Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
funktioniert.
Er registrierte, dass sie sich die Kopfhörer dieses verdammten iPods in die Ohren gesteckt und nicht einmal bemerkt hatte, dass er nach Hause gekommen war.
Diese iPods machten ihn wahnsinnig. Jedes verdammte Blag in ihrem Alter oder jünger schien ohne die gar nicht mehr existieren zu können. Heute Morgen hatte er noch eine Gruppe von fünf jungen Mädchen beobachtet, die durch die Queens Center Mall schlurften. Zwei hatten Handys am Ohr, die anderen drei iPod-Stecker im Ohr. Warum geht man überhaupt zusammen aus, wenn man sich mit den Leuten, mit denen man zusammen ist, nichts zu sagen hat?
Ich werde alt.
Doch er durfte Dawn gegenüber nicht wie ein alter Sack wirken. Sie musste ihn für cool und echt hip halten.
Aber dieser Irrglaube von Verbundenheit musste verschwinden. Die Technologie – und vor allem das Internet – vermittelte die Illusion, sie bringe die Menschen zusammen, obwohl sie sie tatsächlich voneinander abgrenzte. Die Leute »trafen« sich in Chatrooms, schickten Twitter- und SMS-Nachrichten an Leute, die nur ein paar Meter weit weg waren, und benutzten Smileys, um die körperliche und emotionale Distanz zu überbrücken, die zwischen ihnen bestand.
Das musste sich ändern. Und das würde es auch. Oh ja, das würde es.
Schließlich wurde sich Dawn seiner bewusst. Sie stöpselte sich von ihrem iPod ab und rannte durch den Raum, um sich in seine Arme zu werfen.
»Was ist passiert? Was hat sie gesagt?«
Er umarmte sie, gab ihr einen Kuss, dann machte er sich los.
»Ich habe dich auf dem Rückweg angerufen, aber du bist nicht drangegangen.«
Sie deutet auf ihren iPod und zuckte mit den Achseln. »Sorry. Hab dich wohl nicht gehört. Aber was hat sie jetzt gesagt?«
Er wandte sich ab von ihr, trat zum Fenster und starrte in den Nachthimmel hinaus.
»Ich weiß nicht so recht, wie ich dir das sagen soll.«
»Oh mein Gott, was denn?« Sie stand ganz nah hinter ihm, er spürte ihren Atem in seinem Nacken. »Was musst du mir sagen?«
Ohne sich umzudrehen nahm er das Handy aus der Tasche, rief das Foto auf und reichte es über die Schulter nach hinten.
»Sieh dir das an.«
Er fühlte, wie es ihm aus der Hand gerissen wurde, und wartete, als er hörte, wie Dawn damit herumfummelte. Jeden Moment …
Ein Keuchen und dann: »Was ist das?«
»Geld.«
»Das sehe ich, aber …«
»250.000 Dollar, um genau zu sein.«
»Oh mein Gott! Ich begreife das nicht.«
Er hielt es für den rechten Moment, sie jetzt anzusehen. Nachdem er sich langsam umgedreht hatte, ergriff er sie an den Schultern und blickte tief in ihre blauen Augen.
»Deine Mutter hat mir das angeboten.«
Sie riss die Augen auf. »Warum sollte sie … oh nein!«
Er nickte. »Ja. Das würde mir gehören, wenn ich es nähme, in mein Auto stiege und dich nie wiedersehen würde.«
Sie trat einen Schritt zurück und ihr Blick schwankte zwischen ihm und dem Telefondisplay. »Ich kann echt voll nicht glauben, dass sie so was tun würde!«
»Du hältst den Beweis in den Händen. Und die Tatsache, dass ich hier bin, beweist dir, wie ich geantwortet habe.«
»Ich kann trotzdem nicht glauben …«
Er blickte verletzt drein. »Glaubst du, dass ich lüge?«
»Nein, natürlich nicht. Aber das … das passt so echt gar nicht zu ihr.«
»Dann ruf sie an. Frag sie. Hör dir an, was sie zu sagen hat.«
Sie sah ihn an. »Und du bist dann nicht verletzt? Es ist ja nicht, dass ich dir nicht vertraue, aber …«
Er deutete auf das Telefon in ihrer Hand. »Tu es. Worauf wartest du? Lass uns das hier und jetzt klären.«
»Gut.«
Sie klang verängstigt, sah aus, als würde sie mit dem Schlimmsten rechnen, und tippte auf die Tasten, als wären es glühende Kohlen. Schließlich hob sie das Telefon ans Ohr. Jeremy setzte sich und zog sie neben sich, dann drehte er das Telefon in ihrer Hand in einem Winkel, dass auch er mithören konnte.
In ihm verkrampfte sich alles. Er hatte hoch gepokert. Hoffentlich ging das gut.
Die Stimme von Moonglow. »Hallo?«
»Mama? Ich bin’s. Ich glaube, du weißt, warum ich anrufe.«
»Oh, Dawn, ich …«
»Ist das wahr? Das ist alles, was ich wissen will. Hast du Jerry Geld angeboten, damit er mich verlässt?«
»Das ist nicht so, wie du denkst.«
»Hast du oder hast du nicht?«
»Ja, aber …«
Dawn schrie auf und schleuderte das Telefon durch den Raum. Es schlitterte über den Boden und prallte von der gegenüberliegenden Wand ab, als sie das Gesicht in ihren Händen verbarg.
»Es stimmt!
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