Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Aber nichts. Vielleicht hielt die Polizei die Sache unter Verschluss, bis sie das doppelt überprüft und das FBI zurate gezogen hatten.
Irgendwann im Laufe des Tages würde das bekannt werden. Musste es einfach. Und dann wäre die klinische Studie zumindest für Bolton beendet.
So eine einfache Lösung. Sie war ihm erst eingefallen, als Sam anfing, ihn zu provozieren. Bei all der Gewalt, die direkt unter Boltons Oberfläche brodelte, reichte es vollkommen aus, von einem Betrunkenen geschlagen zu werden, um sie freizusetzen. Danach …
»Wow!« Er winkte George zu, als er eine bekannte Stimme hörte. »Dreh noch mal zurück. Was war das?«
George sah zu ihm rüber. »Seit wann interessiert dich das, Jack?« Aber er stellte den Sender wieder ein.
»Genau da!«, sagte Jack, als er Hank Thompsons Stimme hörte. »Welcher Sender ist das?«
George entzifferte die Anzeige. »8,20. Wieso?«
WNYC – ein lokaler Sender.
»Können wir uns das einen Moment lang anhören?«
»Normalerweise haben wir ja einen Nachrichtenkanal laufen, aber weil du es bist …«
Jack hatte vor geraumer Zeit mal etwas für George erledigt.
»Nur ein paar Sekunden.«
Er hörte sich Thompsons mittlerweile vertraute Message an, dann hörte er den Moderator sagen, dass er »live im Studio« sei – wie sollte er das sonst sein? – und für telefonische Fragen zur Verfügung stehe.
»Danke«, sagte Jack, leerte seinen Kaffee in einem Zug, warf einen Zehn-Dollar-Schein auf den Tresen – genug für das Essen und ein großzügiges Trinkgeld – und verließ das Diner.
Wo zum Teufel saß der Sender?
Er rief bei der Auskunft an und erfuhr, dass der Sitz von WNYC Centre Street 1 war. Am City Hall Park. Er winkte einem Taxi und ließ sich dorthin fahren.
Centre Street 1 entpuppte sich als klein geratener Wolkenkratzer. Er wusste nicht, wo da im Gebäude WNYC saß, aber das kümmerte ihn auch nicht. Er wollte nur mitbekommen, wenn Hank Thompson das Gebäude verließ.
Er hatte noch nicht die nötige Kaffeedröhnung bekommen, deswegen bestellte er sich noch einen Kaffee bei einem Straßenhändler.
»To go«, fügte er rein zum Spaß noch hinzu.
Der Mann mit dem Verkaufskarren sah ihn finster an. »Es ist viel zu früh an einem Sonntagmorgen, um sich mit mir anzulegen.«
Jack pfiff I Love New York, während er sich eine Stelle auf der anderen Straßenseite suchte, von wo er den Eingang im Blick hatte. Er machte es sich gerade gemütlich, als sein Telefon klingelte – wahrscheinlich das einzige Telefon in der ganzen Stadt, das noch klingelte, statt Musik abzuspielen.
Er sah auf die Rufnummer. Eine 914-Vorwahl.
Levy.
»Wir müssen uns treffen«, sagte der ohne jedes Vorgeplänkel.
»Wir haben uns gerade gestern getroffen. Gibt es bereits etwas über die Sache, wegen der ich Sie noch angerufen hatte?«
»Eine Menge. Das ist einer der Gründe, warum wir miteinander reden müssen.«
Jack gefiel das ganz und gar nicht. »Und das heißt?«
»Er ist draußen.«
»Draußen?«
»Draußen, auf Kaution entlassen.«
»Was? Wie zum Teufel …?«
»Ich weiß, wie, und das ist einer der Gründe, warum wir uns noch einmal treffen müssen.«
»Der eine reicht schon. Mehr brauchen wir gar nicht.«
»Haben wir aber.« Levy klang aufgeregt. »Ich habe verblüffende, nein – unglaubliche Neuigkeiten.«
»Die haben Sie mir gerade schon aufgetischt.«
»Das hier könnte das toppen.«
»Raus damit.«
»Nicht über das Telefon. Außerdem müssen Sie das sehen, um es zu glauben.«
»Nun, dann müssen Sie in die Stadt kommen.«
»Es ist Sonntag. Meine Frau …«
»Wenn es wirklich so wichtig ist, dann finden Sie auch einen Weg.«
Eine Pause, dann: »Ich schätze, ich kann mich ein paar Stunden freimachen … Wo treffen wir uns?«
»Ich bin im Augenblick draußen vor Centre Street 1.«
»Aber ich kenne mich in der Stadt nicht aus.«
»Verdammt. Sie haben doch sicher ein Navi in Ihrem Infinity. Benutzen Sie es.«
»Oh, ja, natürlich. Vergessen Sie das.«
»Geben Sie Centre Street 1 ein und folgen Sie den Anweisungen. Um diese Zeit an einem Sonntag gibt es fast keinen Verkehr. Sie sind im Handumdrehen hier.«
Er beendete das Gespräch und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Eingang des Gebäudes zu, seine Gedanken kreisten aber weiter um das, was Levy gesagt hatte.
Bolton auf Kaution entlassen … Wie konnte das nur passieren? Jemand könnte zwar genügend Einfluss haben, die Sache aus den Nachrichten herauszuhalten, aber niemand hatte die
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