – und davon hat sie eine Menge –, und jetzt das.«
Gut. Jetzt also ans Eingemachte.
»Jetzt tritt also dieser ältere Mann in ihr Leben und … was?«
»Er krempelt sie vollkommen um, das ist es.«
»Wie kann ein Mann Mitte 30 das Leben einer 18-Jährigen umkrempeln?«
Sie blickte zur Seite. »Ich glaube, sie haben Sex. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie Sex haben.«
»Viele Mädchen mit 18 haben Sex. Wahrscheinlich sogar die meisten.«
»Nicht mit Männern, die doppelt so alt sind.«
Ja, Jack konnte sich vorstellen, dass der Gedanke an die eigene Tochter im Bett mit einem Mann im Alter ihres
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