Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Verhaftung und Verurteilung zu entgehen. Oder vielleicht verfügte er auch nicht über das Auslöser-Gen. Zu der Zeit, als er hier war, hatten sie noch nichts von der Existenz dieses Auslösers gewusst. Aber Aaron würde jetzt daraufhin untersuchen.
Biologische Grunddaten: Hmm. Im Januar desselben Jahres wie Jeremy Bolton geboren. Elf Monate älter. Interessanter Zufall. Geboren in Selma, Alabama. Mutter: Diane Thompson. Vater unbekannt. Keine Geschwister. Noch eine Übereinstimmung: Thompson wie Bolton waren die einzigen Söhne von mittellosen alleinerziehenden Müttern.
Aaron machte sich eine Notiz: Geschwisterzahl von hohen Reaktanden überprüfen. Verhindert ein hoher anDNA-Anteil spätere Geschwister?
Er kam gerade zur letzten Seite, als sein Mobiltelefon klingelte. Er sah auf die Anruferkennung, aber da stand kein Name. Robertson? Er nahm das Gespräch an.
»Ja?«
»Ich bin es. Unser gemeinsamer Freund wurde soeben von der New Yorker Polizei in Handschellen aus einer Bar abgeführt. Es scheint, er ist in eine heftige Schlägerei verwickelt gewesen. Er wird gerade im 112ten Revier erkennungsdienstlich behandelt.«
Dann war der Anrufer weg. Aber Aaron wusste, wer das war.
Er hat es geschafft!
Irgendwie, auf irgendeine Art war es Jack gelungen, dass Bolton verhaftet wurde. Und es so aussehen zu lassen, als wäre es Boltons eigene Schuld gewesen.
Erstaunlich.
Die routinemäßige Überprüfung der Fingerabdrücke würde die Alarmglocken bei VICAP, dem FBI-Fahndungsprogramm, schrillen lassen. Der daraus resultierende Skandal würde eine Publicity-Katastrophe für die Creighton-Anstalt sein, aber das war nicht sein Problem. Darum konnte sich die Behörde kümmern. Aber eines war sicher: Jeremy Bolton war endgültig weg von der Straße.
Aaron lehnte sich zurück. Gott sei Dank! Vielleicht könnte er jetzt mal wieder eine Nacht durchschlafen.
Als er so dasaß, fiel sein Blick auf die Hank-Thompson-Akte und das Entlassungsfoto, bei dem sie geöffnet war. Irgendwas kam ihm an diesen Augen bekannt vor …
Und dann fiel es ihm ein.
Aaron spürte, wie sein Unterkiefer aufklappte, als eine Schockwelle ihn erfasste. Er wusste, warum ihm der junge Hank Thompson so bekannt vorkam. Wenigstens war er sich ziemlich sicher. Er musste es verifizieren.
Er schaltete den Rechner ein und tippte den Zugangscode der höchsten Geheimhaltungsstufe für Jeremy Boltons Akte ein. Er scrollte hinunter, bis er zum Aufnahmefoto kam, dann beugte er sich vor und starrte den Bildschirm an.
Oh ja. Ja! Das war wunderbar. Bolton würde nicht nur wieder in Haft sein, Aaron hatte jetzt auch noch das hier!
Das war absolute Spitze!
Sonntag
____________________
1.
Jack benutzte ein Stück Toast, um die letzten Reste seines Omelette-mit-allem – Schinken, Wurst, Speck, Pilze, Zwiebeln und Peperoni – auf seine Gabel zu verfrachten. Gia war bei der Physiotherapie und Vicky begleitete sie. Abe schlief sonntags aus, deswegen hatte er einen Spaziergang zum Highwater Diner in den Westlichen 50ern gemacht – so weit westlich, dass es schon fast im Hudson war. Er liebte Schnellrestaurants und das Highwater hatte immer noch die ursprüngliche Chromausstattung aus den 40er-Jahren. Aber es und seinesgleichen wurden in Manhattan mittlerweile zu einer bedrohten Art. Er vermisste das alte Munson an der 11th Avenue – es hatte 2004 geschlossen. Er mochte auch das Cheyenne an der 9th Avenue in den 30ern, spürte aber, dass auch dessen Tage gezählt waren.
Er sollte sich wohl besser an den Überlebenden erfreuen, solange das noch ging. Kaffee, Schinken, Toast, zwei Spiegeleier – gab es eine bessere Mahlzeit auf der Welt? Und George Kuropolis, der Besitzer und Chefkoch, wusste genau, wie er sie zu braten hatte, damit sie von beiden Seiten angebraten waren, der Dotter aber noch flüssig war. Aber an diesem Morgen hatte sich Jack ein Omelette-mit-allem gegönnt.
Er saß am Tresen und nippte an seinem dritten Kaffee, während der kahlköpfige, rundliche George an seinem Radio herumhantierte, von Sender zu Sender schaltete und nach Gott-weiß-was suchte. An einem Sonntagmorgen sollte man vom Radio nicht zu viel erwarten.
Vor allem heute nicht. Warum gab es nichts über Bolton? Das Revier musste mittlerweile seine Fingerabdrücke überprüft haben. Die Sender sollten die Nachricht über den zu lebenslänglicher Haft verurteilten Atlanta-Abtreibungs-Mörder, der wegen einer Kneipenschlägerei in Queens verhaftet worden war, förmlich herausschreien.
Weitere Kostenlose Bücher