Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
weniger zusammenpassendes Vater-Sohn-Gespann vorstellen.
Abe raffte sich auf. »Was? Oh ja. Ich bin das.« Sie schüttelten sich die Hände. »Erzählen Sie mir von dem Schlaganfall.«
»Ich fürchte, es ist schlimmer als ein hämorrhagischer Infarkt, obwohl der schon schlimm genug wäre. Ihr Vater hat einen Hirntumor. Der hat die Blutung ausgelöst.«
»Verdammt.« Er drehte sich zu dem Professor um. »Das hast du mir nicht gesagt.«
»Genau genommen ist das kein Hirntumor, weil er nicht von da stammt. Es sind Metastasen eines Lungenkarzinoms, das wiederum die Streuung eines Nierenkarzinoms ist. Zumindest nehmen wir das an, weil ihm vor Kurzem seine rechte Niere entnommen worden ist. Wo können wir seine Patientenakten anfordern?«
Abe wirkte überfordert. Jack wusste, dass er zu seinem alten Professor Kontakt gehalten hatte, aber das alles war ihm ganz offensichtlich neu.
Jack sprang in die Bresche. »Aber wieso spricht er in Zahlen? Ich habe gehört, dass man in Zungen sprechen kann, aber …«
»Die Schädigung hat das Wernicke-Areal auf der linken Seite des Gehirns erreicht und damit eine rezeptive Aphasie ausgelöst.«
»Können Sie das noch mal in allgemein verständlichen Worten formulieren?«
»Sein Sprachvermögen ist noch vorhanden, aber die Inhalte sind durcheinander. Vermutlich versteht er nicht, was wir ihm sagen.«
Abe deutete mit der Hand auf den Professor. »Aber immer Zahlen – wieso?«
»Ach, das ist interessant.« Unter seiner aufgeblasenen Schale schien Gupta aufgeregt. »Mit was für Zahlen hat er zu Ihnen gesprochen?«
»49, gerade als Sie hereinkamen«, sagte Jack.
Gupta notierte sich etwas auf seinem Klemmbrett.
»Und davor 161 und 329«, fügte Abe hinzu.
Gupta kritzelte weiter und murmelte. »Faszinierend, einfach faszinierend.«
»Nein, überhaupt nicht faszinierend.« Abes Miene verfinsterte sich. »Wohl eher tragisch.«
»Stellen Sie ihm eine Frage.«
Abe schüttelte den Kopf, deswegen beugte sich Jack über den Patienten und ergriff seine Hand.
»Doktor Buhmann – wo ist das Kompendium? Es liegt nicht in Ihrem Büro. Haben Sie es irgendwo versteckt?«
Der Professor sah zu ihm auf. »91.«
»Ja!«, stieß Gupta triumphierend hervor, während er weiterschrieb.
Abes Ärger schien sich dem Siedepunkt zu nähern.
Jack holte die Kopie mit dem Kickmännchen heraus und hielt sie hoch.
»Warum haben Sie das kopiert?«
Die Augen des Professors weiteten sich. Er hob die zittrige linke Hand und deutete auf die Figur.
»6559! 217!« Er riss Jack das Blatt aus der Hand und starrte es ehrfürchtig an. »791!«
Gupta kritzelte weiter. »Erstaunlich!«
Abe machte einen Schritt auf ihn zu. In seinen Augen loderte die Wut.
»Es reicht! Was ist hier los?«
»Das sind alles Vielfache von 7! Jede Zahl, die er von sich gibt, ist durch 7 teilbar! 791 ist 113 mal 7. 217 ist 31 mal 7. 161 ist 23 mal 7. 65 ...«
»Wir haben es kapiert«, sagte Jack. »Und?«
Gupta sah ihn mit strahlenden Augen an. »Ich habe von so etwas noch nie gehört. Ich werde nachforschen müssen, ob so etwas schon einmal zuvor beobachtet worden ist.«
Jack konnte sehen, wie die Vorstellung von einem Forschungsbericht in seinem Kopf herumspukte.
»Aber was unternehmen Sie deswegen?«, wollte Abe wissen.
»Wir haben hier hervorragende klinische Linguisten. Ich habe bereits eine Konsultation angeordnet.«
»Und was bringt das seinem Krebs?«
»Nachher kommt noch ein Onkologe, aber Nierenkrebs in diesem Stadium …« Er schüttelte den Kopf.
Abe wirkte wie vor den Kopf geschlagen.
Gupta fragte: »Er ist doch ein Professor, oder?«
Abe nickte.
»Der Mathematik?«
»Nein, Linguistik.«
Gupta runzelte die Stirn. »Das wird immer merkwürdiger. Man sollte doch erwarten …«
»Das finden Sie schon merkwürdig? Wie wäre es dann damit: All die Zahlen, die er da mit 7 multipliziert, sind Primzahlen.«
Gupta starrte ihn mit offenem Mund an. »Sind Sie sicher?« Er sah auf sein Klemmbrett hinunter und kontrollierte seine Eintragungen. »Tatsächlich, ich glaube, Sie haben recht! Das ist wunderbar, einfach wunderbar!«
Er drehte sich um und stürmte aus dem Raum. Zurück blieben Jack und Abe, die sich ratlos ansahen.
»Alles Primzahlen?«
Abe nickte. »Und alle mit einer anderen Primzahl multipliziert.«
Der Gruselfaktor hatte sich gerade vervielfacht.
Sie standen da und sahen zu, wie der Professor verzückt das Kickmännchen anstarrte. Seine Augen strahlten wie bei Gawain, der den heiligen Gral vor
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