Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Autofahren eine Unmöglichkeit gewesen. Er fuhr in einen Gemischtwarenladen, wo er sich ein billiges, gebrauchsfertiges Teppichmesser besorgte.
Als er bei Moonglows Haus ankam, rief er sie noch einmal an. Wieder keine Antwort.
Er parkte ein Stück entfernt an der Straße und humpelte im Dunkeln zurück. Er bewegte sich in großem Bogen um das Haus herum und fand keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand zu Hause war. Also streifte er sich die Handschuhe über und verschaffte sich mit Dawns Haustürschlüssel Zutritt. Er schob leise die Tür hinter sich ins Schloss, stand bewegungslos da und lauschte.
Alles war still.
Er ging direkt in die Küche und öffnete den Kühlschrank, wo die unvermeidliche Flasche mit Diät-Pepsi stand. Wie die Tochter, so auch die Mutter. Diese war zu zwei Dritteln voll. Er beeilte sich – sie konnte jede Minute in die Auffahrt fahren – und leerte die Flasche, bis nur noch etwa ein Viertelliter darin war. Ein Limonadenglas voll.
Auch wenn die Küche zum Hinterhof hin ausgerichtet war, wagte er es nicht, das Licht anzuschalten. Also benutzte er das Licht des offenen Kühlschranks zur Orientierung, nahm einen Plastikbecher und zerrieb mit einem Löffel acht Roofies darin. Er löste das Pulver mit einer geringen Menge warmem Wasser auf, dann kippte er die Flüssigkeit in die Pepsi.
Als er die Flasche schüttelte, hörte er ein Summen. Er hielt inne und lauschte, dann begriff er, dass es das Garagentor war.
Scheiße!
Er bewegte sich, so schnell er es wagte oder konnte. Er stellte die Flasche in den Kühlschrank zurück, dann spülte er den Löffel ab und legte ihn in seine Schublade. Dann zerknüllte er den Plastikbecher und steckte ihn in die Tasche, während er hektisch zur Hintertür hinkte. Er zog sie hinter sich zu und suchte sich eine dunkle Ecke im Hinterhof, von wo er einen guten Blick auf die Küche hatte.
Das Licht ging an, als Moonglow das Esszimmer durchquerte und verschwand.
Wo war sie hin? Hoffentlich nicht sofort ins Bett. Das war zu früh. Vielleicht auf die Toilette?
Nach ein paar Minuten kam sie zurück und er reckte triumphierend die Faust, als sie direkt zum Kühlschrank ging und die Diät-Pepsi herausholte. Er erstarrte, als sie zögerte und die Flasche hochhielt. Waren noch Pulverrückstände zu sehen? Nein. Die Tabletten waren komplett aufgelöst, als er sie in die Flasche gefüllt hatte. Sie dachte wohl, dass die Flasche noch voller sein müsste.
Dann zuckte sie mit den Schultern, leerte die Flasche in ein Glas, nahm einen großen Schluck, und trug den Rest dann irgendwo anders ins Haus.
Ja!
Er würde etwas warten, bis es wirkte, dann würde er zur Tat schreiten.
Und dann würden bei Moonglow die Lichter ausgehen.
18.
»Los jetzt!«
Jack saß hinter seinem Lenkrad und schäumte. Der Verkehr war zum Erliegen gekommen und er saß auf dem Long Island Expressway zwischen dem Mount Zion Friedhof und Maspeth fest. Er war vor gerade mal einer Stunde auf der Gegenseite vorbeigekommen und da war alles in Ordnung. Es musste vor ihm einen Unfall gegeben haben.
Und dann hörte er die Sirenen und sah die blinkenden Alarmbalken in seinem Rücklicht. Ein Polizeiwagen und ein Rettungswagen fuhren auf der Standspur an ihm vorbei.
Klasse. Ein Unfall mit Verletzten.
Er schaltete den Motor aus und griff zu seinem Telefon. Er würde Christy wohl besser anrufen, um ihr mitzuteilen, dass er sich verspäten würde. Das war doch genau das, was er gewollt hatte: die Sache hinauszögern.
Keine Antwort. Wahrscheinlich stand sie unter der Dusche, etwas, was er jetzt auch gern tun würde.
Er stöpselte seinen iPod in die Soundanlage des Wagens, drückte auf zufällige Wiedergabe und ließ sich berieseln. Nilssons Stimme erfüllte das Wageninnere. Vickys augenblicklicher Lieblingsfilm war ein alter Animationsfilm für das Fernsehen, der jetzt auf DVD herausgekommen war: The Point . Jack war zu einem Fan des Soundtracks geworden.
»This is the town and these are the people …«
19.
Jeremy hörte, wie Moonglows Telefon klingelte. Da er sie heute bereits so oft angerufen hatte, wusste er, dass nach dem vierten Klingeln ihr Anrufbeantworter anging. Er zählte mit. Viermal.
Zeit, nach ihr zu sehen.
Er hinkte zum Fenster ins Esszimmer und spähte hinein. Leer. Aber durch den Raum hindurch konnte er ins Wohnzimmer auf der anderen Seite des Hauses sehen und da war sie, ausgestreckt auf dem Sofa.
Hervorragend.
Er trat ein und schlich sich dahin, wo sie mit geschlossenen Augen und
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