Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Seil stemmen, um den Kopf über Wasser zu halten. Aber er konnte sich nicht zu stark dagegen sträuben, sonst zog sich das Seil um seinen Hals zusammen.
Er hatte wahrscheinlich um Hilfe geschrien, bis seine Stimme versagte, aber niemand hatte ihn gehört.
Zuerst konnte es nicht so schwer gewesen sein, den Kopf über Wasser zu halten, aber als das kalte Wasser seine Körpertemperatur sinken ließ und seine Muskeln ermüdeten, war er dann gezwungen gewesen, den Kopf sinken zu lassen, um sie zu entspannen. Dann musste er den Kopf heben, um nach Luft zu schnappen, bevor er ihn wieder sinken ließ.
Und wenn dann die Muskeln zu schwach wurden, um die Nasenlöcher über die Wasseroberfläche zu heben – und je nachdem, wie stark er gewesen war, konnte das einen Tag oder länger gedauert haben –, war der Tod durch Ertrinken unvermeidlich.
Jack schüttelte fröstelnd den Kopf. Irgendein gestörtes Arschloch, das ganz bestimmt nicht gut auf Gerhard zu sprechen war, hatte sich ziemliche Mühe gegeben, sich das auszudenken.
Vielleicht war der Privatdetektiv ja ein guter Kerl, vielleicht war er auch ein Schweinehund gewesen, aber niemand verdiente so etwas. Na ja, vielleicht nicht wirklich niemand – Jack fielen da schon ein paar Leute ein, für die das vielleicht ganz angemessen wäre –, aber vermutlich nicht Gerhard.
Seine letzten Augenblicke mussten schrecklich gewesen sein.
Und jetzt die Hauptfrage: War der Irre, der sich das ausgedacht hatte, Jerry Bethlehem?
Könnte sein, aber Jack fielen auch andere Möglichkeiten ein.
Privatschnüffler machen sich Feinde. Und bei Leuten wie Gerhard, die sich auf Scheidungsangelegenheiten spezialisiert hatten – »Belastungsmaterial über fremdgehende Ehepartner beschaffen«, wie Christy es formuliert hatte –, gehörte das zum Geschäft. Gut möglich, dass eine von ihm in einem Scheidungsfall massiv gerupfte Gans zurückgekommen war, um es ihm heftigst heimzuzahlen.
Oder vielleicht hatte es auch etwas mit den Abtreibungsmorden in Atlanta zu tun. Ohne Zweifel hatte Gerhard in dem Fall Untersuchungen angestellt. Warum, nach fast zwei Jahrzehnten? Das irritierte Jack. Es war ja nicht so, dass in dem Fall noch ermittelt wurde. Soweit Jack wusste, war der Fall abgeschlossen – der Mörder war überführt und bestraft. War Gerhard auf etwas gestoßen, das dazu führen würde, dass der Fall neu aufgerollt würde? Und war jemand bereit zu töten, um das zu verhindern?
Wieder ein Vielleicht. Aber das hier schien als Vorgehensweise viel zu persönlich.
Was Jack wieder zu dem wütenden, ehebrecherischen Ehemann als dem wahrscheinlichsten Szenario brachte.
Aber damit war Bethlehem noch nicht endgültig vom Haken. Gerhard konnte schmutzige Wäsche – vielleicht sogar etwas Belastendes – bei Bethlehem gefunden und eine Erpressung versucht haben.
Jack schüttelte den Kopf. Was auch wirklich der Grund war, das hier war nicht der Ort, um darüber nachzudenken. Er hatte noch ein paar Flächen und Türklinken abzuwischen, dann war er weg von hier.
6.
Christy fuhr langsam auf der äußersten Spur des Queens Boulevards und nahm das Gas weg, als sie an der Bar vorbeikam. Sie bemerkte die Harley von diesem verdammten Jerry Bethlehem vor der Tür. Sie hatte erfahren, dass er hier herumhing, wenn er nicht gerade an einem von Dawns Tischen im Tower speiste oder zu Hause an einem seiner Videospiele arbeitete.
Sie parkte ihren Mercedes einen halben Block weiter die Straße hinunter, der Bar zugewandt. Sie hatte diese Stelle schon ein paarmal benutzt. Es war der perfekte Beobachtungspunkt, weil sie von hier aus den Eingang genau im Blick hatte.
Sie schaltete den Motor ab und sah auf die Uhr, während sie sich auf ihre Wache einstellte. Dawnies Schicht im Tower endete erst in einer Stunde. Vermutlich würde sie sich nach der Arbeit mit Jerry treffen. Die Frage war nur: Was stellte Jerry so lange an?
Der Laden nannte sich »Auf der Arbeit« . Sehr witzig. Schatz, ich bin noch Auf der Arbeit, ich komme erst spät nach Hause.
Sie hatte sich vor einiger Zeit mal den Laden von innen angesehen. Es war eine Art Pool-Halle, in der man auch essen konnte. Nicht gerade die Art Schuppen, in der man einen gut verdienenden Typen wie Jerry erwarten würde. Seine teure Kleidung passte nicht zur Ausstattung – so wenig wie zum Aufzug der anderen Gäste. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass einer der anderen nach Hause in eine so luxuriöse Bude am Rego Park marschierte, wie Jerry sie besaß. Sie war
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