Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
alte Onkel von mir wohnten da, als es noch ein in erster Linie von Juden bevölkertes Viertel war. Jetzt leben da vor allem Nicht-Juden.«
Jack zückte sein Handy und rief die Nummer an, die Abe ihm diktierte. Nach viermaligem Klingeln wurde er auf einen Anrufbeantworter umgeschaltet. Er hörte sich die Standardansage an – »Hallo, hier ist Mike blah blah blah« – dann beendete er die Verbindung. Danach rief er die Büronummer an und bekam wieder einen Anrufbeantworter in die Leitung. Diesmal klang die Stimme förmlicher: »Hallo. Sie sind verbunden mit der Detektei Gerhard …«
Keine Frage. Beide Male war es die gleiche Stimme.
Jack hinterließ eine Nachricht: »Mr. Gerhard, mein Name ist Jack –«
Er brauchte einen Nachnamen. Er sah sich um und sah Nike auf einer Schuhschachtel. Nein. Auf einem Schläger stand Prince .
»– Prince und ich möchte mich Ihrer Dienste bedienen. Bitte rufen Sie mich baldmöglichst an. Es ist dringend.« Er hinterließ die Nummer seines Prepaid-Handys.
So. Jetzt musste er nur noch auf den Rückruf warten, ein Treffen arrangieren und ihn dazu bringen, seine Angelegenheit mit Christy Pickering zu klären.
Aber während er wartete, konnte er sich ja auch mal dieses »Büro« ansehen.
3.
Jack nahm den A-Train zur 23. Avenue, dann lief er zur Adresse der Gerhard-Detektei. Wie Christy gesagt hatte, war das ein privater Postfachservice. Jack benutzte auch mehrere davon in Manhattan, Brooklyn und Queens, aber der hier war ihm bisher unbekannt.
Er spähte durch den Schlitz von Nr. 624 – Gerhards »Apartment«-Nummer – und stellte fest, dass die Box mit Post vollgestopft war. Es war nur bedauerlich, dass das hier nicht der Postfachservice war, den Jack benutzte, nur ein paar Blocks entfernt. Er war sich sicher, er könnte Kevin, den Kerl, der die Fächer managte, dazu bringen, ihn einen Blick auf Gerhards Post werfen zu lassen. Aber hier, wo er niemanden kannte, brauchte er das gar nicht erst zu versuchen.
Sein Handy klingelte. Er lächelte, als er es aus der Tasche zog.
Mr. Gerhard, vermutete er.
Aber nein, stattdessen hörte er Abes Stimme.
»Ich habe gerade im Krankenhaus angerufen. Doktor Buhmann ist wach und ansprechbar. Sollen wir ihn besuchen?«
Oh ja. Es gab da ein paar Fragen, die er dem guten Professor stellen wollte.
4.
»161.«
Jack starrte auf Doktor Buhmann hinunter. Er schien in seinem Kissen zu verschwinden. Die rechte Seite seines Gesichts hing schlaff herab. Die mageren Finger seiner linken Hand zupften unbewusst an der Bettdecke, während die rechte nutzlos an seiner Seite lag. Sobald er aus dem Koma erwacht war, war er von der Intensivstation auf dieses Einzelzimmer verlegt worden. Jack war froh darüber. Er wollte im Leben nie wieder eine Intensivstation von innen sehen.
»Ich sagte, es ist schön, dich wieder wach zu sehen«, wiederholte Abe.
Der Professor schenkte ihm ein schwaches, einseitiges Lächeln. »329.« Die Worte waren verwaschen wie bei jemandem am Ende einer langen Sauftour.
Abe sah Jack über das Bett hinweg fragend an: »329? Was hat es mit diesen Nummern auf sich? Ich stelle ihm eine Frage und er antwortet mit einer Zahl.«
»Seit er zu sich gekommen ist, hat er nur in Zahlen geredet«, sagte eine weibliche Stimme mit einem starken Akzent.
Jack sah zur Tür und bemerkte eine stämmige, dunkelhäutige Schwester herankommen. Sie blieb am Fußende des Bettes stehen.
»Ist so etwas nach einem Schlaganfall normal?«, fragte Abe.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich sehe so etwas zum ersten Mal, aber Doktor Gupta schien nicht sonderlich überrascht.«
»Das ist der Neurologe, oder? Der, mit dem ich gesprochen habe. Wo finde ich ihn?«
»Den Gang hinunter. Er kommt gleich.« Sie ergriff die kleine Erhebung, die der rechte Fuß des Professors unter der Bettdecke erzeugte, und rüttelte daran. »Spüren Sie das, Peter?«
Er blickte sie ausdruckslos an. »49.«
»Sehen Sie?«
Der Professor antwortete offenbar auf Fragen, aber warum mit Zahlen statt mit Worten?
Seltsam.
Ein magerer, dunkelhäutiger Mann mit einem Saddam-Bärtchen schlenderte mit einer Krankenakte in der Hand herein.
»Ich bin Doktor Gupta.« Seine Stimme war schrill, mit einem lispelnden indischen Akzent. »Wer von Ihnen ist der Sohn dieses Patienten?«
Abe schien völlig benommen und starrte den Professor nur an. Als er nicht antwortete, deutete Jack auf ihn.
»Er.«
Jack fragte sich, wie Doktor Gupta dieses Märchen nur glauben konnte. Man konnte sich kaum ein
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