Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
»echt« und »voll« aus ihrem Wortschatz zu entfernen, als dieser Mann aufgetaucht war.
Lag ihm etwas an Dawnie – irgendetwas?
Sie konnte das nicht glauben, also musste sie zusehen, dass sie etwas gegen diesen nesträuberischen Scheißkerl in die Hand bekam.
Hoffentlich würde er heute Nacht einen Fehler machen. Sie würde ihm folgen …
Da war er, schlenderte aus der Kneipe und plapperte in sein Handy, als hätte er keinerlei Sorgen auf der Welt – während er die ganze Zeit über Dawnies Welt ruinierte.
Und trotzdem, als sie die geschmeidige Art beobachtete, wie er sich bewegte, das Wiegen der Schultern, das Drehen der schmalen Taille, konnte sie nicht anders, als sich angezogen zu fühlen. Sie verstand, warum Dawn seinetwegen so von der Rolle war. Er war sexy – anders konnte man es nicht formulieren. Er könnte so ziemlich jede Frau haben, die er wollte.
Warum verdammt noch mal wollte er dann Dawn?
Anders als so viele andere Mütter hatte sich Christy nie Illusionen über das Aussehen ihrer Tochter gemacht. Dawnie war unscheinbar. Das würde sie niemals aussprechen. Selbstverständlich hatte sie Dawn immer gesagt, sie sei schön. Und innerlich war sie das auch. Aber das Mädchen war nicht blöd. Sie hatte einen Spiegel. Und das Wissen, dass sie nicht hübsch war, hatte sich bemerkbar gemacht und sie eher zum Lernen als hin zu Jungs getrieben. Was wunderbar war. Für Jungs hatte sie später noch genug Zeit.
Aber das machte sie zur perfekten Zielscheibe für einen anziehenden Kerl wie Jerry Bethlehem.
Und wieder die Frage: Wieso Dawn?
Dass sie die Antwort darauf nicht wusste, machte Christy wahnsinnig.
Sie sah zu, wie er auf seine Harley sprang. Er hatte auch einen sportlichen kleinen Miata, aber heute Abend benutzte er das Motorrad. Sie sah, wie er seinen Helm zurechtrückte und wünschte, er würde keinen tragen. Dann könnte sie beten, er würde in ein Auto rasen und im Koma enden. Vielleicht konnte sie ihn ja auch von der Straße drängen und …
Der Gedanke schockierte sie. Wo kam das denn her?
Tief aus ihr heraus. Wenn es hart auf hart kam, würde sie alles tun, um Dawnie vor ihm zu schützen. Eine Mutter beschützte ihre Jungen.
Es erinnerte sie an ihre Schwangerschaft. Sie war allein und verängstigt, und ihre Mutter war stocksauer, dass sie sich hatte schwängern lassen. Sie hatte vorgehabt, das Baby zur Adoption freizugeben, aber als sie ihr kleines Mädchen in den Armen gehalten hatte, hatte sie gespürt, wie sich etwas in ihr änderte. Sie würde einen Weg finden, für sich und dieses Baby ein Leben zu gestalten. Es war der Beginn eines neuen Tages, eines neuen Lebens für sie, und deshalb nannte sie das Baby Dawn – Morgendämmerung.
Na schön, das war kitschig. Aber damals war sie in Dawns Alter gewesen und damals war es ihr richtig vorgekommen.
Vor ihr ließ Bethlehem den Motor aufheulen und raste mit einem Dröhnen los. Christy folgte ihm und fluchte, als sie sah, dass er auf den Queens Boulevard zufuhr.
Sie folgte ihm nach Rego Park und tatsächlich fuhr er zum Tower Diner. Sie wurde langsamer, als er in eine enge Parklücke am Straßenrand manövrierte. Dawn rannte heraus, um ihn mit einer Umarmung und einem langen Kuss zu begrüßen, und Christy drehte sich der Magen um, als sie zusah, wie er ihren Hintern betatschte.
Sie musste etwas gegen diesen Scheißkerl in die Hand bekommen.
Gott, sie wünschte, sie könnte ihm eines Abends zu einem Haus folgen, wo er eine Ehefrau und Kinder besuchte. Wäre das nicht großartig? Sie könnte ihm damit drohen, das publik zu machen, wenn er Dawn nicht in Ruhe ließ. Sie konnte ihr die Beweise zeigen, falls er der Warnung nicht nachkam.
Ja, die Wahrheit würde ihrem kleinen Mädchen wehtun, aber die Wahrheit war die Wahrheit und sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Außer in meinem Fall, dachte sie.
Das war die Gefahr, wenn man einen Detektiv engagierte. Der könnte die Ermittlungen ausdehnen, Dinge aufdecken, die besser verborgen blieben, und Fragen stellen, die sie nicht beantworten wollte.
7.
Jack saß mit laufendem Motor in seinem Wagen, das Handy in der einen Hand, Dr. Levys Nummer in der anderen.
Anrufen oder nicht anrufen, das war hier die Frage. Er kam gerade vom Tatort eines Foltermordes. Vielleicht hatte das gar nichts mit dem zu tun, wofür er engagiert worden war. Tatsächlich war das sogar eher unwahrscheinlich, aber eben nicht ausgeschlossen.
Wollte er in diese Sache verwickelt werden? Wollte er mit
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