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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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nicht.«
    Was für ein selbstverliebter, vermessener Bastard, dachte ich. Hinter seinem Rücken betrat ich das Zimmer. »Die haben Sie aber schon gefunden«, sagte ich.
    Ich hätte meinen Mund halten sollen. Selbstverliebtheit und Vermessenheit können jedem das Kreuz brechen.
    Der Killer wirbelte herum und drückte ab, noch bevor ich mein böses Gesicht aufgesetzt hatte.
    Seine Kugel verfehlte mich. Gerade so. Aber ich zuckte zusammen, als ich das Feuer erwiderte und verfehlte ihn ebenfalls.
    Manchmal hat plötzlich ausbrechende Gewalt eine merkwürdige Auswirkung auf die Sinne. Wenn das Adrenalin durch den Blutkreislauf pumpt, kann es einem vorkommen, als ob das Leben sich verlangsamt, so dass alles um einen herum wirkt wie eine extrem scharfe Zeitlupenaufnahme auf einem 3D-Bildschirm. In Wirklichkeit liegt das nur daran, dass das Gehirn auf Hochtouren arbeitet und die Optionen zwischen Kampf- und Fluchtreflex abwägt.
    Ich hatte ein Déjà-vu, als ich erneut den Abzug betätigte und sah, wie sich der Jackettstoff des Mannes aufblähte, als die Kugel austrat. Leider floss kein Blut. Ich hatte das Arschloch zum zweiten Mal verfehlt. Er rollte sich zur Seite und schoss über seinen Körper hinweg auf mich. Ich warf mich zu Boden und gab eine Salve von fünf Schüssen ab. Im Gegensatz zu seiner schallgedämpften Pistole röhrte meine SIG wie Thors Schlachtruf.
    Ich war hier als tapferer Ritter, der das in Schwierigkeiten geratene Burgfräulein retten sollte. Wenn ich jetzt draufgehen würde, wäre ich ihr keine große Hilfe mehr.
    Ich setzte mich auf und zielte mit meiner SIG auf den Killer.
    Er musste einen ähnlich wichtigen Grund zum Weiterleben gehabt haben, denn er feuerte zurück. Ein stechender Schmerz an meiner rechten Schulter. Kein lebensgefährlicher Treffer, ich hatte schon öfter Kugeln abbekommen und erkannte, dass mich das Geschoss kaum gestreift hatte. Aber es reichte, um meine Schusshand abzulenken. Als ich das Feuer erwiderte, schlugen die Kugeln ein Stück über ihm im Türrahmen ein, und er rettete sich ins Treppenhaus. Das Poltern seiner Füße auf der Treppe hallte durch das ganze Haus.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass er in den nächsten Sekunden nicht in das Zimmer zurückkehren würde, und suchte nach Marianne. Sie war nicht verletzt, befand sich aber kurz vor einem Zusammenbruch. Jorgenson kauerte gebückt neben ihr, sein Hintern berührte fast seine Fersen.
    »Sind Sie okay?«, fragte ich, meine Worte an beide gerichtet.
    Nachdem ich ihr Nicken registriert hatte, rollte ich mich auf den Bauch und zielte auf die Tür. »Jorgenson«, rief ich, »kommen Sie her.«
    Jorgenson blinzelte mich an und erhob sich halb aus seiner geduckten Haltung. Dann sank er wieder in sich zusammen. Er wusste wohl selbst nicht warum, aber mir näher kommen wollte er auch nicht.
    Ich brüllte ihn an: »Wenn Sie hier lebend rauskommen wollen, werden Sie tun müssen, was ich Ihnen sage. Und jetzt kommen Sie verdammt nochmal hierher!«
    Ich hatte diesen Auftrag in dem Wissen angenommen, dass ich Bradley Jorgenson unter Umständen töten musste. Komisch, welche Kapriolen das Schicksal manchmal schlägt. Das Auftauchen dieses Möchtegern-Killers hatte meiner Mission eine ganz andere Dynamik verliehen. Für mich war Bradley Jorgenson jemand, den man hassen musste, jemand, den man mit weniger Bedauern erschießt als einen tollwütigen Hund. Und jetzt war ich hier und bot ihm meinen Schutz an.
    »Haben Sie eine Waffe?«, fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was ist mit ihm?« Ich nickte rüber zu dem Mann, der über dem Schreibtisch zusammengebrochen war.
    Jorgensons Augen füllten sich mit Tränen. Er schüttelte traurig den Kopf.
    »Sehen Sie nach«, befahl ich. »Er könnte eine Waffe haben.«
    »Hat er nicht«, sagte Jorgenson. »Das ist mein Vater. Er verabscheute Gewalt. Er war ein Mann, der einzig und allein den Schmerz bekämpfen wollte.«
    Wie nobel, dachte ich, und doch so fehlgeleitet. Jemand, der seine Milliarden mit Militäraufträgen verdient, kann nicht die Moralkarte ausspielen, wenn man die Quellen seines Einkommens kritisiert.
    Er konnte sagen, was er wollte, aber Papi Jorgenson hatte genauso viel mit der Entstehung von Schmerz zu tun wie mit dessen Behandlung.
    »Nachsehen!«, forderte ich.
    Ich erhob mich und krabbelte zur Tür. Ich hielt mich geduckt, schob den Kopf durch den Türrahmen und zog ihn wieder ein. Den Killer konnte ich nicht sehen, aber sehr wahrscheinlich befand er sich noch im

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