Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
irgendetwas zu tun haben, mit dem der kürzlich verschiedene Michael Gerhard befasst gewesen war?
Nicht wirklich. Aber er hatte ein Honorar angenommen, um herauszufinden, was Gerhard über Jerry Bethlehem in Erfahrung gebracht hatte, und da Gerhard nicht mehr reden würde, fühlte sich Jack verpflichtet, zumindest mit einer Person zu sprechen, die der Detektiv diesbezüglich aufgesucht hatte.
Na dann mal los.
Er tippte die Nummer ein. Nach dreimaligem Klingeln meldete sich eine Männerstimme.
»Ja?« Die Stimme klang etwas seltsam … vorsichtig.
»Ist dort Doktor Aaron Levy?«
»Wer ist da?«
»Ich würde dem Doktor gerne ein paar Fragen stellen über einen Mann namens Jerry Bethlehem?«
»Wen?«
»Jerry Bethlehem. Ich …«
»Nie von ihm gehört«, sagte der Mann, aber seine Stimmlage behauptete etwas anderes.
»Sind Sie sicher? Man hat mir zu verstehen gegeben …«
»Wer ist da?« Die Stimme wurde schrill und laut. »Sind Sie derjenige, der hier gerade angerufen und dann wieder aufgelegt hat?«
»Nein, ich …«
»Doch, das sind Sie, oder? Ich weiß nicht, was für ein Problem Sie haben, aber ich will, dass Sie damit aufhören.«
»Aber ich habe gar nicht …«
»Hören Sie mir zu? Hören Sie damit auf, oder ich sorge dafür, dass man herausfindet, wer Sie sind, und sich darum kümmert, dass Sie aufhören. Und ich rede nicht davon, die Polizei zu rufen. Ich wende mich an Stellen viel weiter oben. Also hören Sie damit auf, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist.«
Damit legte er auf.
Wow. Der Mann war so richtig aufgebracht. Er hatte Jack mit jemandem verwechselt, der Telefonterror betrieb. Gerhard? Wohl kaum, wenn Levy kurz zuvor noch einen Anruf bekommen hatte.
Es sah so aus, als würde sich Jack von Angesicht zu Angesicht mit Dr. Levy treffen müssen.
Er legte den Gang ein, schaltete sein Telefon für offizielle Zwecke an und rief die Notrufnummer. Er erklärte der Leitzentrale, er sei ein Nachbar von Gerhard, und unter seiner Tür laufe Wasser heraus. Er habe geklopft, aber niemand habe geantwortet und er befürchte, da sei etwas passiert. Er unterbrach die Verbindung, ohne einen Namen genannt zu haben.
Das war nicht gerade eine Nachricht, bei der ein Rettungswagen angerast kommen würde, aber irgendwann würde doch jemand vorbeikommen, um zu sehen, was da los war.
Er schaltete das Telefon wieder ab. Er benutzte es nur für Gespräche, wo die vage Möglichkeit bestand, dass es zurückverfolgt werden konnte. Und nur zu diesen Zeiten schaltete er es ein.
Er hatte keine Informanten in öffentlichen Stellen und keine Ahnung, was für Ortungsmöglichkeiten die Notrufdienste hatten. Selbst wenn die Nummer nicht zu ihm zurückverfolgt werden konnte, so konnte es doch sein, dass von dem Gerät irgendein Code aufgespürt und verfolgt werden konnte. Vielleicht aber auch nicht. Er wusste aber, dass ein ausgeschaltetes Telefon nicht geortet werden konnte. Deswegen schaltete er es aus.
Konnte man so leben?
Ja. Es war manchmal mühselig. Man musste sich immer etwas Neues ausdenken. Aber er konnte sich gar kein anderes Leben vorstellen.
Donnerstag
____________________
1.
»Du willst dir einen Stadtplan kaufen? Wofür brauchst du eine Karte, wenn es doch das Internet gibt?« Abe drehte sich zu seinem Computer um. »Ich suche das sofort für dich raus.«
Eine Stunde nach einem einfachen Frühstück mit Entenmann Topfkuchen und der Zeitungslektüre an Abes Tresen – noch kein Bericht darüber, dass man Gerhards Leiche gefunden hatte – wollte Jack gerade los, um sich einen Stadtplan von New York zu besorgen. Sein alter fiel mittlerweile auseinander.
»Mach dir keine Mühe. Ich habe mir schon einen Routenplan ausdrucken lassen, aber ich möchte einen Plan haben, den man zusammen- und auseinanderfalten kann. Ich sehe gern das große Ganze.«
»Wenn du das große Ganze sehen willst, dann besorge ich dir ein Satellitenfoto von da, wo du hinwillst.«
»Nein danke. Aber kannst du eine Rückwärtssuche von Dr. Levys Telefonnummer für mich machen?«
»Ich dachte, du hättest bereits seine Adresse.«
»Habe ich. Ich möchte nur sichergehen.«
»Du meinst, ich soll für dich sichergehen?«
»Ja, schön, ich möchte, dass du das für mich tust. Bitte.«
Jack hatte sich in frühester Jugend und in der Oberschule mit Computern beschäftigt. Aber seit er mit allem gebrochen hatte, hatte er auch den Kontakt zur Cyberwelt verloren. Die ersten Jahre in der Stadt hatte er von der Hand in den Mund gelebt
Weitere Kostenlose Bücher